07. Dez. 2018 | Verband | von Siegfried Kaidel

Jahresrückblick 2018

Der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel blickt auf Halbzeit eins zurück.

Liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden,

2018 nähert sich mit immer größeren Schritten dem Ende. Wir blicken auf ein extrem aufregendes und ereignisreiches Ruderjahr zurück, das mit einem hitzigen, aber konstruktiven 64. Deutschen Rudertag in Münster Anfang November einen versöhnlichen Abschluss gefunden hat. Ich möchte mich bei Ihnen allen noch einmal ganz herzlich für Ihr Vertrauen bedanken und freue mich auf eine weitere gemeinsame Amtszeit mit meinen Stellvertretern Dag Danzglock und Moritz Petri, den Mitgliedern des Präsidiums und allen weiteren in der Verbandsarbeit engagierten Ruderkameradinnen und Ruderkameraden. In meiner letzten Amtsperiode werde ich noch einmal alles in meiner Macht stehende tun, um den Rudersport in Deutschland weiter in der Erfolgsspur zu fahren und unser Ziel von vier Medaillen in Tokio 2020 zu realisieren. In diesem Rückblick möchte ich kurz auf alle wichtigen Meilensteine und Entscheidungen der zweiten Jahreshälfte eingehen. Alles Wichtige zur ersten Halbzeit können Sie im meinem Halbjahresbericht nachlesen. 

Neuausrichtung des Leistungssports
Beim Rudertag in Münster haben wir gemeinsam den Leistungssport neu ausgerichtet. Das Fachressort Leistungssport wurde aufgelöst. Dafür gibt es zukünftig einen Beirat, der unserem Sportdirektor Mario Woldt beratend zur Seite steht. Dieser Beirat besteht aus den von den Vereinen gewählten Vertreten Christoph Lüke (Crefelder RC), Thorsten Jüterbock (RC Tegel 1886 Berlin) und Klaus Scheerschmidt (Celler RV), zwei noch zu wählenden Athletenvertretern beider Geschlechter sowie Vertretungen des Länderrats und der DRJ. So haben wir die Rolle der Athleten gestärkt, die zukünftig auch im Präsidium vertreten sein werden. Ich bin mir sicher, dass wir damit den richtigen Weg eingeschlagen haben. Zudem hat der Sportdirektor fortan die Stellung eines besonderen Vertreters nach § 30 BGB und ist damit zeichnungsberechtigt.

Disziplintraining an vier Stützpunkten
Seit November läuft die Vorbereitungsphase für die Olympischen Spiele 2020. Mit Hamburg/Ratzeburg (Männer-Skull), Berlin (Frauen-Skull), Potsdam (Frauen-Riemen) und Dortmund (Männer-Riemen) haben wir Disziplinstützpunkte ausgewählt, die unserer Meinung nach die besten Bedingungen für ein optimales Training in Hinblick auf Tokio und unser Ziel von vier Medaillen bieten. An insgesamt fünf Tagen der Woche trainieren unsere Athletinnen und Athleten fortan gemeinsam auf ihr großes Ziel hin. Mit der „Deutsche Wohnen“ konnten wir einen Partner in Berlin gewinnen, der das Frauen-Skull-Team auf ihrem Weg zu Olympia begleitet. Die Athletinnen werden vor allem in den Bereichen Wohnung und Mobilität unterstützt. 

Zudem freue ich mich, dass fast all unsere Stützpunkte bis 2024 anerkannt wurden. Nur zwei haben eine Genehmigung bis 2020 bekommen. Mit Leipzig, Halle, Ulm, Krefeld und München konnten wir außerdem fünf qualifizierte DRV-Landesstützpunkte berufen.

International gut abgeschnitten
Bei der Weltmeisterschaft in Plovdiv gewannen unsere Sportler fünf Medaillen – drei in den nicht-olympischen und zwei in den olympischen Bootsklassen. Mit insgesamt zehn Finalteilnahmen können wir auf jeden Fall zufrieden sein, haben aber auch noch Luft nach oben. Dass 26 Nationen im Medaillenspiegel vertreten sind, zeigt die Breite des internationalen Niveaus. Mit dem Sieg des Frauen-Vierers mit Steuerfrau bei der legendären Head of the Charles Regatta in Boston konnten wir im Oktober im Frauen-Riemen-Bereich ein erstes Ausrufezeichen setzen – die Entwicklungskurve zeigt hier auf jeden Fall nach oben. Im U23-Bereich haben wir uns mit sieben WM-Medaillen im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Aber auch hier ist definitiv noch mehr Potential vorhanden. Bei der Junioren-WM in Racice waren wir in elf Finals vertreten, fünf Medaillen sind es am Ende geworden.
Insgesamt waren in diesem Jahr Ruderer aus 120 Vereinen in den Nationalmannschaften vertreten. Dies ist eine beeindruckende Zahl, die die Breite im Leistungssport widerspiegelt und die wir gerne ausbauen möchten.

