29. Mai 2025 | Nationalmannschaft | von Luisa Gärtner und Tammo van Lessen

Zuversichtlicher Auftakt für die Deutsche Nationalmannschaft bei der EM in Plovdiv

Der neu formierte Deutschland-Achter fuhr nur elf Hundertstel über der eigenen Weltbestzeit. Foto: meinruderbild
Kurz vor ihrem Start-Ziel-Sieg: Der deutsche PR3 Mixed Doppelzweier auf Medaillen-Kurs in Plovdiv. Foto: meinruderbild
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Mit einem neuen Rennmodus und einem intensiven ersten Renntag sind die Europameisterschaften in Plovdiv (Bulgarien) gestartet. Statt klassischer Vorläufe mit Hoffnungsläufen qualifizieren sich die besten zwei Boote nun direkt für das Viertel-, Halb- oder A-Finale, alle weiteren Plätze werden über die Zeit vergeben. Diese Änderung macht bereits den Auftakttag entscheidend – auch für das deutsche Team.

Ein echtes Ausrufezeichen setzte der PR3 Mixed-Doppelzweier: Valentin Luz und Kathrin Marchand dominierten ihr Bahnverteilungsrennen vom ersten bis zum letzten Schlag und gewannen mit einer neuen europäischen Bestzeit. Die beiden gelten damit als Medaillenkandidaten im A-Finale. Ebenso ist der Männer-Achter knapp am bestehenden Weltrekord vorbeigeschrammt und fuhr eine Länge vor den Briten über die Ziellinie.

Klemp verpasst A-Finale

Eröffnet hatte die Europameisterschaft Marcus Klemp (ORC Rostock). Er belegte im zweiten Vorlauf des PR1 Männer-Einer den vierten Platz und verpasste damit die direkte Qualifikation für das A-Finale. Weltrekordhalter Roman Polianskyi (Ukraine) gewann den Vorlauf souverän vor dem italienischen EM-Rekordhalter Giacomo Perini. Klemp startet nun im B-Finale. Das Feld bestand fast vollständig aus Paralympics-Finalisten von Paris, was die hohe Konkurrenzfähigkeit in dieser Bootsklasse unterstreicht.

Luz/Marchand gewinnen Bahnverteilungsrennen souverän

Valentin Luz und Kathrin Marchand (Frankfurter RG Germania/RTHC Bayer Leverkusen) setzten im PR3 Mixed-Doppelzweier ein deutliches Ausrufezeichen und gewannen ihr Bahnverteilungsrennen in 7:01.35 Minuten – der neuen europäischen Bestzeit. Das deutsche Duo führte das Rennen von Beginn an und ließ der Konkurrenz keine Chance. Eine sehr gute Leistung, die sich schon im Training angedeutet hat. Großbritannien belegte den zweiten Platz, gefolgt von der Ukraine. Mit diesem souveränen Sieg gehören die beiden nun eindeutig zu den Medaillenkandidaten. 

Kress dominiert mit Tagesbestzeit

Fabio Kress (Akademischer RC Würzburg) zeigte eine überragende Leistung im leichten Männer-Einer und gewann seinen Vorlauf in 6:59.45 Minuten - der Tagesbestzeit beider Vorläufe. Der Deutsche führte das Rennen von Beginn an an und ließ seinen Konkurrenten keine Chance. So qualifizierte sich Kress souverän für das A-Finale und gehört nun zu den Topfavoriten auf den EM-Titel. Seine Endzeit war mehr als anderthalb Sekunden schneller als die des Siegers im zweiten Vorlauf, Halil Kaan Koroglu aus der Türkei.

Mührs/Clotten verpassen A-Finale

Lene Mührs und Olivia Clotten (Kettwiger RG/Neusser RV) belegten im Frauen-Zweier ohne den vierten Platz ihres Vorlaufs und verpassten damit die Qualifikation für das A-Finale. Das deutsche Duo aus Essen und Neuss hielt bis zur 1500-Meter-Marke noch Kontakt zur Spitze, fiel aber auf den letzten 500 Metern zurück und fing kurz vor der Ziellinie unglücklich noch einen Krebs. Den Vorlauf gewannen die rumänischen Titelverteidiger Rusu/Radis vor Großbritannien. Für Mührs und Clotten, die heute ihr erstes Rennen im Elite-Bereich bestritten, geht es nun im B-Finale weiter.

