29. Juli 2021 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Osborne und Rommelmann holen Silber im LM2x, Zeidler verpasst überraschend Finale

Jonathan Rommelmann und Jason Osborne gewinnen Silber im LM2x. Fotos: Merijn Soeters
Großer Jubel im Ziel.
Favorit Oliver Zeidler hat das Einer-Finale überraschend verpasst.
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Da ist sie – die erste Medaille für den Deutschen Ruderverband bei den Olympischen Spielen in Tokio. Jason Osborne und Jonathan Rommelmann haben Silber im leichten Männer-Doppelzweier geholt. Einer-Fahrer Oliver Zeidler hat das Finale im Einer als Vierter seines Halbfinals überraschend verpasst.

Osborne und Rommelmann schreiben Geschichte
Es wurde der angekündigte Kampf zwischen Deutschland und Irland um olympisches Gold. Jason Osborne und Jonathan Rommelmann (Mainzer RV 1878 e.V./Crefelder RC) sind wie gewohnt stark vom Start losgefahren. Als führendes Boot vor Italien und Irland gingen sie auf die zweiten 500 m. Diese drei Boote konnten sich schon frühzeitig von der Konkurrenz lösen. Nach 1000 m lag das deutsche Boot weiter an Position eins, dicht dahinter die Iren. Italien hatte zu diesem Zeitpunkt schon zwei Sekunden Rückstand. Auf der dritten Teilstrecke erhöhten die Iren das Tempo und zogen mit den Deutschen gleich. Bug an Bug ging es auf die letzten 500 m. Noch war nichts entschieden. Mit einem Zwischenspurt bei 1750 m konnten die Iren sich dann mit einer halben Länge von Osborne und Rommelmann lösen. Das Duo versuchte dagegen zu halten, aber es hat nicht ganz gereicht. Am Ende belohnen sich die Deutschen nach einem ganz starken Auftritt mit der Silbermedaille – großer Jubel im Ziel. „Ich kann es noch nicht so ganz fassen. Man merkt schon, dass hier ordentlich mehr Druck im Kessel ist bei der Veranstaltung. Ich habe versucht, das im Vorfeld so gut es geht klein zu halten und mir nicht so viel Druck zu machen. Wir wussten, dass wir gut in Form sind, wir wollten alles geben und vorne angreifen. Ich denke wir haben den Iren heute einiges für ihr Geld geboten. Und die hatten mit uns ganz schön zu kämpfen. Wir sind super zufrieden, sind ein All-Out-Rennen gefahren. Wir können uns nichts vorwerfen, mit einer Silbermedaille bei Olympia sowieso nicht“, freut sich Jonathan Rommelmann und Jason Osborne ergänzt. „Wir hatten das Ziel, die Iren zu schlagen, so sind wir auch in das Rennen gegangen. Bis auf die letzten 300 m waren wir gut dabei, sogar gleichauf. Das war unser bestes Rennen der Saison, wir haben auf den Punkt geliefert. Wir haben alles gegeben und den Iren das Leben schwer gemacht. Ich denke, damit können wir zufrieden sein. Später im Studio der Sportschau sagte Osborne. „Wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren.“

Es ist die erste olympische Medaille für den Deutschen Ruderverband in dieser Bootsklasse. Damit haben die beiden sich in die Geschichtsbücher eingetragen. „Ich denke, darauf können wir stolz sein“, so Osborne. „Ein riesiges Dankeschön an unsere Trainerin Sabine Tschäge. Die Medaille ist auch ein großes Stück ihr Werk“, so Rommelmann. „Es war das allerbeste Rennen von den beiden. Die Iren sind einfach brutal stark, aber wir sind deutlich besser geworden. Der Abstand zu den anderen Booten war doch deutlich, das gibt es in dieser Bootsklasse eigentlich gar nicht. Es war ein Rennen auf Augenhöhe. Es gab keinen Punkt, an dem wir hätten mehr machen können“, freut sich Tschäge, die einzige Trainerin im DRV-Team.

Favorit Zeidler nur im B-Finale
Für Osbornes und Rommelmanns WG-Mitbewohner im Olympischen Dorf, Oliver Zeidler, ist der Olympiatraum heute hingegen frühzeitig geplatzt. Zeidler ist mit dem Ziel olympische Goldmedaille nach Tokio gereist. Jetzt steht der Weltmeister von 2019 überraschend nur im B-Finale. Zeidler kam heute mit dem erneut extrem windigen und welligen Bedingungen nicht zurecht. Besser gelang dies dem Griechen Stefanos Ntouskos, der sich nach dem Start an die Spitze des Feldes setzte und das Tempo vorgab. Zeidler reihte sich hinter dem Dänen Sverri Nielsen auf Rang drei ein. Mit knapp einer Länge Rückstand auf den Griechen ging Zeidler Bug an Bug mit Nielsen auf die letzten 500 m. Der Russe Alexander Vyazovkin auf Rang vier lag zu der Zeit fast zwei Sekunden dahinter. Das sollte doch reichen, um den dritten Platz abzusichern. Doch Vyazovkin überraschte mit einem starken Schlussspurt, dem der Deutsche heute leider nicht gegenzusetzen hatte. Die Enttäuschung im Ziel war groß." Ich bin sehr enttäuscht, vor allem nach dem bisher so erfolgreichen Saisonverlauf. Das wird jetzt alles ein bisschen dauern, die Niederlage nagt schon sehr an mir. Morgen im B-Finale möchte ich aber nochmal alles reinhauen, eine gute Platzierung erreichen und damit einen Schlussstrich unter die Olympischen Spiele in Tokio ziehen. Hinsichtlich der Bedingungen kann ich nur sagen, das ist derzeit nicht wirklich mein Wasser und daher bin ich auch daran etwas gescheitert. Ich kann mir aber nicht vorwerfen, dass ich nicht alles gegeben habe. Die anderen waren heute einfach besser", so Zeidler und sein Vater Heino Zeidler ergänzt: "„Olli hat sich körperlich total verausgabt. Es waren heute wieder extrem schwierige Bedingungen, da fehlten Olli dann die Erfahrungen."

Herausfordernde Bedingungen
Auch Sportdirektor Mario Woldt zeigte sich enttäuscht. „Die Ergebnisse sind schon enttäuschend. Wir hatten unsere klaren vier Medaillenhoffnungen und sehen, dass jetzt zwei davon weg sind, die kommen auch nicht wieder. Gleichzeitig freuen wir uns natürlich über die Silbermedaille im leichten Doppelzweier, die Jungs sind ein super Rennen gefahren. Herzlichen Glückwunsch an Jason und Jonny!

Die Bedingungen stuft Woldt als „herausfordernd“ ein. „Wir hätten uns sicherlich bessere Bedingungen gewünscht. Aber es gab aber keinerlei Diskussionen unter den Nationen, dass die Notwendigkeit einer Verschiebung besteht. Es ist alles noch vertretbar. Da herrschte in Rio 2016 noch ein anderer Tenor.“

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

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