Hohe TV-Präsenz bei den European Championships
Im August fanden erstmals die European Championships in Glasgow und Berlin statt. Dieses neue Format hat sich definitiv bewährt, nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlich hohen Berichterstattung. Wir müssen aber eingestehen, dass wir die mediale Bedeutung etwas unterschätzt haben und zu Lasten eines World-Cups besser mit der stärksten Mannschaft hingefahren wären. Unser Flaggschiff, der Deutschland-Achter, hat die Fahne mit dem Sieg hochgehalten. Doch aufgrund der unsicheren finanziellen Planung im Winter, haben wir den Fokus für dieses Jahr auf die WM gelegt. Wenn das Format so bestehen bleibt, werden wir diese in zukünftigen Planungen auch danach ausrichten. Generell würde ich mir natürlich wünschen, dass all diese Sportarten mehr Beachtung im TV finden.

Rowing Sports Medicine and Science Conference 2018 – ein voller Erfolg
Vom 21. bis 23. November fand die vom Universitätsklinikum Ulm und dem DRV ausgerichtete Rowing Sports Medicine and Science Conference 2018 der FISA in Berlin statt. Mehr als 300 internationale Teilnehmer haben die Reise in die Hauptstadt angetreten, um sich interessante Vorträge zahlreicher hochklassiger Referenten zu Themen rund um (Sport-)Medizin, Training und Wissenschaft anzuhören. 

Agenda 2024 – erste Teilergebnisse erreicht
Beim Rudertag in Münster wurden die ersten Ergebnisse unserer Agenda 2024 vorgestellt. Vor allem in den Bereichen Verbandsentwicklung, Wettkampf, Para-Rudern, Bildung und DRJ sind erste Maßnahmen getroffen worden. Um in den kommenden Jahren mehr Mitglieder in die Vereine zu holen, wurden zehn Leitlinien entwickelt. Unter anderem wollen wir eine übergreifende Meisterschaft mit starkem Vereinsfokus für Rennruderer, Masters und den Studierenden entwickeln, professionelle Strukturen schaffen mit dem Ziel, 2024 führende Rudernation zu sein, die breitensportliche Säule des Rudersports und den Gesundheitssport stärken und die Förderung von Frauen als Rudersporttreibende, Trainerinnen, Wettkampfrichterinnen und Funktionärinnen vorantreiben.

Wanderrudertreffen muss neue Wege einschlagen
Das Wanderrudern ist das Rückgrat der Vereine. In diesem Jahr fand das 53. Wanderrudertreffen in meiner Heimat Schweinfurt statt. Vielen Dank an meine Vereinskollegen für die gute Organisation. Wir haben drei tolle und ereignisreiche Tage miteinander verbracht. Es bleibt allerdings festzustellen, dass die Teilnehmerzahl seit einigen Jahren stark rückläufig ist. Hier gilt es nun vor allem für den neuen Ressortvorsitzenden, Rainer Engelmann, frische Reize zu schaffen, um wieder mehr und vor allem auch jüngere Ruderer anzusprechen. Ich bin mir sicher, dass dies gelingen wird, denn er kann auf eine gute Basis und großes Interesse am Wanderrudern und Breitensport aufbauen. Allein die Ausrichtung in Kombination mit den Nachwuchsmeisterschaften im kommenden Jahr im Juni in Brandenburg an der Havel ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Hier gilt der Dank Ina Holtz, die ihr Amt als Vorsitzende nach sechs Jahren abgegeben hat.

Ruderreviere sichern
Im Forum Wassersport vertritt Michael Stoffels mit seinem Fachressort die Interessen des Rudersports. In seiner letzten Sitzung im Oktober hat sich das Gremium verständigt, sich intensiv als Lobbyisten der Wassersportverbände an die Bundestagsabgeordneten und deren Mitarbeiter zu richten, um in den Ausschüssen Verkehr, Tourismus, Umwelt die richtigen Weichen zum Haushalt 2020 und Gesetzesinitiativen (eigenes Budget für Nebengewässer; Zuständigkeit des Bundes) zu stellen. Der Wassersport fällt im Rahmen der Diskussion noch nicht genug auf! Die Naturschutzverbände mit vielen hauptamtlichen Mitarbeitern, aber auch die Naturschutzbehörden sind da deutlich im Vorteil. Deshalb können wir uns nur gemeinsam mit den anderen Sportverbänden für unsere Interessen einsetzen.

