29. Juni 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss und Luisa Gärtner

Drei Mal Gold und den Aufwärtstrend bestätigt

Starkes Comeback: Der Männer-Achter des DRV feiert in Luzern seinen ersten Weltcupsieg seit drei Jahren – mit halber Bootslänge vor Australien. Foto: meinruderbild
Souveräner Auftritt: Der Frauen-Doppelvierer um Schlagfrau Pia Greiten überzeugt mit einem starken Rennen und holt sich den Weltcupsieg in Luzern. Foto: meinruderbild
Starke Leistung: Der Frauen-Achter zeigt ein kämpferisches Rennen und erreicht im A-Finale einen starken vierten Platz – nur acht Hundertstel hinter Bronze. Foto: meinruderbild
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Der Finaltag des Weltcups in Luzern war auch der heißeste von drei sehr warmen Tagen mit Temperaturen um 33 Grad – harte Bedingungen für alle Athletinnen und Athleten. In sieben A-Finals war die deutsche Nationalmannschaft vertreten. Als Sieger durften sich der Frauen-Doppelvierer und der Männer-Achter feiern lassen. Insgesamt gab es drei Goldmedaillen für den DRV. Bereits am Samstag hatte sich der Para-Doppelzweier PR3 mit Jan Helmich und Hermine Krumbein durchgesetzt. Dazu kamen drei vierte Plätze für Marc Weber im Männer-Einer, den Männer-Doppelvierer und den Frauen-Achter, der nur acht Hundertstel am Podium vorbeiruderte. In der Nationenwertung belegte Deutschland Rang zwei hinter Rumänien.

Sens und Schwarzrock sind zufrieden

Cheftrainer Marcus Schwarzrock war mit der deutschen Bilanz zufrieden: „Wir haben drei Siege auf dem Rotsee gefeiert – im PR3 Mixed-Doppelzweier, im Frauen-Doppelvierer und im Männer-Achter – sowie drei knapp verpasste Podestplätze mit vierten Rängen. Besonders der Frauen-Achter hat einen weiteren Schritt nach vorn gemacht und sich nur hauchdünn hinter Australien platziert. Eine richtig starke Vorstellung!“ Das bestätige, so Schwarzrock, "was ich in den letzten Wochen immer wieder betont habe: Wir sind auf einem guten Weg. Natürlich gibt es in einzelnen Bootsklassen auch Rückschritte. Aber die Gesamtrichtung stimmt, die Stimmung im Team ist sehr gut, das Training greift – und es macht einfach Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.“

Auch Sport-Vorstand Robert Sens verließ Luzern zufrieden. „Die gesamte Mannschaft zeigt einen klar positiven Trend – wir erleben ein deutsches Team, das nicht nur sportlich überzeugt, sondern auch geschlossen, sympathisch und mit viel Energie auftritt. Von Wettkampf zu Wettkampf wächst die Mannschaft weiter zusammen. Das Zusammenspiel zwischen Trainerteam und Athletinnen und Athleten ist sehr harmonisch – und genau das macht Hoffnung und Lust auf mehr.“

Frauen-Doppelvierer siegt souverän

Seiner Favoritenrolle gerecht wurde der Frauen-Doppelvierer. Sarah Wibberenz, Frauke Hundeling, Lisa Gutfleisch und Pia Greiten (RC Havel Brandenburg, Deutscher RC, Heidelberger RK, und Osnabrücker RV) holten nach zwei zweiten Plätzen bei der EM und in Varese den ersten Sieg der Saison. Die Mannschaft lag von Beginn an in Führung und geriet trotz der Rückenbeschwerden von Schlagfrau Pia Greiten nie in Gefahr, den Sieg zu verlieren. Rumänien holte sich im Endspurt den zweiten Platz vor Polen. „Der Start war sehr nervös, aber auf der Strecke lief alles wie ein Schweizer Uhrwerk“, sagte Trainer Marcin Witkowski. „Mit Großbritannien und den Niederlanden waren die gefährlichsten Gegner nicht in Luzern, aber wir haben noch Reserven und die heben wir uns für die Weltmeisterschaft in Shanghai auf.“ 

