28. Juli 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Beide Männer-Zweier schaffen den Sprung ins Halbfinale

Selbstbewusst präsentierten sich Sönke Kruse und Julius Christ bei ihrem Olympia-Debüt und brachten den Zweier ohne direkt ins Halbfinale. Foto: Julia Kowacic
Marc Weber und Jonas Gelsen hatten auch im Hoffnungslauf anfänglich Probleme, brachten den Doppelzweier aber sicher ins Halbfinale. Foto: Julia Kowacic
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Nach dem guten Start der deutschen Ruder-Flotte in die olympische Regatta am Samstag gab es auch am Sonntag positive Ergebnisse. Der Männer-Zweier ohne Steuermann mit Julius Christ und Sönke Kruse verblüffte mit einem mutig geführten Rennen und qualifizierte sich mit dem dritten Platz in seinem Vorlauf direkt für das Halbfinale. Ebenfalls im Halbfinale steht der Männer-Doppelzweier. Jonas Gelsen und Marc Weber ruderten im Hoffnungslauf nach anfänglichen Problemen noch sicher auf den zweiten Rang hinter Serbien. Damit haben sechs der sieben qualifizierten DRV-Boote ihr erstes Rennen im Bassin Nautique von Vaires-sur-Marne hinter sich. Nun fehlt noch der Männer-Achter, der Montagmittag seinen Vorlauf bestreitet.

Mit der ruhigeren Frequenz übertrieben

Traumhafte Bedingungen umgaben die Wettkämpfe am Sonntag. Glattes Wasser und Sonnenschein, auf den erneut dicht besetzten Zuschauertribünen musste die Sonnencreme ausgepackt werden. Der Männer-Doppelzweier traf im Hoffnungslauf auf Serbien, China und Italien. Es sah nach einer lösbaren Aufgabe aus, weil drei der vier Boote ins Halbfinale kommen würden. Doch ein zögerlicher Start brockte Gelsen und Weber schnell einen Rückstand und nach 500 Meter dann den vierten und letzten Platz ein. „Wir haben uns vorgenommen, eine ruhigere Frequenz zu fahren mit einem längeren Schlag, aber wir haben es ein bisschen übertrieben“, beschrieb Jonas Gelsen das Problem. Auf der zweiten Teilstrecke fanden die beiden aber in einen brauchbaren Streckenschlag, waren jetzt das schnellste Boot, überholten Italien und China, und reihten sich hinter Serbien auf Rang zwei ein.

Der Angriff auf die Führungsposition schien zu glücken, bei 1500 Metern fehlte den beiden Deutschen nur noch eine Drittel Bootslänge zu den Serben, aber vorbei kamen sie dann doch nicht mehr. Die letzten Schläge wurden nicht mehr voll durchgezogen. Serbien gewann also vor Deutschland, China verwies Italien auf Rang vier und kam ebenfalls noch ins Halbfinale.    

„Wir sind erstmal weiter, das zählt“, sagte Gelsen. „Aber wir sind noch nicht zufrieden mit dem, was wir bis jetzt gezeigt haben. Ich würde fast sagen, das waren die zwei schlechtesten Rennen der Saison. Aber wir haben noch alle Chancen, das umzudrehen, und ich glaube das können wir auch.“ Auch Marc Weber befand: „Um das Ziel Finale zu erreichen, müssen wir alles besser machen.“ Im Halbfinale am Dienstag (11:20 Uhr) sind die USA, Neuseeland, sowie wie im Vorlauf Irland, Norwegen und Frankreich die Gegner. Drei Boote schaffen den Finaleinzug. Ein harte Nuss, aber Weber bleibt Optimist: „Wir haben die beiden wichtigsten Gegner neben uns ,mit Neuseeland und den USA. Das ist ein Geschenk, was wir annehmen sollten. Insofern heißt es da dann mit einer etwas höheren Frequenz loszufahren und trotzdem ein bisschen länger zu bleiben. Das haben wir in der Saison schon hinbekommen. Jetzt haben wir nochmal eine Einheit, das zu üben, und dann passt das schon. Wir wollen an die Leistung von Poznan anknüpfen.“ Beim Weltcup dort waren sie Zweite geworden.

„Wir sind zufrieden, dass wir weitergekommen sind“, sagte Trainer Ralf Hollmann. „Die mittleren 1000 Meter waren gut, vorne und hinten ist noch Potenzial, das dann im Halbfinale ausgenutzt werden muss.“

Winkewinke, dann geht die Post ab

So erfrischend frech, wie sie die Nachqualifikation für die Olympischen Spiele in Luzern gewonnen hatten, so erfrischend frech traten Julius Christ und Sönke Kruse auch bei ihrem Olympia-Debüt auf. Kruse winkte bei der Bootsvorstellung noch einmal in die Kamera, dann ging die Post ab. Der unerfahrenste Zweier ohne im dritten Vorlauf fuhr mutig los und lag nach 500 Metern in Führung vor dem WM-Zweiten Großbritannien. „Das war ein geiles Gefühl, denen zu zeigen, wo es lang geht. Das haben wir nicht ganz durchgehalten. Aber das zeigt, was wir in dem Turnier noch abliefern können“, sagte Christ. Nach 800 Metern übernahm Großbritannien dann doch die Führung, kurz nach der 1000-Meter-Marke zog auch Südafrika vorbei. Die Deutschen wurden langsamer, behaupteten aber den wichtigen dritten Platz durchgängig sicher gegen Australien. Im Ziel gewann Großbritannien vor Südafrika, das die letzte Attacke des deutschen Boots pariert hatte.

