15. Juni 2018 | Panorama | von Siegfried Kaidel

Halbzeitbericht 2018

DRV-Vorsitzender Siegfried Kaidel blickt auf das erste Halbjahr zurück.

Liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden,

die Hälfte des Jahres liegt schon fast wieder hinter uns und es ist so einiges passiert in Halbzeit eins. Im Verband entwickelt sich vieles weiter, deshalb möchte ich im Folgenden gern einen Überblick geben, was sich im vergangenen halben Jahr in den einzelnen Fachressorts alles getan hat und bis zum kommenden Rudertag im November in Münster geplant ist. Da ich in diesem Brief nicht auf alle Details eingehen kann, weise ich auf unsere Berichterstattung auf rudern.de und im „rudersport“ hin, wo zu vielen Bereichen weiterführende Infos zu finden sind.

Agenda 2024 – Arbeitspapiere erarbeitet
Anfang des Jahres wurden auf den insgesamt vier Regionalkonferenzen die Themen der Agenda 2024 konstruktiv mit allen Teilnehmern diskutiert und ausgearbeitet. Auf der DRV-Klausurtagung Anfang Februar haben wir einen weitereren Feinschliff vorgenommen. Die folgenden fünf Themenblöcke wurden mit interessanten und zukunftsgerichteten Inhalten gefüllt: Herausforderung suchen, Freizeit aktiv gestalten, Natur erleben, Sportentwicklung und (Verbands-)Strukturen. Bis zum Rudertag in Münster werden die Themen nun in Kleingruppen, bestehend aus DRV-Haupt- und Ehrenamtlern, detailliert ausgearbeitet, um dann darüber abstimmen zu können. 

Öffentlichkeitsarbeit – neue Wege beim Livestreaming
Wir sind, was das Thema Kommunikation angeht, auf dem richtigen Weg. Sowohl intern als auch extern ist es unser Ziel, alle wichtigen Themen und Prozesse transparent zu machen. Dies ist uns im Großen und Ganzen gut gelungen, wie die meist positiven Rückmeldungen zeigen. Wir setzen dabei auf die Medienvielfalt und auf den Mix aus ehren- und hauptamtlicher Arbeit. Wer will, findet so im DRV immer die relevanten Informationen, um sich konstruktiv in die Verbandsentwicklung einbringen zu können. 
Beim Livestreaming nationaler Ruderregatten haben wir mit dem separaten Videokommentar neue Reize gesetzt.  Wir sind dabei, ein junges, motiviertes Team aufzubauen, mit dem wir das Format weiterentwickeln wollen.
Im Juli und August stehen im Rahmen der UWV‘s die Fotoshootings unserer Nationalmannschaften auf dem Programm. Zudem wird wieder ein Medientag organisiert.

Leistungssportreform – finanzielle Mittel sind notwendig
Wir stehen sportfachlich weiterhin zu der von allen Verbänden gemeinsam beschlossenen Reform des Leistungssports in Deutschland. Allerdings benötigen wir dafür auch die finanziellen Mittel, um für die Athletinnen und Athleten sowie die Trainerinnen und Trainer die vorgesehenen Verbesserungen in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio konsequent umzusetzen. Die zugesagten Mittel für die Begleitung dieses Weges zu einem besseren Leistungssport sind im aktuellen Entwurf des Bundeshaushalts 2018 nicht vorgesehen. Wir sind aber zuversichtlich, dass alle Beteiligten im Gesetzgebungsprozess unsere Einschätzung teilen und den notwendigen Mittelaufwuchs bis zur Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag noch freigeben. Alles weitere dazu findet sich in der Frankfurter Erklärung wieder.

