19. Sep 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss und Felix Kannengießer

WM-Vorschau, Teil 2: Das sind unsere Boote im Riemenbereich, im Mixed und im Leichtgewicht

Mit welchen Voraussetzungen und Chancen gehen die Boote des Deutschen Ruderverbandes bei den Weltmeisterschaften in Shanghai an den Start? Teil 2 unserer detaillierten WM-Vorschau beschäftigt sich mit den Bereichen Männer Riemen, Frauen Riemen, Mixed-Boote und Leichtgewichtsrudern. Am Samstag um 15 Uhr Ortszeit (9 Uhr deutscher Zeit) werden die Vorläufe ausgelost, dann steht fest, auf wen die deutschen Boote treffen.

Der Männer-Zweier ohne

Im Zweier ohne Steuermann ist das Meldefeld mit 23 Booten breit besetzt. Das junge deutsche Duo Kaspar Virnekäs und Simon Schubert will mehr als nur Erfahrungen sammeln, sondern alles in die Waagschale werfen. „Die beiden haben in dieser Saison große Fortschritte gemacht. Sie sind kampfstark, auch vom Kopf fit, bringen immer 100 Prozent ein und wollen das in Shanghai zeigen“, sagt Trainerin Sabine Tschäge. „Es ist im Zweier ein richtig hartes und stark besetztes Feld, aber die beiden sind in der Lage, sich ihre Chancen zu erarbeiten.“ Für Beide gilt wie für alle Boote: „Es gibt jetzt keine Hoffnungsläufe mehr, wir müssen im Vorlauf sofort wach und im Modus sein.“

Der Männer-Zweier mit Kaspar Virnekäs und Simon Schubert. Foto: Tizian Hillemann

Der Männer-Vierer ohne

Insgesamt 19 Nationen schicken ihre Boote im Vierer ohne Steuermann ins Rennen, darunter Olympiasieger USA, die Weltmeister aus Großbritannien, Europameister Rumänien, Australien, Neuseeland oder Kroatien, das mit den Sinković- und den Loncaric-Brüdern im Boot startet. Der deutsche Vierer mit Friedrich Amelingmeyer, Max John, René Schmela und Wolf Niclas Schröder hat zuletzt im WM-Trainingslager in Ratzeburg große Schritte machen können und sich das A-Finale vorgenommen. „Der Vierer hat gezeigt, dass er es kann. Vor allem können sie richtig flott losfahren. Wichtig ist, dass sie dann auch Stabilität ins Rennen kriegen und ihre Qualitäten über die Strecke bringen“, sagt Trainerin Sabine Tschäge. Für Amelingmeyer und Schmela wird es die erste Weltmeisterschaft im A-Kader, ebenso wie für die Athleten im Zweier.

Der Männer-Vierer ohne wird von Friedrich Amelingmeyer, Max John, René Schmela und Wolf Niclas Schröder gerudert - Foto: Tizian Hillemann

Der Männer-Achter

Der Deutschland-Achter mit Schlagmann Theis Hagemeister, Sönke Kruse, Julius Christ, Olaf Roggensack, Tobias Strangemann, Benedict Eggeling, Mattes Schönherr, Paul Klapperich und Steuermann Jonas Wiesen startet in einem Zehn-Boote-Feld. Neben Olympiasieger und Weltmeister Großbritannien zählen auch die Niederlande, Italien, Rumänien, Polen sowie aus Übersee Australien, USA, Kanada und Gastgeber China zu den Konkurrenten. „Das ist ein wirklich gutes Meldefeld mit starken Gegnern. Aber wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns, sind alle fit, arbeiten stark zusammen und haben im Training zuletzt viel Speed entwickelt. Das ist eine gute Basis und wir werden sehen, wo uns das hinbringt“, sagt Trainer Mark Emke. Zuletzt beim Weltcupsieg in Luzern ließ der Deutschland-Achter die Boote aus Australien, Rumänien, Polen, den USA und China hinter sich.