Virnekäs/Schubert erreichen Halbfinale

Kaspar Virnekäs und Simon Schubert (Münchener RC/USV TU Dresden) qualifizierten sich im Männer-Zweier ohne über die Zeit für das Halbfinale. Das deutsche Duo belegte im ersten Vorlauf den dritten Platz und sicherte sich damit einen der sechs Zeitplätze für die nächste Runde. Den Vorlauf gewann Tschechien vor Litauen. Mit ihrer Zeit waren die beiden deutschen Youngsters das fünftschnellste Boot unter den nicht direkt qualifizierten Crews. Die schnellsten Zeiten des Tages fuhren Spanien und Rumänien in den anderen Vorläufen. Im Halbfinale treffen Virnekäs/Schubert nun auf die Topfavoriten Antoni/Lehaci aus Rumänien.

Schindelhauer/Strache sammeln wichtige Erfahrungen

Til Schindelhauer und Timo Strache (RV im TSV Kappeln/Hannoverscher RC) belegten im vierten Vorlauf des Männer-Doppelzweiers den fünften Platz und qualifizierten sich damit nur für das C-Finale. Den Vorlauf gewann Polen vor Irland und Norwegen. Für die beiden jungen deutschen Skuller, die als Ersatzleute im Männer-Skull weiter gefördert werden sollen, war es ein schwieriger Einstand in die internationale Saison. Im stark besetzten Feld mit den Topfavoriten Rumänien, Italien und den Niederlanden war ein Platz im A-Finale schwer erreichbar.

M4- verpasst A-Finale

Friedrich Amelingmeyer, Max John, Wolf Niclas Schröder und René Schmela (Osnabrücker RV, Olympischer RC Rostock, RU Arkona Berlin und Berliner RC) belegten im Männer-Vierer ohne den fünften Platz ihres Vorlaufs und verpassten damit die Qualifikation für das A-Finale. Den Vorlauf gewannen die Niederlande, knapp vor Frankreich. Im zweiten Vorlauf setzten sich Rumänien und das kroatische Quartett mit den Sinkovic-Brüdern durch. Für die deutsche Crew, die ein wenig hinter den Erwartungen zurückblieb, geht es nun im B-Finale weiter. Doch es zeigt sich viel Entwicklungspotenzial: Der Neuaufbau ist im Gang.

Deutsche Crew qualifiziert sich über die Zeit fürs A-Finale

Sarah Wibberenz, Frauke Hundeling, Lisa Gutfleisch und Pia Greiten (RC Havel Brandenburg, Deutscher RC, Heidelberger RK und Osnabrücker RV) qualifizierten sich im Frauen-Doppelvierer über die Zeit für das A-Finale. Das deutsche Quartett belegte den dritten Platz ihres Vorlaufs und war damit das schnellste der nicht direkt qualifizierten Boote. Den ersten Vorlauf gewann Frankreich vor Großbritannien. Aus dem zweiten Vorlauf kamen die Niederlande und die Ukraine direkt weiter. Mit ihrer Zeit war die deutsche Crew schneller als Rumänien, das den zweiten Zeitplatz erhielt. Dennoch konnte das Team um Pia Greiten, laut Cheftrainer Marcus Schwarzrock, im Wettkampf nicht das umsetzen, was sie im Training gezeigt haben.

Auch der Männer-Doppelvierer erreicht Halbfinale über die Zeit

Tom Gränitz, Felix Heinrich, Ole Hohensee und Oliver Holtz (Berliner RC, RK Normannia Braunschweig, Stralsunder RC und Rostocker RC) qualifizierten sich im Männer-Doppelvierer über die Zeit für das Halbfinale. Das neuformierte deutsche Quartett belegte den dritten Platz ihres Vorlaufs und war damit das schnellste der nicht direkt qualifizierten Boote aus allen drei Vorläufen. Italien gewann den dritten Vorlauf vor Polen, während Großbritannien und Spanien den ersten Vorlauf dominierten. Das deutsche Boot mit dem erst 18-jährigen Ole Hohensee zeigte eine solide Leistung in der hochkarätig besetzten Konkurrenz. Mit einem Platz im A-Finale wäre für das junge Boot bereits viel erreicht.