„Das Rennen heute war nochmal eine Steigerung im Vergleich zu unseren vorherigen“, sagte Frauke Hundeling. „Das gibt uns jetzt viel Selbstvertrauen für die kommenden Wochen, die ganz im Zeichen des Trainings stehen. Natürlich wissen wir, dass Nationen wie Großbritannien, die Niederlande und Frankreich hier nicht am Start waren, also nicht die gesamte Weltspitze. Trotzdem sind wir zufrieden: Wir haben gezeigt, dass wir vorne mitfahren wollen – und werden.“

Männer-Achter siegt erstmals seit drei Jahren

Erstmals seit drei Jahren hat der Männer-Achter wieder ein Rennen gewonnen, für die jüngeren Ruderer im Großboot war es der Allererste. Entsprechend gut war die Stimmung bei Paul Klapperich, Mattes Schönherr, Benedict Eggeling, Tobias Strangemann, Olaf Roggensack, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister und Jonas Wiesen (Bonner RG, RC Potsdam, RC Favorite Hammonia, RV Dorsten, RC Tegel, RTHC Bayer Leverkusen, RV Münster, Frankfurter RG Germania und RG Treis-Karden) nach dem anstrengenden Duell mit Australien um den Sieg, der letztlich mit einer halben Länge Vorsprung gelang. „Das war emotional. Ich bin glücklich. Auf dem Rotsee zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes“, freute sich Trainer Mark Emke mit seinem Team. „Der Sieg war fällig. Das war jetzt nicht das wahnsinnstolle Rennen. Aber wir haben uns eine solide Basis erarbeitet, so dass wir nie unter ein gewisses Niveau fallen. Und am Ende haben wir Willen gezeigt“, meinte Sönke Kruse. Bei den ersten Zwischenzeiten bei 500 und bei 1000 Metern lag der australische Achter mit einem Luftkasten in Führung. Davon ließ sich das deutsche Großboot nicht aus dem Konzept bringen.

Frauen-Doppelzweier nur auf dem sechsten Platz

Mit dem sechsten Platz im A-Finale musste sich der Frauen-Doppelzweier mit Juliane Faralisch und Alexandra Föster (Frankfurter RG Germania und RC Meschede) begnügen. Nach dem überzeugenden Sieg im Halbfinale hatten viele mit mehr gerechnet, doch die dafür nötige Stabilität hatte das erst vor zwei Wochen aus der Taufe gehobene Boot noch nicht. Während Favorit China auf der Nebenbahn vom Start weg davonzog, konnten die beiden Deutschen ihren Vorsatz, ebenfalls wieder mutig zu starten, nicht in die Tat umsetzen. Rang fünf nach 500 und 1000 Metern, bis zur 1500-Meter-Marke zog auch die USA noch vorbei. In den Kampf um Silber und Bronze konnten beide nicht mehr eingreifen, obwohl sie lediglich zwei Sekunden langsamer waren als im Halbfinale. China, Frankreich und Griechenland teilten sich die Medaillen. Ob es für Faralisch und Föster in diesem Boot auch Richtung WM weitergeht oder es bei diesem einen Versuch bleibt, werden die nächsten Wochen zeigen.

