03. Dez. 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Langstrecke Dortmund: Gelsen siegt auf dem Ergo und im Einer

Überzeugte in Dortmund auf dem Ergometer und im Einer: Jonas Gelsen. Foto: meinruderbild.de
Die Schnellsten im Zweier ohne auf ihrer Hausstrecke: Jasper Angl und Benedict Eggeling. Foto: meinruderbild.de
Bester Riemer auf dem Ergo und auch im Einer schnell: Laurits Follert ist nach seiner Zwangspause wieder voll da. Foto: meinruderbild.de
Stabil unterwegs: Tabea Schendekehl gewann das Einer-Rennen der Skullerinnen in Dortmund. Foto: meinruderbild.de
Im Zweier ohne iin Dortmund vorne: Hannah Reif und Lena Sarassa, die auch die beste Erfolg-Leistung der Riemerinnen zeigte. Foto: meinruderbild.de
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Wie immer waren es zwei harte Tage für die besten deutschen Ruderinnen und Ruderer. Die Dortmunder Langstrecke ist der traditionelle Leistungstest der Elite zum Einstieg in die Saison, die heuer olympisch ist. Bei der zentralen DRV-Kaderüberprüfung mussten die Sportlerinnen und Sportler am Samstag 2000 Meter auf dem Ergometer absolvieren. Am Sonntag ruderten sie dann bei äußerst eisigen Temperaturen, aber immerhin mit ein bisschen Sonne und ohne Niederschläge 6000 Meter auf dem Dortmund-Ems-Kanal.

Cheftrainerin Brigitte Bielig zog ein positives Gesamtfazit. „Durchgängig war in allen Disziplingruppen zu erkennen, dass die physiologische Seite wichtiger genommen wird als noch vor einem Jahr. Auf den Ergos wurde um jede Sekunde gekämpft. Man muss aber auch sagen, dass die Bootsleistungen nicht alle gelungen waren.“ Bielig freute sich, dass die kurzfristig angeordnete Maskenpflicht in den Räumen des Dortmunder Ruderzentrums mit großem Verständnis angenommen worden war. Gastgeber RC Hansa Dortmund sorgte für die gewohnt gute Organisation. 

Eggeling/Angl der schnellste Zweier 

Beim Zweier-Rennen der Männer auf der Langstrecke lagen am Ende drei Duos vorne, die schon in den vergangenen Jahren immer um den Sieg gefahren waren. Benedict Eggeling und Jasper Angl wiederholten durch einen starken Schlussspurt mit 21:35 Minuten ihren Erfolg von 2021 und sammelten erste Argumente, ihre Position im Achter zu festigen. Wolf-Niclas Schröder und Marc Kamann hatten bis zur 5000-Meter-Marke die schnellsten Zwischenzeiten, mussten sich aber am Ende mit Rang zwei begnügen. Dritte wurden Mattes Schönherr und Olaf Roggensack – nur eine Sekunde vor den nach einem langsamen Start stark aufgekommenen Hannes Ocik und Max John. „Der Bereich Männer-Riemen hat sich sehr konzentriert gezeigt. Die Ergo-Leistungen sind nur leicht besser geworden, aber ich hoffe auf eine weitere Steigerung beim nächsten Leistungstest im Februar“, sagte Cheftrainerin Bielig.

Mit Follert ist zu rechnen

Aus dem Kreis der Kandidaten für den Deutschland-Achter zeigte Laurits Follert, dass er in seiner langen Pause wegen eines Bandscheibenvorfalls nichts an Kraft eingebüsst hat. Er war auf dem Ergometer der schnellste Riemer und ließ anderntags auf der Langstrecke mit Rang fünf im Einer aufhorchen, den er wegen personeller Ausfälle statt des Zweiers ohne fahren musste.   