Föster qualifiziert sich ebenfalls über die Zeit für Halbfinale

Alexandra Föster (RC Meschede) qualifizierte sich im Frauen-Einer über die Zeit für das Halbfinale. Die deutsche Ruderin belegte in ihrem Vorlauf den vierten Platz und sicherte sich damit einen der sechs Zeitplätze für die nächste Runde. Den schnellsten Vorlauf gewann Lauren Henry aus Großbritannien in Tagesbestzeit. Auch die Litauerin Viktorija Senkute, Bronze-Gewinnerin von Paris, zeigte eine starke Leistung.

Weber gewinnt Vorlauf souverän

Marc Weber (RuS Steinmühle Marburg) gewann seinen Vorlauf im Männer-Einer souverän und qualifizierte sich direkt für das Halbfinale. Der deutsche Meister lag nach 1500 Metern in Führung und ließ sich diese nicht mehr nehmen. Den zweiten Platz belegte der Paris-Überraschungsvierte Tim Brys aus Belgien. Die schnellste Zeit des Tages fuhr Olympia-Zweiter Yauheni Zalaty (neutraler Athlet), gefolgt vom Olympiasieger von 2021, Stefanos Ntouskos aus Griechenland.

Der Frauen-Achter macht einen guten Schritt nach vorne

Judith Guhse, Tabea Kuhnert, Paula Gerundt, Anna Härtl, Annabelle Bachmann, Michelle Lebahn, Paula Hartmann, Nora Peuser und Steuermann Florian Koch (Rendsburger RV, SC Magdeburg, Saarbrücker RG Undine, Frankfurter RG 'Germania', RV Ingelheim, RC Potsdam, Mainzer RV, RU Arkona Berlin und Donau-RC Ingolstadt) qualifizierten sich im Frauen-Achter ebenfalls über die Zeit für das A-Finale. Das neuformierte deutsche Boot belegte den dritten Platz in ihrem Vorlauf. Die schnellste Zeit des Tages fuhr die Niederlande vor Titelverteidiger Rumänien. Auch Großbritannien und Polen qualifizierten sich direkt.

Achter mit Rückenwind nur elf Hundertstel über der eigenen Weltbestzeit

Paul Klapperich, Mattes Schönherr, Benedict Eggeling, Tobias Strangemann, Olaf Roggensack, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister und Steuermann Jonas Wiesen (Bonner RG, RC Potsdam, RC Favorite Hammonia, RV Dorsten, RC Tegel, RTHC Bayer Leverkusen, RV Münster, Frankfurter RG 'Germania' und RG Treis-Karden) gewannen ihren Vorlauf souverän in 5:18.79 Minuten und stellten dabei eine neue Europameisterschafts-Bestzeit auf. Das neuformierte deutsche Flaggschiff mit fünf neuen Ruderern führte das Rennen von der ersten Zwischenzeit an und ließ der Konkurrenz keine Chance. Mit Schlagmann Theis Hagemeister zeigte der Deutschland-Achter eine überragende Leistung und unterstrich seine Ambitionen auf eine Medaille. Großbritannien belegte den zweiten Platz und qualifizierte sich ebenfalls direkt für das A-Finale. Aus dem zweiten Vorlauf kamen die Niederlande und Italien weiter. Über die Zeit sicherten sich noch Rumänien und Polen die letzten beiden Finalplätze. Bei der Tausendmetermarke merkte Jonas Wiesen, Steuermann des Deutschland-Achters, dass sie unter Weltbestzeit waren: „Ab 1500 Metern haben wir gemerkt: Okay, das ist heute realistisch – und dann sind wir voll in den Endspurt gegangen. So eine Gelegenheit bekommt man nicht oft im Leben. Wir hatten uns im Vorfeld ein paar Dinge vorgenommen, vor allem beim Losfahren und beim Rhythmus, und das hat gut funktioniert. Natürlich freuen wir uns riesig, aber jetzt heißt es: Fokus aufs Finale und Kraft tanken. Das Wichtigste kommt ja erst noch am Sonntag.“