Arbeit des AK Leistungssportkonzept ausgewertet
Die Arbeit des Arbeitskreises Leistungssportkonzept ist beendet. Mein Dank gilt allen Mitgliedern aus Vereinen, Landesruderverbänden, dem Präsidium, Sportdirektor Mario Woldt, dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer und Generalsekretär Jens Hundertmark für ihr Engagement. Nach Auswertung der Ergebnisse und der Diskussion der letzten Jahre haben Länderrat und Präsidium gemeinsam vereinbart, einen Anforderungskatalog für weitere Leistungsstützpunkte des DRV aufzusetzen, die als Bindeglied die Lücke zwischen Landesstützpunkten und den Bundesstützpunkten schließen sollen. Errichtung und Betrieb dieser Stützpunkte sollen unter einheitlichen Qualitätskriterien in der Verantwortung der Partner in der jeweiligen Region liegen. Zudem stehen Präsidium und Länderrat zusammen hinter der Konzentration der Disziplinbereiche auf die jeweiligen Stützpunkte. Das gemeinsame Training ist weltweit der „Goldstandard“ im Rudersport und es gibt jenseits von Einzelinteressen keine Belege, dass dezentrale Ansätze erfolgreich sind. Bereits der Doppelzweier ist ein Mannschaftsboot und keine Addition von Einerleistungen!  Ab November sollen die einzelnen Mannschaften gemeinsam das tägliche Training absolvieren, die Aktiven können in unserem Konzept weiterhin für ihren Heimatverein rudern.

International auf dem Vormarsch
Die Umstrukturierung im Leistungssport mit den neuen Verantwortungsbereichen war der richtige Weg. Das Ziel, die Stärkung der Disziplingruppen und deren optimale Verzahnung mit der U23-Nachwuchsarbeit, scheint zu greifen.  Mit Ralf Holtmeyer als leitendem Bundestrainer, Marcus Schwarzrock als Disziplintrainer Männer-Skull, Marcin Witkowski als Disziplintrainer Frauen-Skull, Uwe Bender als Disziplintrainer Männer-Riemen und Sven Ueck als Disziplintrainer Frauen-Riemen kommen die Erfolge zurück. Die Ergebnisse beim Weltcup-Auftakt in Belgrad waren mit insgesamt neun Medaillen sehr erfreulich und sind eine gute Ausgangslage für die weitere Saison. Wir wissen aber auch, dass einige Übersee-Nationen nicht vertreten waren und dass wir mit wachsender Konkurrenz rechnen müssen. Wir haben in dieser Saison viele junge Weltcup-Debütanten im Team, die bereits mit tollen Leistungen beeindrucken und der Mannschaft einen großen Schub nach vorne verleihen.

Wettkampf- und Breitensport – Coastal Rowing findet großen Zulauf
Auch im Bereich Wettkampfwesen gehen wir immer neue Wege und eröffnen neuen Formaten eine Chance. So geschehen im Coastal Rowing,  das auch in Deutschland auf dem Vormarsch ist. Am Pfingstwochenende fand die erste deutsche Regatta am Norddorfer Strand auf Amrum statt. Die Premiere kann als voller Erfolg gewertet werden und hat viele neue begeisterte Coastal Fans gefunden.  

Zudem findet im Juli diesen Jahres erstmalig die sogenannte „Triple Meisterschaft“ in Brandenburg an der Havel statt. Die Veranstaltung ist eine Kombination aus der deutschen Großbootmeisterschaft, der  offenen Deutschen Masters-Meisterschaft sowie den Hochschulmeisterschaften. Sie bietet damit dem vereinsbezogenen Wettkampfsport eine breite Bühne und stärkt damit das Rückgrat unseres Verbandes.  

RBL feiert Jubiläumssaison
In diesem Jahr geht die Ruder-Bundesliga in ihre zehnte Saison. Auch im Jubiläumsjahr war die Anzahl der Teams mit insgesamt 27 gemeldeten Achtern rückläufig, sodass wir uns für eine Zusammenlegung der ersten und zweiten Liga der Männer entschieden haben. Zudem fanden sich nur wenige Interessenten für die vorgeschlagene Einer-Bundesliga. Ich würde mich freuen, wenn wir hier im kommenden Jahr wieder einen Aufschwung erleben und sich wieder mehr Teams für einen Start in der stärksten Sprint-Liga der Welt entscheiden. Hier können sich die Vereine präsentieren und im regionalen Umfeld Sponsoren gewinnen.

Women’s Rowing Challenge ein voller Erfolg
Die erstmals vom DRV und Concept2 ausgerichtete Women’s Rowing Challenge war ein voller Erfolg. Knapp 1.000 Teilnehmerinnen haben bei der Premiere dieser Indoor-Veranstaltungsserie teilgenommen und damit die Erwartungen mehr als übertroffen. Ziel war es, für mehr Betrieb, Action und Wettkampfgeist in den kalten Wintermonaten in den Vereins-Bootshäusern zu sorgen und vor allem Nicht-Ruderinnen von unserem Sport zu überzeugen. Ich freue mich sehr, dass es vielen Vereinen gelungen ist, mit diesem Format neue Mitglieder zu werben. 

