15. Febr. 2024 | Vereinsleben | von Angela Baufeld

Wollen, bereit sein und Mut haben

Thomas Härtel (re.) taufte einen Renn-Vierer auf den Namen „Paris“ – im Beisein von LRV-Präsident Thomas Haun (li.). Foto: Angela Baufeld
Traditionsreiche Berliner Ruderfamilie: Annalena Fisch mit ihrem Zwillingsbruder Jesper Fisch und ihrem Großvater Wolfgang Boehm. Foto: Angela Baufeld
Talkrunde mit Thomas Härtel, Michael Hehlke, Britta Oppelt und Prof. Dr. Wolfgang Maennig (v.l.n.r.). Foto: Angela Baufeld
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LRV-Flaggentag: Auszeichnung der besten Aktiven im Leistungs- und Wanderrudern und Ja zu einer möglichen Berliner Olympiabewerbung

Leistung muss gewürdigt werden – das ist Tradition beim Landesruderverband Berlin. Deshalb hat der LRV am 11. Februar wieder die erfolgreichsten Leistungs- und Breiten-Sportlerinnen und -sportler ausgezeichnet. Alle können nicht ins Haus der Kulturen der Welt kommen – einige sind unterwegs in Trainingslagern oder bei anderen Veranstaltungen. Der Sportkalender 2024 ist voll mit Terminen. „Es wird ein irres Sportjahr", sagte LRV-Präsident Thomas Haun – vor allem mit Blick auf die Olympischen Spiele. Passend dazu beginnt der Flaggentag mit der Taufe eines Renn-Vierers auf den Namen „Paris". 

Taufpate Thomas Härtel, Präsident des Landessportbunds Berlin, hebt dabei die Einheit von Spitzen- und Breitensport hervor: „Diese Symbiose ist uns wichtig." Ein Anspruch, den der Landesruderverband lebt. Thomas Haun und Vizepräsidentin Angela Haupt würdigen sowohl Aktive, die bei Europa- und Weltmeisterschaften 2023 Siege und gute Platzierungen errungen haben, als auch die besten Wanderruderinnen und -ruderer. 

Ausgezeichnet werden u. a. Alexander Finger, U23-Weltmeister im Doppelvierer 2023: „Man kann das Gefühl nicht richtig beschreiben. Man träumt davon, trainiert Jahre. Wenn man sich anstrengt, schafft man es auf einmal. Ich bin verdammt stolz, dass wir das als Mannschaft geschafft haben." Auf die Bühne kommen auch die Frauen des Havelqueenachters vom RC Tegel 1886 und von der RU Arkona Berlin - 1879. Sie hatten zum vierten Mal die Ruder-Bundesliga gewonnen. Sowie Nora Peuser von der RU Arkona Berlin 1879 und Tabea Kuhnert. Sie kamen mit dem Achter bei der EM 2023 in Bled auf Platz 4. 

Wie sie berichten auch die Wanderruderer und -ruderinnen von der Faszination des Ruderns. Sie sind nach der Anzahl der Kilometer schon mehrmals um den Äquator gerudert: Horst Bölsdorf vom RC Narva Oberspree und Edith Lambrecht von Pro Sport Berlin 24 werden für den 3. Äquatorpreis ausgezeichnet. Thomas Obst vom RC Tegelort für den 2. Äquatorpreis. 

Für den Rudersport leben ebenso Lothar Brandt von Pro Sport Berlin 24 (65. Fahrtenabzeichen), Doris Himmelsbach vom Spandauer RC „Friesen" (50. Abzeichen). Rosemarie Lindow und Dieter Portemeier von Pro Sport Berlin 24 (45. Abzeichen) sowie Gerd Plaumann vom RC Narva Oberspree (40. Abzeichen). Sie sagen alle: Rudern macht eben Spaß – bei Wind und Wetter, dann summieren sich die Kilometer. Beim Wanderrudern entstehen Freundschaften – das gibt ihnen viel. 

Die Symbiose von Breiten- und Spitzensport geht bis in die Familien: Annalena Fisch (22, Ruderklub am Wannsee) wird für ihre U23-WM-Silbermedaille im Achter ausgezeichnet. Mit am Tisch sitzt an diesem Sonntagvormittag ihr Großvater Wolfgang Boehm (80, Pro Sport Berlin 24). Er hat schon zweimal den Aquatorpreis und 43 Fahrtenabzeichen erhalten. Einst brachte er dem langjährigen LRV-Präsidenten Karsten Finger das Rudern bei. Ihr Zwillingsbruder Jesper Fisch gibt als Trainer beim Ruderklub am Wannsee die Begeisterung fürs Rudern weiter. 

Diejenigen, die die Begeisterung für den Rudersport professionell vermitteln, werden auch geehrt. Ohne sie keine Erfolge. Viel Applaus gibt es deshalb für die anwesenden Trainerinnen und Trainer: Paul Habermann, Patrik Klein, Stefanie Gädicke, Alexander Schmidt, Tony Götze, René Burmeister, Jesper Fisch, Sven Ueck, NIck Wustlich, Ingo Roggensack und Thomas Schiefke.

An diesem Tag ist viel vom Teamgeist beim Rudern, von Freundschaft und Miteinander, vom Lohn der Anstrengung zu hören. Nicht zuletzt wegen dieser Kraft des Sports antwortet die Talkrunde mit LSB-Präsident Thomas Härtel, LRV-Geschäftsführer Michael Hehlke, Olympiamedaillengewinnerin Britta Oppelt und Prof. Wolfgang Maennig, DRV-Ehrenvorsitzender, eindeutig mit Ja auf die Frage „Olympia in Berlin – schaffen wir das?". 

LSB-Präsident Thomas Härtel machte schon mit vielen Sportgroßveranstaltungen die Erfahrung: „Wenn die Wettkämpfe stattfinden, dann ist die Begeisterung groß. Jahre vorher gab es Skepsis und Zweifel. Wir wollen mit der Bewerbung um die Spiele unsere Sportstätten fit machen, klare Zeichen für ein friedliches Zusammenleben, für Partizipation und Inklusion setzen." Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Olympiasieger und Ehrenvorsitzender des Deutschen Ruderverbands, sagt: „Ich habe noch nie einen International gesprochen, der bezweifelt, dass Berlin Olympische Spiele organisieren und finanzieren kann. Die Zweifel gibt es nur bei uns." Nicht können heißt, nicht wollen – diesen Spruch mochte er früher nicht. Heute sagt er: „Da ist etwas dran. Die, die sagen, wir können das nicht, wollen das meist nicht. Wie überzeugen wir sie – Berlin ist auf dem richtigen Weg. Auf vorhandener Infrastruktur aufbauen, dezentral. Wenn wir so weiter gehen, können wir das schaffen." Was kann der Landesruderverband beitragen? „Menschen, die mitmachen", so LRV-Geschäftsführer Michael Hehlke. „Wir sind 9.700 Mitglieder in unseren Vereinen, organisieren jedes Jahr mehr als 50 Veranstaltungen – mit Ehrenamtlichen, ohne Eventagentur." Außerdem würde Olympia Druck erzeugen, dass bestimmte Probleme schneller gelöst werden, zum Beispiel die Sanierung der Regattastrecke in Grünau. Was Olympia letztendlich ausmacht, sei die Stimmung. Die Berliner Olympiamedaillengewinnerin Britta Oppelt war dreimal bei Olympischen Spielen dabei „London war einzigartig. Die Begeisterung war in der ganzen Stadt zu spüren", schwärmt sie. „Olympia in Berlin – schaffen wir das? Wollen, bereit sind und Mut haben – so die einhellige Meinung in der Talkrunde.