Weber beendet seine Saison auf Rang vier

Für Marc Weber (SuS Steinmühle Marburg) blieb im Finale des Männer-Einers wie schon bei der EM der vierte Rang. Lange fuhr Weber auf Bronzekurs, doch der Neuseeländer Logan Ullrich stieß bei seinem Rotsee-Debüt im Einer im Endspurt noch von Rang vier ganz nach vorne und machte die Hoffnungen des Hessen zunichte. Platz zwei ging an den Paris-Zweiten Yauheni Zalaty (Neutrale Athleten), Dritter wurde der junge Norweger Jonas Juel. „Insgesamt bin ich mit dem Wochenende wegen meiner gesundheitlichen Probleme zufrieden. Technisch war es dafür in den ersten drei Rennen sehr gut. Im Finale war es genau umgekehrt: Ich habe mich gut gefühlt, aber technisch habe ich überhaupt nicht reingefunden. Das wurmt mich, mit dem vierten Platz kann ich aber leben.“ Für Weber ist die internationale Saison, die er zunächst gar nicht geplant hatte, nun beendet. Er kümmert sich um sein Studium und seine Familie, will in der neuen Saison wieder angreifen. 

Rang vier Maximum für Männer-Doppelvierer

Viel Freude macht der Männer-Doppelvierer mit Tom Gränitz, Felix Heinrich, Ole Hohensee und Schlagmann Oliver Holtz (Berliner RC, RK Normannia Braunschweig, Stralsunder RC und Rostocker RC) im A-Finale. Das Top-Trio mit Sieger Großbritannien, Polen und den USA war wie erwartet zu schnell für die junge Mannschaft, doch mit Rang vier, den sie im Mittelteil des Rennens herausarbeitete, wurde das Maximum der Möglichkeiten erreicht. Australien und China landeten hinter dem DRV-Boot. „Das war prima. Die Jungs haben gezeigt, dass sie auf einem guten Level sind und haben im Finale geliefert. Jetzt brauchen wir etwas Geduld, um das Boot weiterzuentwickeln, aber darauf freue ich mich“, sagte Trainer Francesco Fossi. 

Frauen-Achter schrammt am Podium vorbei

Viel hat nicht gefehlt und der Frauen-Achter hätte es im A-Finale überraschend aufs Siegespodium geschafft. Gerade Mal acht Hundertstelsekunden fehlten, um Australien im Endspurt vom dritten Platz zu verdrängen. Die Rolle des DRV-Sorgenkinds hat das Boot längst abgestreift. „Ein tolles Rennen, leider nicht mit einer Medaille belohnt. Egal, aufstehen und weitermachen! Es macht viel Spaß, mit den Frauen zu arbeiten, da sie kritikfähig sind und konstruktiv mitarbeiten“, sagte Trainer Alexander Schmidt. Die Mannschaft bildeten Paula Gerundt, Paula Hartmann, Olivia Clotten, Tabea Kuhnert, Anna Härtl, Michelle Lebahn, Lene Mührs, Nora Peuser und Steuermann Florian Koch (Saarbrücker RG Undine, Mainzer RV, Neusser RV, SC Magdeburg, Frankfurter RG Germania, RC Potsdam, Kettwiger RG, RU Arkona Berlin und Donau-Ruderklub Ingolstadt). Tabea Kuhnert wurde rückgemeldet und fuhr das Finale anstelle von Judith Guhse. Rumänien gewann souverän vor den USA.

Konkurrenz zu stark für Klemp

Im Finale des PR1-Einers der Männer zeigte Marcus Klemp (OR Rostock) ein engagiertes Rennen. Über den dritten Platz bei drei Teilnehmern kam er allerdings, wie es sich nach dem Vorrennen abgezeichnet hatte, nicht hinaus. Der physisch enorm starke Australier Eric Horrie war wie schon bei seinem Sieg in Varese eine Klasse für sich. Den Rückstand auf den zweitplatzierten Franzosen Alexis Sanchez hielt Klemp jedoch in Grenzen. „Ein mental eher herausforderndes Rennen gegen die Uhr und sich selbst für Marcus“, sagte sein Trainer Lutz Bühnert. „Doch eigene Kontrolle und aktives Nachstellen haben gut geklappt. Wir sind insgesamt zufrieden und freuen uns auf die nächsten Schritte in Richtung Shanghai.“