Vereinsentwicklung – Entwicklung von Best-Practice-Beispielen
Ob Mitgliederbindung, Kooperationen, besondere Aktionen oder Öffentlichkeitsarbeit – in jedem Verein laufen die Prozesse anders. Um die Erfahrungen der jeweiligen Vereine mit ganz Ruderdeutschland teilen zu können, wurde die Projektgruppe Vereinsentwicklung ins Leben gerufen. Aus den Antworten eines Fragebogens, den alle Teilnehmer der Projektgruppe ausgefüllt haben, wurde ein sogenannter Best-Practice-Kalatog erstellt, der den Vereinen demnächst als Grundlage bei den eigenen Problemstellungen dienen und mögliche Lösungsansätze anbieten kann. Die Ruderclubs sind aufgerufen, auch untereinander zu kommunizieren und sich gegenseitige Hilfestellungen zu geben.  

Ruderakademie Ratzeburg mit „Blauem Band“ ausgezeichnet
Ich freue mich sehr, dass unsere Ruderakademie in Ratzeburg für ihre langjährigen herausragenden Verdienste um den Rudersport vom Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins, Daniel Günther, mit dem „Blauen Band“ des Landes ausgezeichnet wurde. Seit mehr als 50 Jahren werden dort (junge) Ruderer und Trainer ausgebildet, unmittelbare Wettkampfvorbereitungen der Nationalmannschaften abgehalten und vor allem viel in den Bereich Bildung und das neue Format E-Learning investiert.

Wanderrudern – Vorbereitungen für 53. WRT laufen auf Hochtouren
Mit großen Schritten nähern wir uns dem 53. Wanderrudertreffen in meiner Heimatstadt Schweinfurt.  Die Vorbereitungen für das Spitzenevent im Wanderrudern laufen auf Hochtouren, um das WRT zu einem einzigarbeiten Erlebnis zu machen. Ich würde mich freuen, eine Vielzahl an Mitgliedern dort anzutreffen.  

Ruderreviere, Technik und Umwelt – Erhalts des Netzwerkes der Bundeswasserstraßen
Unser Sportplatz sind die Flüsse und Seen,  für deren Nutzung wir uns im Widerstreit von Naturschutz bis zur Berufsschiffahrt einsetzen. Die Wassersportverbände, darunter auch der Deutsche Ruderverband in Person von Michael Stoffels, haben sich hinsichtlich des Erhalts des Netzwerkes der Bundeswasserstraßen und besonders der freizeitlich genutzten Nebenwasserstraßen im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen an die Bundestagsabgeordneten gewandt und einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Im Forum „Wassersport“ sind wir gemeinsam mit anderen wassersporttreibenden Verbänden und dem DOSB am Thema dran.  Zudem unterstützen wir die Entwicklung eines umweltschonenden Elektromotors für Trainerboote, der den Verbrennungsmotor ersetzen soll. Wir hoffen, dass wir schon bald einen Durchbruch auf diesem Gebiet erreichen können.

50. Jubiläum des Bundeswettbewerbes
In diesem Jahr feiert die Deutsche Ruderjugend das 50. Jubiläum ihrer größten Veranstaltung, dem Bundeswettbewerb. Mit der Olympiastrecke von 1972 in München-Oberschleißheim hat man dafür einen würdigen Austragungsort gefunden. Viele Ruderinnen und Ruderer haben als Jungen und Mädchen ihre Karriere begonnen, was die Bedeutung des Wettbewerbs nachhaltig unterstreicht.

In den kommenden Wochen stehen weitere Weltcups sowie Europa- und Weltmeisterschaften aller Altersklassen auf dem Programm, für die ich unseren Athleten im Namen des Vorstands und des Präsidiums viel Erfolg wünsche.

Allen anderen Ruderern einen schönen Sommer mit vielen erholsamen Stunden im Ruderboot.

Siegfried Kaidel
DRV-Vorsitzender