Die Anpassung an Klima und Zeitverschiebung verlief nach den ersten heißen Tagen erfolgreich „Die Stadt ist beeindruckend, enorm groß. Die Umstellung auf Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit hat uns beschäftigt, aber inzwischen sind wir auf einem guten Weg, das Wetter ist auch angenehmer geworden. Jetzt gilt die volle Konzentration auf den Vorlauf, da wollen wir in guter Form sein“, so Emke, der trotz einer Achillesfersenverletzung mit dem Rad neben der Strecke herfährt und mit einem Schmunzeln bemerkt: „In Holland lernt man schließlich erst Radfahren, bevor man laufen lernt.“

Der Männer-Achter mit Paul Klapperich, Mattes Schönherr, Benedict Eggeling, Tobias Strangemann, Olaf Roggensack, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister und Steuermann Jonas Wiesen. Foto: Tizian Hillemann

Der Frauen-Achter

Der Bereich Frauen Riemen ist seit Jahren das Sorgenkind des DRV. Der Aufschwung des Achters, der als einziges Boot dieses Bereichs für die WM gemeldet ist, soll der Anfang von deutlich besseren Zeiten sein. Die Ergebnisse der bisherigen Saison waren mit einem fünften und zwei vierten Plätzen erfreulich. In Luzern verpasste das deutsche Großboot dabei den Siegersteg nur um acht Hundertstelsekunden.

Zu Beginn der WM-Vorbereitung kamen Tabea Schendekehl und Luise Bachmann neu ins Boot. Die Bronze-Gewinnerin von Paris im Doppelvierer und die USA-Studentin wiesen bei einem Ergo-Test und in Zweier-Rennen nach, dass sie eine Verstärkung sind. „Es ist allgemein akzeptiert, dass Beide zurecht da drinsitzen. Wir haben uns mit ihnen verbessert. Bei der Technik, im Rhythmus“, sagt Alexander Schmidt, der als neuer Disziplintrainer Frauen Riemen seit April dabei ist und viel Freude mit seiner Aufgabe hat. Paula Gerundt und Tabea Kuhnert verloren zwar ihre Plätze im Boot, sind in Shanghai aber als Ersatzleute dabei. Gerundt half in der Vorbereitung auch im Bug aus, als Schlagfrau Nora Peuser sich verletzte und mehrere Wochen nicht einsatzfähig war. Mittlerweile herrscht Aufatmen, auch dank intensiver Arbeit der medizinischen Abteilung ist Peuser beim Training in Shanghai wieder dabei. „Wir brauchen sie“, sagt Schmidt. Paula Hartmann blieb wegen einer Infektion noch einige Tage länger in der Heimat, reist aber an diesem Freitag an.

Schmidts Ziel ist es, mit dem Achter ins A-Finale zu kommen: „Wir wollen an die Weltspitze ran rutschen.“ Zehn Boote sind am Start, im Vorlauf am WM-Donnerstag müsste also mindestens der dritte Platz herausschauen – keine leichte Aufgabe. „Dafür muss es optimal laufen. Wenn wir das A-Finale aber tatsächlich schaffen sollten, dann müssen sich einige Gegner dort warm anziehen“, sagt Schmidt mit einem Schmunzeln. Die Stimmung sei sehr gut im Boot. Das kann auch mangelnde Erfahrung ausgleichen. Schendekehl ist die einzige Rudererin, die sie schon aufweist. Bei den anderen darf die Aufregung über die Premiere auf der großen Bühne einfach nicht zu groß werden.

 

Der Frauen-Achter mit Steuermann Florian Koch, Nora Peuser, Michelle Lebahn, Paula Hartmann, Tabea Schendekehl, Olivia Clotten, Luise Bachmann, Lene Mührs und Anna Härtl. Foto: Tizian Hillemann

Der Mixed-Achter

Die Mixed-Boote feiern ihre Premiere bei einer WM. Zehn Achter und elf Doppelzweier sind gemeldet. Sie können nur mit Männern und Frauen besetzt werden, die bereits in einer Standard-Bootsklasse zum Einsatz gekommen sind. Vorläufe und Finals werden deshalb komplett am letzten WM-Tag ausgefahren. Zum olympischen Programm wird der Mixed-Bereich 2028 in Los Angeles noch nicht gehören. Für 2032 in Brisbane wird damit gerechnet. Ob das dann auf Kosten anderer Bootsklassen gehen könnte, ist offen.

Sven Ueck kümmert sich als Trainer in Shanghai um die beiden Mixed-Boote. Das ist kein leichter Job, denn im Training haben die Spezial-Boote klaren Vorrang. Gleichzeitig muss im Mixed-Achter vor allem im Seating viel ausprobiert werden, damit alle trotz unterschiedlicher Grundvoraussetzungen ihre Stärken gleichermaßen zur Geltung bringen können. Das DRV-Boot wird wahrscheinlich mit zwei Frauen im Bug (Anna Härtl und Tabea Schendekehl), vier Männern in der Mitte (Paul Klapperich, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister) und zwei Frauen (Luise Bachmann, Frauke Hundeling) im Heck antreten. In der endgültigen Besetzung ist nun Schlagfrau Hundeling die Einzige aus einem Skullboot. Der Steuermann kommt mit Jonas Wiesen ebenfalls aus dem Deutschland-Achter. „Die Stimmung im Boot ist sehr gut“, sagt Ueck. Neben der Passfähigkeit geht es durchaus auch um die Spaßfähigkeit.