„Das war durchweg solide. Besser hätten wir uns unser erstes olympisches Rennen nicht vorstellen können“, sagte Christ. Auch bei Kruse war die Freude groß: „Es ist schon mal ein Traum, hier an den Start gehen zu dürfen. Und dann einen erfolgreichen Start ins Turnier hinzulegen, ist ein tolles Gefühl. Ich denke, dass wir noch ein bisschen Potenzial ausschöpfen können. Ein hundertprozentiges Rennen abzuliefern – da habe ich Lust drauf.“

Der Blick der Beiden richtete sich schon auf das Halbfinale am Mittwochvormittag.  „Wir haben ja gesagt: Wir wollen ins Finale. Das heißt, wir müssen unter die ersten Drei in unserem Halbfinallauf. Das nehmen wir uns vor. Wir fahren so schnell los wie im Vorlauf und noch schneller weiter. Dann wird das auch klappen – da bin ich sehr positiv gestimmt“, sagte Christ. Trainer Alexander Weihe hat keinen Grund, zu bremsen. „ Die offensive und mutige Fahrweise hat uns neben dem direkten Halbfinaleinzug auch eine gesunde Portion Selbstvertrauen verschafft. Julius und Sönke haben gesehen, dass sie die Rennen hier mitgestalten können“, sagte er. „Jetzt haben wir zwei Tage zur Regeneration und Vorbereitung auf das Halbfinale. Am Mittwochvormittag werden die beiden alles geben, um ins Finale einzuziehen. Das ist unsere Zielstellung und die verfolgen wir mit voller Überzeugung.“

Der spannende erste Vorlauf der Männer-Zweier sorgte für einen ersten Höhepunkt in Vaires-sur-Marne. Vier Boote kamen fast auf einer Linie ins Ziel, nach großem Kampf musste das Zielfoto entscheiden. Während Spanien, Neuseeland und Irland weiterkamen, blieben ausgerechnet die sieggewohnten Schweizer Weltmeister Röösli/Gulich als Viertplatzierte auf der Strecke und müssen nun den Umweg über den Hoffnungslauf nehmen.

Und das bringt der Montag

Zwei deutsche Boote sind am dritten Tag der olympischen Ruder-Wettkämpfe im Einsatz. Zunächst der Männer-Doppelvierer, der ab 11:20 Uhr im Hoffnungslauf gegen Rumänien, die Schweiz, Norwegen und Estland das A-Finale klarmachen will. Zwei freie Plätze stehen für die fünf Bewerber zur Verfügung. Nach dem guten Rennen im Vorlauf ist die deutsche Mannschaft mit Anton Finger, Max Appel, Tim-Ole Naske und Moritz Wolff optimistisch. „Wir gehen mit Selbstvertrauen in den Hoffnungslauf. Alle Gegner dort haben wir schon geschlagen, sodass wir versuchen werden, noch einmal so ein Rennen wie im Vorlauf hinzulegen und zu gewinnen“, sagt Trainer Dirk Brockmann.

Der Deutschland-Achter kommt zu seinem Einstand. Im ersten Vorlauf sind um 11:40 Uhr die Niederlande, USA und Rumänien die Gegner. Nur der Sieger qualifiziert sich direkt für das Finale, die anderen Boote müssen in den Hoffnungslauf. „Wir freuen uns, dass es losgeht. Wir wollen das Rennen offensiv angehen und zeige, dass wir wieder da sind. Wir wissen, dass wir nicht die Favoriten sind, werden aber von Anfang an voll auf Angriff setzen“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge. Das DRV-Boot bilden Benedict Eggeling, Frederik Breuer, Olaf Roggensack, Laurits Follert, Max John, Torben Johannesen, Wolf Niclas Schröder, Mattes Schönherr und Steuermann Jonas Wiesen.

Events

Boote

Vorlauf 5 6:54.72 1 . Platz
Viertelfinale 2 6:45.32 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:35.77 1 . Platz
Finale A 6:37.57 1 . Platz

Vorlauf 5 7:36.35 1 . Platz
Viertelfinale 2 7:30.98 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:24.63 4 . Platz
Finale B 7:23.53 1 . Platz

Vorlauf 3 6:25.15 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:34.59 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:17.69 4 . Platz
Finale B 6:17.07 3 . Platz

Vorlauf 1 5:46.90 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:52.39 1 . Platz
Finale A 5:50.62 5 . Platz

Vorlauf 2 6:15.28 2 . Platz
Finale A 6:19.70 3 . Platz

Vorlauf 3 6:38.86 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:47.13 6 . Platz
Finale B 6:28.61 5 . Platz

Vorlauf 1 5:41.63 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:29.17 2 . Platz
Finale A 5:29.80 4 . Platz

Galerien