Sportliche Spitze nach dem ersten Tag rundum zufrieden

Marcus Schwarzrocks Fazit, zum ersten Tag der Europameisterschaft: „Ich bin zufrieden – vor allem mit der Mannschaft und dem Teamspirit. Es ist großartig zu sehen, wie die Athletinnen und Athleten zusammenhalten, sich gegenseitig motivieren und inspirieren. Genau das war eines unserer großen Ziele, und ich glaube, das ist uns im ersten Schritt gut gelungen. Natürlich sind die Ergebnisse eine Mischung aus Licht und Schatten – das war zu erwarten. Wir wussten, dass wir nicht gleich mit Top-Platzierungen durchstarten würden. Aber wir sehen gute Tendenzen, wir sind auf einem guten Weg und machen Schritt für Schritt unsere Hausaufgaben. In vielen Bereichen war das schon sehr ordentlich. Klar, es fehlt hier und da noch etwas, aber wir wissen, woran wir arbeiten müssen – und wir haben dreieinhalb Jahre Zeit. Auch das neue Qualifikationssystem finde ich insgesamt gelungen. Die Rennen sind spannender, die Vorläufe dynamischer. Natürlich bringt das auch Herausforderungen mit sich, aber ich sehe darin insgesamt einen Gewinn für unseren Sport.“

Auch der Vorstand Leistungssport, Robert Sens, ist begeistert: „Ob ich erleichtert bin? Erleichterung ist vielleicht nicht das richtige Wort – ich empfinde vor allem Freude. Dass der Deutschland-Achter nur elf Hundertstel am Weltrekord vorbeischrammt und eine Länge vor Großbritannien liegt, das ist einfach eine richtig starke Leistung. Das freut uns enorm. Besonders schön ist die Stimmung im Team: Die Sportlerinnen und Sportler feuern sich gegenseitig an, die Trainerinnen und Trainer unterstützen sich untereinander – es macht wirklich Spaß, hier zu sein. Da geht mir das Herz auf. Ich freue mich richtig auf die nächsten Tage. Natürlich haben wir auch Bootsklassen, in denen es noch nicht ganz rund läuft. Gerade diesen Mannschaften schenken wir unser Vertrauen – den Sportlern und den Trainern. In den meisten Booten sehen wir aber schon, dass unser neues System greift und wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben ein großartiges Team aus Physiotherapeuten, Ärzten, Bootsmeistern – über 80 Personen insgesamt. Das macht Lust auf mehr. Ich freue mich auf die Zukunft!“

Events

Boote

Vorlauf 1 6:25.76 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:25.66 5 . Platz
Finale B 6:28.10 4 . Platz

Vorlauf 1 5:56.11 5 . Platz
Finale B 5:51.70 5 . Platz

Vorlauf 1 7:10.88 4 . Platz
Finale B 7:10.84 2 . Platz

Vorlauf 1 6:04.71 3 . Platz
Finale A 6:14.78 5 . Platz

Vorlauf 2 6:47.80 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:50.66 3 . Platz
Finale A 6:46.08 4 . Platz

Vorlauf 4 6:27.77 5 . Platz
Finale C 6:21.45 4 . Platz

Vorlauf 1 5:39.79 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:40.05 3 . Platz
Finale A 5:39.81 5 . Platz

Vorlauf 1 7:27.03 4 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:41.82 6 . Platz
Finale B 7:42.73 5 . Platz

Vorlauf 1 6:18.06 3 . Platz
Finale A 6:12.62 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:01.35 1 . Platz
Finale A 6:57.41 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:11.59 1 . Platz
Finale A 8:04.35 1 . Platz

Vorlauf 2 9:23.23 4 . Platz
Finale B 9:31.10 1 . Platz

Vorlauf 1 6:59.45 1 . Platz
Finale A 6:51.24 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:30.63 1 . Platz
Finale A 6:25.53 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:56.29 1 . Platz
Finale A 6:54.71 1 . Platz

Galerien