Im Männer-Einer über die 6000 Meter setzte sich Jonas Gelsen mit 22:36 Minuten und deutlichen 17 Sekunden Vorsprung auf seinen derzeitigen Doppelzweier-Partner Marc Weber durch. Für Gelsen war damit der Doppelsieg perfekt, denn auch den Ergometer-Test über 2000 Meter am Vortag hatte er vor Weber gewonnen. Dabei lieferte er mit 5:47 Minuten auch die Bestzeit des Tages im Ruderzentrum ab. „Das war schon sehr gut, was Jonas insgesamt gezeigt hat. Er hat sich auf dem Ergo wieder gesteigert und schien auch noch Reserven zu haben. Ein Lob hat sich aber auch Marc verdient“, sagte Brigitte Bielig. Einer-Weltmeister Oliver Zeidler hatte seinen Start abgesagt, ebenso wie Moritz Wolff. Max Appel musste erkrankt abbrechen, Tim-Ole Naske zog nach dem Ergo-Test zurück. Aus dem WM-Doppelvierer von Belgrad bestritt so nur Anton Finger beide Konkurrenzen. "Das war schon etwas enttäuschend", sagte Bielig. Die U23-Akteure Ole Hanack, Paul Berghoff und Felix Heinrich boten sich mit ihren Leistungen in Dortmund als Alternativen im Männer-Skull an.

Bei den Leichtgewichten musste sich Jonathan Rommelmann zwei Mal mit dem zweiten Platz begnügen. Auf der Langstrecke war Finn Wolter in 23:01 Minuten zehn Sekunden schneller als der Olympia-Zweite von Tokio und wiederholte in Dortmund seinen Vorjahressieg. Auf dem Ergometer war Arno Gaus stärker und deutete an, dass er den Kampf um dem zweiten Platz im leichten Zweier mit dem erkrankt fehlenden Paul Leerkamp engagiert führen wird.

Faralisch setzt Ausrufezeichen

Im Frauen Skull setzte Juliane Faralisch ein Ausrufezeichen. In Abwesenheit der erkrankten Alexandra Föster war Faralisch am Samstag die schnellste Frau auf dem Ergometer und schaffte am Sonntag auf der Langstrecke Rang zwei. Sechs Sekunden Rückstand hatte sie dabei auf die Siegerin Tabea Schendekehl, die als Stärkste auf den letzten 1000 Metern noch mit sechs Sekunden Vorsprung gewann. Dritte wurde Maren Völz vor Pia Greiten und Leonie Menzel. Mit Platz sechs meldete sich Carlotta Nwajide nach vielen krankheitsbedingten Rückschlägen deutlich zurück. „Die gute Vorstellung von Juliane Faralisch hat mich nicht überrascht“, sagte die Cheftrainerin. „Nun ist zu hoffen, dass sie das auch auf den 2000 Metern im Großboot rüberbringen kann und sich weiter anbietet.“ Mit den nahezu geschlossen guten Leistungen der Top-Athletinnen im Skull zeigte sich Brigitte Bielig sehr zufrieden.

Bei den Leichtgewichten war WM-Teilnehmerin Johanna Reichardt über die Langstrecke die Schnellste. Ihre Zwillingsschwester Marion lieferte auf dem Ergometer die beste Zeit ab.

Bei den Riemerinnen fuhren Lena Sarassa und Hannah Reif im Zweier ohne in 23:48 Minuten einen klaren Sieg ein und bestätigten ihren Anspruch, in diesem Boot die nationale Nummer eins zu bleiben. Sarassa war am Vortag auch auf dem Ergometer die Schnellste gewesen, während Reif weit ins Hintertreffen geriet. Mit Rang zwei überraschte das kurzfristig gebildete Boot von Marie Sophie Zeidler mit Katja Fuhrmann. „Der Frauen-Riemen-Bereich hat sich auf dem Ergo leicht verbessert, aber die Bootsleistungen sind noch nicht gut genug“, sagte die Cheftrainerin.