Männer-Vierer auf Rang zehn

Das B-Finale der Männer-Vierer ohne hatte aus deutscher Sicht den Sonntag eröffnet. Nach dem Tausch des etwas angeschlagenen Niklas Schröder gegen Mark Hinrichs hatte Trainerin Sabine Tschäge die Möglichkeit genutzt, etwas auszuprobieren, und das Boot mit Friedrich Amelingmeyer am Schlag komplett umsortiert. Die Besetzung Hinrichs, René Schmela, Max John und Amelingmeyer (Limburger Club für Wassersport, Berliner RC, OR Rostock, Osnabrücker RV) kämpfte sich auf den vierten Platz und beendete die Regatta damit als Zehnter. Im Endspurt schloss der DRV-Vierer noch zum von Neuseeland, Großbritannien und Usbekistan gebildeten Spitzentrio auf. 

Bereits am Samstag hatten Jan Helmich und Hermine Krumbein (RC Hansa Dortmund und RK Normannia Braunschweig) im PR3-Doppelzweier ihren dritten Weltcup-Sieg gefeiert. 

Der zweite Frauen-Doppelzweier mit Johanna Debus und Charlotte Burgdorf (Frankfurter RG Germania und RV Weser Hameln) beendete die Regatta auf Platz 13. Im Männer-Zweier ohne belegten Kaspar Virnekäs und Simon Schubert (Münchener RC und TU Dresden Abt. Rudern) Rang 14. 

Revival für den Bronze-Vierer in Henley

Nach einem intensiven Juni mit drei Regatten im Zwei-Wochen-Rhythmus hat die gesamte Nationalmannschaft nun eine Woche frei zur „aktiven Erholung“ (Cheftrainer Marcus Schwarzrock). Pia Greiten wird aber trotzdem wieder im Ruderboot sitzen. So kann der komplette Bronze-Vierer der Olympischen Spiele von Paris den Traum verwirklichen, gemeinsam die Henley Regatta zu fahren. „Eine Woche Wandern in den Bergen wäre vielleicht erholsamer gewesen, aber ich freue mich schon riesig darauf, dass wir nochmal zusammen im Boot sitzen“, sagt Greiten. Maren Völz, Tabea Schendekehl und Leonie Menzel sind zwar derzeit nicht aktiv, trainieren aber alle. Wie Greiten wird auch Bootskollegin Lisa Gutfleisch nach Großbritannien reisen. Sie bildet einen internationalen Doppelzweier zusammen mit ihrer Schweizerin Freundin Sofia Meakin, der Partnerin von Einer-Olympiasieger Oliver Zeidler, der in Henley seinen Wiedereinstieg in den Leistungssport vollziehen wird.

Events

Boote

Vorlauf 4 7:04.82 1 . Platz
Viertelfinale 3 7:03.15 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:50.03 3 . Platz
Finale A 6:55.35 4 . Platz

Vorlauf 2 6:42.47 5 . Platz
Finale C 6:38.68 2 . Platz

Vorlauf 1 6:04.40 4 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:06.98 6 . Platz
Finale B 6:04.78 4 . Platz

Vorlauf 2 5:48.32 3 . Platz
Finale A 5:44.84 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:30.93 1 . Platz
Finale A 5:25.86 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 9:53.51 3 . Platz
Finale A 9:42.30 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:31.31 1 . Platz
Finale A 0:00.00

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:42.60 3 . Platz
Finale A 7:09.41 1 . Platz

Vorlauf 2 7:02.92 4 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:48.25 1 . Platz
Finale A 6:50.29 6 . Platz

Vorlauf 1 7:07.96 5 . Platz
Finale C 7:03.73 1 . Platz

Vorlauf 1 6:22.33 1 . Platz
Finale A 6:19.29 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:20.26 4 . Platz
Finale A 6:09.64 4 . Platz

Galerien