Der Mixed-Doppelzweier

Im Unterschied zum Achter wurde ein Mixed-Doppelzweier bei den Weltcups noch nicht ausgefahren. Auch hier steht die Besetzung des deutschen Boots mittlerweile fest. Der Partner von Pia Greiten wird Ole Hohensee sein. Beide rudern zuvor in den Doppelvierern. Elf Meldungen liegen vor. 

Der Leichtgewichts-Einer Männer

Mit 16 Meldungen ist der leichte Einer gut besetzt, nach den Vorläufen werden deshalb auch Halbfinals ausgefahren. Fabio Kress rechnet sich nach seinem EM-Titel in europäischer Bestzeit auch Chancen auf eine WM-Medaille aus. „Er ist so schnell wie nie“, sagt Trainer Andreas Holz. Er versucht mit großer Passion, das Leichtgewichtsrudern auf der großen Bühne gegen alle Widrigkeiten am Leben zu erhalten. Die finale WM-Vorbereitung bestritten die beiden leichten Boote aus Deutschland an zwei Standorten: erst zehn Tage in Breisach, dann vier Tage in Oberschleißheim. „Im A-Finale wird die Tagesform entscheiden. Es wäre ein toller Erfolg für Fabio, im Einer eine Medaille zu holen“, sagt Holz.   

Der Leichtgewichts-Einer der Männer mit Fabio Kress. Foto: Andreas Holz

Der Leichtgewichts-Doppelzweier Männer

Bei den Olympischen Spielen in Paris waren die beiden Doppelzweier als letzte leichte Bootsklassen letztmals im Programm. Die Folge sieht man nun bei der WM: lediglich fünf Boote sind bei den Frauen gemeldet, gar nur vier noch bei den Männern. Ein deutscher WM-Start muss nun, wie auch beim Einer, selbst finanziert werden. 16.000 Euro betragen die Kosten für die beiden Boote für die zwei Wochen in Shanghai. Der erfahrene Joachim Agne hat mit Paul Maissenhälter einen neuen Partner für den Doppelzweier gefunden. Beide haben sich über verlängerte Wochenenden in Würzburg gut vorbereitet. Georgien sollten Agne/Maissenhälter im Finale am Donnerstag hinter sich lassen, dann wäre eine Medaille schon gesichert. Weitere Gegner sind Indonesien, das im Weltcup sogar bei den schweren Doppelzweiern gestartet ist, und Gastgeber China.  

Teil 1 der WM-Vorschau mit den Skull- und den Para-Booten finden Sie hier

Der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer mit Paul Maissenhälter und Joachim Agne. Foto: Andreas Holz

Events

Boote

Vorlauf 2 7:21.83 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.20 3 . Platz
Finale A 7:26.31 5 . Platz

Vorlauf 2 6:14.13 2 . Platz
Finale A 6:36.00 3 . Platz

Vorlauf 2 6:29.42 2 . Platz
Finale A 6:12.83 4 . Platz

Vorlauf 4 6:44.91 1 . Platz
Viertelfinale 4 7:13.98 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.52 1 . Platz
Finale A 6:37.17 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.41 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:25.00 2 . Platz
Finale A 7:03.28 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:37.75 3 . Platz
Finale A 6:50.24 3 . Platz

Vorlauf 1 6:34.30 5 . Platz
Finale C 6:45.77 3 . Platz

Vorlauf 3 6:05.65 3 . Platz
Finale C 6:08.40 3 . Platz

Vorlauf 3 5:43.71 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:44.94 3 . Platz
Finale A 5:57.56 5 . Platz

Vorlauf 2 5:49.18 3 . Platz
Finale B 5:33.18 1 . Platz

Vorlauf 2 5:57.37 2 . Platz
Finale A 5:45.99 6 . Platz

Vorlauf 2 9:26.70 4 . Platz
Finale A 9:28.70 6 . Platz

Vorlauf 2 8:29.13 1 . Platz
Finale A 8:15.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:41.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:23.10 1 . Platz
Finale A 6:58.64 1 . Platz

Vorlauf 2 7:27.86 3 . Platz
Finale A 7:04.98 3 . Platz

Galerien