Für den Kern der Nationalmannschaft geht es nun am Donnerstag in ein zehntägiges Trainingslager ins Stammquartier nach Lago Azul (Portugal). Am Montag machte sich in Dortmund der mit fünf Fahrzeugen beeindruckend große Boots- und Materialtransport auf den langen Weg in den Südwesten Europas.

Paras liefern Aufschlüsse

„Sehr aufschlussreich“ fand Cheftrainer Marc Stallberg die beiden Tage für die Nationalmannschaft Para. Auf dem Ergometer lieferte Manuela Diening einen Topwert ab, dazu gab es persönliche Bestzeiten bei Susanne Lackner, Neuling Jasmina Bier und Paul Umbach. Die schnellste Zeit aller Paras fuhr Valentin Luz und das bei seinem ersten Ergo-Test nach zweieinhalbjähriger Verletzungspause. Auf der Langstrecke machte Jan Helmich im PR3-Einer einen deutlich besseren Eindruck als am Vortag. Der umbesetzte Mixed-Vierer PR3 bot für Stallberg ein erfreulich „geschlossenes Bild“ in seinem Rennen. Diening und Marcus Klemp hätten in den PR1-Einern solide Leistungen gezeigt. Noch Luft nach oben hat der Mixed-Zweier PR2.

Für die Nationalmannschaft Para geht es nun in ein zehntägiges Athletik-Trainingslager, das am Exzellenzcluster Ausdauer des Deutschen Behindertensportverbandes in Freiburg im Breisgau stattfindet.

Ergebnisse im Auszug

Ergometer-Wettkampftest, 2000 m

Männer Riemen offen: 1. Laurits Follert (Crefelder RC) 5:50,2 Minuten, 2. Mattes Schönherr (RC Potsdam) 5:50,7, 3. Frederik Breuer (Bonner RG) 5:54,7, 4. Noah Anger (Ulmer RC Donau) 5:55,8, 5. Max John (ORC Rostock) 5:55,8.

Männer Skull Leicht: 1. Arno Gaus (Bonner RG) 6:07,6. 2. Jonathan Rommelmann (Crefelder RC) 6:20,4., 3. Moritz Marchardt (Stuttgarter RG) 6:13,1. 4. Tim Streib (RG Speyer) 6:16,5, 5. Oskar Kroglowski (Erster Kieler RC) 6:17,0. 

Männer Skull offen: 1. Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst) 5:47,0, 2. Marc Weber (Rudern und Sport Steinmühle) 5:50,8, 3. Ole Hanack (Hanauer RC Hassia) 5:52,9, 4. Paul Berghoff (SC Magdeburg)  5:57,1, 5. Felix Heinrich (RK Normannia) 5:58,0.

Frauen Riemen offen: 1. Lena Sarassa (Crefelder RC) 6:51,8, 2. Anna Härtl (Frankfurter RG Germania) 6:54,1, 3. Marie Sophie Zeidler (Donau-RC Ingolstadt) 6:54,3, 4. Tabea Kuhnert (DC Magdeburg) 6:54,4, 5. Alyssa Meyer (RC Tegel) 6:55,7.

Frauen Skull leicht: 1. Marion Reichardt (ARC Würzburg) 7:09,0, 2. Julia Tertünte (RV Münster), 7:15,2, 3. Johanna Reichardt (ARC Würzburg) 7:15,9, 4. Natalie Weber (Koblenzer RC Rhenania) 7:19,4, 5. Rebekka Falkenberg (Stralsunder RC) 7:20,0.

Frauen Skull offen: 1. Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania) 6:34,7, 2. Pia Greiten (Osnabrücker RV) 6:38,5, 3. Tabea Schendekehl (RC Hansa Dortmund) 6:40,1, 4. Frauke Hundeling (Deutscher RC Hannover) 6;42,2, 5. Leonie Menzel (RC Germania Düsseldorf) 6:43,9.

Para alle Klassen: 1. Valentin Luz (FRG Germania) 6:36,7, 2. Marc Lembeck 6:41,0, 3. Daniel Müller (beide RTHC Bayer Leverkusen) 6:42,9., 4. Jan Helmich (RC Hansa Dortmund) 6:52,7, 5. Moritz Hagen (RuS Steinmühle Marburg) 7:20,8.