RBL fest in den DRV-Wettkampfkalender übernommen
Die RBL-Jubiläumssaion war ein voller Erfolg. Auch wenn die Teilnehmerzahl erneut rückläufig war, haben wir spannende Renntage erlebt. Vor allem die Premiere am Wasserstraßenkreuz in Minden und der Nachtsprint in Leipzig waren wieder eine tolle Werbung für unseren Rudersport und hoffentlich auch ein Anreiz für viele Teams, Teil der stärksten Sprint-Liga der Welt zu werden. Beim Rudertag wurde das Wettkampfformat nach zehn Jahren Erprobungsmaßnahme fest in den DRV-Wettkampfkalender integriert. Die Termine für die kommende Saison stehen bereits fest. Unser Ziel ist es nun, wieder mehr Teams für die RBL zu begeistern, denn 27 Mannschaften bei insgesamt 480 Vereinen kann nicht unser Anspruch sein. Meldungen oder zumindest Absichtserklärungen für die Teilnahme sind daher dringend erwünscht!

Triple-Meisterschaft ein voller Erfolg
In diesem Jahr fand erstmalig die sogenannte Triple-Meisterschaft statt. Die Kombination aus Deutscher Großbootmeisterschaft, der neu geschaffenen offenen deutschen Masters-Meisterschaften und den Hochschulmeisterschaften war ein voller Erfolg und soll fortgeführt und weiterentwickelt werden.

Coastal Rowing auf dem Vormarsch
Das noch junge Wettkampfformat Coastal Rowing erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Nach der gelungenen deutschen Premiere auf Amrum im Mai dieses Jahres fand im Oktober die Coastal Rowing WM in Kanada mit insgesamt zehn deutschen Booten statt. Leichtgewichtsruderer Lars Wichert gewann bei seinem Ausflug zum Küstenrudern auf Anhieb die Silbermedaille. 

Aufruf zur 2. Women’s Rowing Challenge
Die Women’s Rowing Challenge - die zusammen mit unserem Partner Concept2 ausgerichtet wird – geht nach der erfolgreichen Premiere mit über 1.000 Teilnehmerinnen im Januar in die zweite Runde. Ich würde mich freuen, wenn wieder eine Vielzahl an Athletinnen teilnehmen und potentielle Neu-Ruderinnen von diesem Format begeistert werden. Teilnahmebedingungen und weitere Informationen sind hier einzusehen.

DRV-Vereinspreissieger gekürt
Das Thema des diesjährigen Vereinspreis war die Mitgliedergewinnung. Die dreiköpfige Jury unter Leitung von Katharina von Kodolitsch hat die zahlreich eingereichten Konzepte anhand mehrerer Kriterien analysiert und dementsprechend Punkte vergeben. Die Plätze eins bis sechs wurden im Rahmen der Eröffnungsfeier des Rudertages in Münster geehrt. Zu diesen Konzepten wurden seitens des DRV Banner und Flyer erstellt, eine Broschüre mit einem Überblick zu allen Konzepten ist in Produktion. Die Plätze zehn bis sieben wurden ebenfalls auf rudern.de veröffentlicht.

Stärkung des Pararuderns         
Mit Unterstützung des Deutschen Behindertensportverbands und des BMI freuen wir uns, im nächsten Jahr das Pararudern personell stärken zu können. Ausschreibungen werden Anfang des Jahres folgen. Damit erhoffen wir uns auch, die bislang eingeschlagenen Wege strukturell unterstützen zu können.

Marc Hildebrandt bleibt DRJ-Vorsitzender
Nicht nur der DRV, auch die Deutsche Ruderjugend hat in diesem Jahr seinen Rudertag abgehalten. Ich freue mich sehr, dass der Vorsitzende Marc Hildebrandt in seinem Amt bestätigt wurde. Der junge Vorstand und die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle haben viel frischen Wind reingebracht und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.

Zum Abschluss möchte ich mich im Namen des Präsidiums bei allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihren hervorragenden Einsatz bedanken. Ihr macht den Rudersport erst zu dem, was er ist.

Ich wünsche allen eine schöne Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr und verabschiede mich mit einem dreifachen Hipp Hipp Hurra.

Euer
Siegfried Kaidel
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes