17. Jan. 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Lago Azul: Wichtige Wochen für die Bildung der Boote

Erkenntnisse sammeln heißt es für Trainer und Diagnostiker auf dem Lago Azul. Archivfoto: Nicky Hollaus

Der Januar und der Februar sind die entscheidenden Monate. Dafür, wer im Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris in den deutschen Groß- und Mittelbooten sitzen wird. Oder dafür, wer sich im Frühjahr in Luzern noch für Olympia qualifizieren soll. Deshalb geben sich die deutschen Ruderer bei den Trainingslagern in Portugal derzeit die Klinke in die Hand. Am Dienstagmorgen reisten die Skull- und Riemen-Männer nach knapp zwei Wochen nach Hause, am Dienstagnachmittag kamen die Skull- und Riemen-Frauen in Lago Azul sowie der angegliederte leichte Doppelzweier der Männer an. 

Harter Kampf um Plätze im Deutschland-Achter

Im Riemen-Bereich der Männer ist der Konkurrenzdruck besonders groß. 22 Ruderer bewerben sich für 14 Plätze im bereits für Paris qualifizierten Männer-Achter, im Vierer ohne und im Zweier ohne. Für manche sind die Chancen auf einen Platz im Achter in den ersten beiden Wochen des Jahres überraschend gestiegen, andere sehen ihren Rollsitz plötzlich stark gefährdet. Aber endgültig entschieden sei trotz der Vorbildung noch nichts, betont Cheftrainerin Brigitte Bielig. Sie und das Trainerteam um Disziplinchefin Sabine Tschäge brüteten viele Stunden über den möglichen Kombinationen. Eingeschränkt werden sie durch ein Ungleichgewicht:  Die Backbord-Seite ist personell sehr gut und damit deutlich besser aufgestellt als die Steuerbord-Seite.

Am 31. Januar kommen die DRV-Männer ein drittes Mal nach Portugal, erst dann werden sich die Bootsbesetzungen klären. Ein Ergo-Test Ende Februar muss aber auch noch überzeugend absolviert werden. Alle wollen in den Achter, aber ein schlagkräftiger Vierer, der um die Nachqualifikation kämpfen kann, ist auch das Ziel der Verantwortlichen.

Bittere Pille für Weber und Gelsen

Im Männer-Skull wurde auf dem Lago Azul ebenfalls viel probiert. Momentan sieht es beim für Paris qualifizierten Doppelvierer nicht danach aus, dass die Nachwuchskräfte aus der U23-Nationalmannschaft die fünf WM-Teilnehmer von Belgrad gefährden könnten. Nicht dabei war krankheitsbedingt der ebenfalls für die Olympischen Spiele qualifizierte Männer-Doppelzweier, eine bittere Pille für alle Beteiligten. Erst hatte es über die Feiertage Marc Weber erwischt, nun liegt der bei der Langstrecke Dortmund so überzeugende Jonas Gelsen flach. Beide hoffen, in Portugal in den nächsten Tagen wieder gemeinsam im Boot zu sitzen und planen zum Ausgleich für die Fehlzeiten einen vierwöchigen Aufenthalt.

Elf Frauen in der Einer-Überprüfung

Auch für die Frauen-Nationalmannschaft Skull geht der Prozess der Bootsbildung nun in die entscheidende Phase. Für Paris qualifiziert sind bisher nur der Einer und der Doppelvierer. Im Skull können sich alle elf Kandidatinnen für die drei Boote am kommenden Samstag in Montemor-o-Velho in einer Trainingsüberprüfung im Einer darstellen. Dabei geht es auch darum, weitere individuelle Leistungseindrücke zu sammeln, um die richtige Besetzung für den Doppelzweier zu finden, der unbedingt noch über die Zwischenstation Luzern mit nach Paris gehen soll.

Für den Frauen-Riemenbereich steht in Lago Azul weiterhin die physische Entwicklung im Vordergrund. Nach dem Dezember-Trainingslager stellte sich die Entwicklung bei Leistungskontrollen im Training positiv dar. Aber auch die weitere rudertechnische Ausprägung für das Mannschaftsboot wird im Mittelpunkt stehen.

Enges Rennen im leichten Doppelzweier

Für den Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer, der sich noch für Olympia qualifizieren will, soll am Ende des Trainingslagers eine Vorentscheidung in der Besetzung gefallen sein. Alle drei Kandidaten (Jonathan Rommelmann, Paul Leerkamp, Arno Gaus) zeigten sehr gute und stabile Trainingsleistungen. Nun geht es vor allem darum, die schnellste Bootsmannschaft zu finden, die dann im nationalen Vergleich im März in Relation zu den anderen Bootsklassen getestet werden soll.