Langstrecke, 6000 Meter

Männer-Zweier ohne: 1. Benedict Eggeling/Jasper Angl (RC Favorite Hammonia/RV Münster) 21:35 Minuten, 2. Wolf Niclas Schröder/Marc Kamann (RU Arkona Berlin/Der Hamburger und Germania RC) 21:38, 3. Olaf Roggensack/Mattes Schönherr (RC Tegel/RC Potsdam) 21:42, 4. Hannes Ocik/Max John (Schweriner RG/ORC Rostock) 21:43, 5. Malte Grossmann/Frederik Breuer (RC Favorite Hammonia/Bonner RG)  21:53.

Männer-Einer: 1. Jonas Gelsen (Nassovia Höchst) 22:36, 2. Marc Weber (Rudern und Sport Steinmühle) 22:53, 3. Paul Berghoff (SC Magdeburg) 23:06, 4. Jakob Geyer (Berliner RC) 23:11, 5. Laurits Follert (Crefelder RC) 23:25.

Männer-Einer leicht: 1. Finn Wolter (RC Witten) 23:01, 2. Jonathan Rommelmann (Crefelder RC) 23:11, 3. Joachim Agne 23:14, 4. Fabio Kress (beide ARC Würzburg) 23:15, 5. Arno Gaus (Bonner RG) 23:24.

Frauen-Zweier ohne: 1. Lena Sarassa/Hannah Reif (Crefelder RC/Frankfurter RG Germania) 23:48, 2. Katja Fuhrmann/Marie Sophie Zeidler (Laubegaster RV Dresden/Donau-RC Ingolstadt) 23:55, 3. Alyssa Meyer/Melanie Göldner (RC Tegel/RC Potsdam) 24:11, 4. Lene Mührs/Paula Becher (Kettwiger RG/Deutscher RC) 24:25, 5. Tabea Kuhnert/Nora Peuser (SC Magdeburg/RU Arkona Berlin) 24:41, 6. Luisa Schade/Anna Härtl (RC Potsdam/Frankfurter RG Germania) 24:41.

Frauen-Einer: 1. Tabea Schendekehl (RC Hansa Dortmund) 25:23, 2. Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania) 25:29, 3. Maren Völz (RC Potsdam) 25:34, 4. Pia Greiten (Osnabrücker RV) 25:40, 5. Leonie Menzel (RCGD Düsseldorf) 25:54.

Frauen-Einer leicht: 1. Johanna Reichardt (ARC Würzburg) 26:20, 2. Victoria Hory (SC DHfK Leipzig) 26:25, 3. Natalie Weber (Koblenzer RC Rhenania) 26:28, 4. Rebekka Falkenberg (Stralsunder RC) und Lea Schneider (Kettwiger RG) je 26:42.

Para, 4000 m

Frauen-Einer PR1: Manuela Diening (RV Münster) 22:04.

Männer-Einer PR1: Marcus Klemp (ORC Rostock) 20:10.

Mixed-Zweier PR2: Paul Umbach/Sylvia Pille-Steppat (RC Nürtingen/Wilhelmsburger RC) 19:29.

Para, 6000 m

Männer-Einer PR3: 1. Jan Helmich (RC Hansa Dortmund) 25:43, 2. Daniel Müller (RHTC Bayer Leverkusen) 27:01.

Mixed-Zweier PR3: Moritz Hagen/Jasmina Bier (RuS Steinmühle/RG Hansa Dortmund) 25:41.

Mixed-Vierer PR3: Susanne Lackner/Valentin Luz/Marc Lembeck/Kathrin Marchand/Stfr. Inga Thöne (MRV Amicitia/Frankfurter RG Germania/beide RTHC Bayer Leverkusen/Ulmer RC Donau) 23:29

Alle Ergebnisse sind hier zu finden.