26. Juli 2021 | Wettkampfsport | von Hans Strauss

Rolf Warnke: Tokio als Krönung der Schiedsrichter-Karriere

Welchen Job sie haben, erfahren Rolf Warnke (links) und die anderen 19 Schiedsrichter der olympischen Ruderwettbewerbe immer erst am Morgen kurz vor den Rennen. Hier ist der DRV-Vizepräsident zusammen mit Präsident Siegfried Kaidel an der Strecke.

Für Rolf Warnke ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Der Vizepräsident Finanzen und Ressortvorsitzender Wettkampfwesen im Deutschen Ruderverband aus Münster gehört bei den Olympischen Spielen in Tokio zur 20-köpfigen Jury der Ruderwettbewerbe. Der DRV hatte ihn vorgeschlagen und Warnke ist angesichts der großen Konkurrenz schon „ein bisschen stolz“, dass er ausgewählt wurde.

Schon 1986 hat Warnke seine nationale Schiedsrichter-Lizenz erworben. Seit vielen Jahren bereits gehört er zum Kreis der knapp 500 internationalen Schiedsrichter weltweit. Olympia aber bedeutet die Krönung seiner Laufbahn. Zum einen, weil der Weltverband FISA jedem seiner Referees nur einmal im Leben die Teilnahme an den Spielen ermöglicht. Zum anderen, weil Warnkes Erfahrungen aus den ersten Tagen am Sea and Forest Waterway seine eigenen Erwartungen weit übertroffen haben. „Was den Inhalt unserer Arbeit angeht, gibt es nicht so große Unterschiede zu einer Weltmeisterschaft. Was die Zahl der Rennen am Tag angeht, ist es sogar eine kleine Regatta. Aber eben eine von riesengroßer Wichtigkeit. Es wird auf alle Details großer Wert gelegt“, sagt Warnke. Insofern ist sein Fazit eindeutig: „Olympia ist viel besser und schöner als jede WM – eben einmalig.“

Schon am Morgen nach dem Eintreffen ging es für die Schiedsrichter los. Erst Einkleidung, in den drei Tagen vor dem Beginn der Vorläufe am vergangenen Freitag probten der Deutsche und zwei Kollegen dann in einem Dreier-Team den Start und führten die Rennen der Ersatzleute durch. Die Starthelfer, die Seitenrichter und das in Tokio verwendete Startschuhsystem – das alles musste in Einklang gebracht werden, um dann makellos zu funktionieren.

Einen Fehlstart gab es übrigens bisher nicht. Rolf Warnke führt das darauf zurück, dass sich die Ruder*innen daran gewöhnt hätten, „erst loszufahren, wenn die Ampel auf Grün steht“. Am Bildschirm würde es dem Seitenrichter dank eines eingefrorenen Bildes im Augenblick des Umspringens der Ampel sofort auffallen, wenn ein Boot zu früh losgefahren wäre.

An den Regattatagen selbst wartet auf die olympischen Schiedsrichter täglich eine andere Aufgabe. „Wir erhalten immer am Morgen unseren Einsatzplan, dann ist Besprechung“, sagt Warnke. Langweilig wird es so nicht. Er war bisher im Motorboot auf dem Wasser unterwegs und dann Verantwortlicher der Kontrollkommission, die unter anderem das Hereinkommen der Boote nach dem Rennen und den Gang der Sportler zur Dopingkontrolle beaufsichtigt.

Die Taifun-Warnung sorgte natürlich auch bei den Schiedsrichtern am Montag und Dienstag für zwei wettkampffreie Tage. Warnke fuhr am Montag dennoch zur Strecke, um das Training anzusehen und mit den DRV-Kollegen zu sprechen. „Es gab ein bisschen Gegenwind, aber die Bedingungen wären auf jeden Fall ruderbar gewesen“, sagte er. Am Dienstag nutzt die FISA die Zeit zu einem Seminar, bei dem die Schiedsrichter über die 2022 anstehenden Regeländerungen unterrichtet werden.

Über die strengen Corona-Bedingungen, unter denen die Spiele stattfinden, ist auch Warnke nicht glücklich. „Für mich persönlich wäre es natürlich das Sahnehäubchen gewesen, wenn alles normal hätte ablaufen können.“ Direkt vor dem ursprünglich geplanten Olympia-Termin 2020 hatte er für seine Frau und sich privat schon eine zweiwöchige Rundreise durch Japan gebucht, nach den Spielen hätten beide noch eine weitere Woche in der Millionen-Metropole Tokio verbracht. Das schöne Programm musste storniert werden, jetzt konnte er nur alleine reisen. „Aber die Reise werden wir noch einmal nachholen“, sagt Warnke.

Und dann wird der Manager des privaten Bahn-Unternehmens National Express endlich auch den legendären japanischen Schnellzug Shinkansen näher in Augenschein nehmen, den er von seinem  Tokioter Hotelfenster ständig in den Bahnhof gegenüber einfahren sieht. Einfach hinzugehen, momentan ist auch das für die ausländischen Olympia-Gäste untersagt, wenn sie kürzer als 14 Tage im Land sind.  

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