Männer-Doppelvierer verschönert Zwischenbilanz
Beide deutsche Doppelvierer werden am Mittwoch zur Mittagsstunde bei den ersten Finals der olympischen Ruder-Wettbewerbe um Edelmetall kämpfen. Nach den Frauen setzen sich am Montag auch die Männer durch. Vor der für Ruderverhältnisse gigantischen Kulisse von 22 000 Zuschauern in Vaires-sur-Marne gewannen sie den engen Hoffnungslauf mit einem überzeugenden Finish und qualifizierten sich zusammen mit der zweitplatzierten Schweiz für das A-Finale. Als letztes der sieben deutschen Boote ging der Männer-Achter aufs Wasser. Der dritte Platz im Vorlauf hinter den USA und den Niederlanden entsprach den Erwartungen. Im Hoffnungslauf am Donnerstag kann sich der Achter noch für das Finale qualifizieren.
Bielig sieht Bestätigung der Vorbereitung
Cheftrainerin Brigitte Bielig zog ein Zwischenfazit, nachdem nun alle DRV-Boote mindestens einmal im Einsatz waren: „Wir werden in der Öffentlichkeit oft sehr kritisch gesehen. Doch es ist sehr positiv, was die Mannschaft hier bisher geleistet hat. Wir haben schon zwei Boote ins A-Finale gebracht, nach dem Doppelvierer der Frauen heute die Männer mit einer taktisch klugen Fahrt. Beide Männer-Zweier stehen im Halbfinale, und da muss noch nicht Schluss sein. Der Zweier ohne war dabei die große Überraschung, mit seinen Zwischenzeiten kann er im Konzert der Großen mithalten. Für unsere beiden Einer ist der Weg noch weiter. Doch Oliver Zeidler wird das Finale erreichen und wenn Alex Föster das auch gelingen sollte, wäre es eine tolle Sache. Unser Achter hatte es heute erwartungsgemäß schwer, aber ich glaube fest daran, dass er die Chance nutzen wird, über den Hoffnungslauf ins Finale zu kommen. Alles in allem hatten wir bisher hier keinerlei Ausreißer im negativen Sinne, was nicht alle Nationen von sich behaupten können. Ich nehme das auch als Bestätigung, dass unsere Arbeit in der Vorbereitung gestimmt hat.“
Vorfreude auf einen Sundowner und aufs Finale
Einen Sieg hatte sich der Männer-Doppelvierer für den Hoffnungslauf vorgenommen. Ziel erreicht, könnte man lapidar sagen, doch es wurde eine ziemlich aufregende Angelegenheit für die deutschen Fans, bis es tatsächlich so gekommen war. Nach zu verhaltenem Start des deutschen Boots entwickelte sich ein ausgeglichenes Rennen hinter der lange unangefochten führenden Schweiz. Erst verabschiedete sich Estland aus dem Kampf um die beiden A-Finalplätze, dann auch die bei 1000 Metern noch auf Rang zwei vorgestoßenen Rumänen. Es wirkte sehr konzentriert, aber gleichzeitig auch locker, wie sich Anton Finger, Max Appel, Tim Ole Naske und Moritz Wolff Meter um Meter nach vorne schoben. Die gelungene Abwehr der die Deutschen und damit Rang zwei attackierenden Norweger hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass der DRV-Doppelvierer auch noch die müde gewordenen Schweizer knackte und im engen Finish gewann. Nur 74/100 Sekunden lagen zwischen den ersten Drei.
„Unser erstes Ziel, das Finale zu erreichen, haben wir souverän meistern können. Es war echt eng hinten raus, aber wir haben es geschafft und freuen uns aufs Finale. Dort wollen wir Richtung Medaillen gucken, aber auch Spaß haben. Nach dieser chaotisch verlaufenen Saison ist es schön, dass wir uns als Team noch mal so zusammenschweißen konnten“, sagte Max Appel, der Mann auf der Position zwei.
Das Rennen hatte für ihn Überraschungen parat. „Es lief anders als geplant, aber manchmal muss man umdisponieren. Das haben wir als Team gut gemeistert. Wir konnten nicht so offensiv rausfahren wie geplant, dafür sind wir über die Mitte sehr gut drangeblieben. Das wir die Grundlage dafür, dass wir den Fight mit der Schweiz noch suchen konnten und auch die Norweger, die richtig rangeflogen kamen, abgewehrt haben. Mit den Schweizern batteln wir uns ständig, es war auch ein gutes Zeichen, sie wieder geschlagen zu haben.“ Den Lohn für das alles malte sich Appel auch schon aus: „Wir freuen uns jetzt auf ein alkoholfreies Corona zum Sonnenuntergang heute Abend!“
Auch Trainer Dirk Brockmann räumte ein: „Das Rennen war nicht ganz das, was wir erhofft hatten. Am Start sind wir nicht so losgekommen. Zum Glück hat die Geschwindigkeit noch gereicht, um dabei zu sein. Die zweiten 500 Meter waren noch bisschen gehemmt. Über die dritten 500 haben sie sich reingekämpft, wir waren von allen Booten die schnellsten. Auf den letzten 500 haben wir es sehr gut gemacht, es war die zweitschnellste Zeit knapp hinter den Norwegern. Von daher haben sie sich das sehr, sehr verdient, ins Finale zu kommen.“ Am Mittwoch ab 12:26 Uhr, zehn Minuten vor dem Finale des Frauen-Doppelvierers, werden Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen und die Schweiz die Gegner sein. „Ich hoffe“, sagte Brockmann, „dass wir den Kopf frei genug haben, um uns fürs Finale noch einige Dinge vorzunehmen. Wir können befreit reingehen, ich hoffe, dass uns das am Start noch mal beflügelt und wir ein geiles A-Finale hinlegen können.“
Deutschland-Achter als Dritter in Hoffnungslauf
Im Sieben-Boote-Feld der Männer-Achter haben sich die drei Medaillen-Favoriten in den beiden Vorläufen klar herausgeschält: Großbritannien, die USA und die Niederlande. Es wäre eine Überraschung, wenn eine andere Nation da dazwischenfunken könnte. Der Deutschland-Achter hatte im ersten Vorlauf keine Chance, aus dem Duell zwischen den US-Boys und den Holländern einen Dreikampf zu machen. Am Ende landete die extrem stabile US-Mannschaft einen Start-Ziel-Sieg und schickte die zweitplatzierten Niederlande, die gut, aber nicht gut genug fuhren, in den Hoffnungslauf. Dritter wurde das DRV-Boot, ohne Gegenwehr, denn die mit Doppelstartern besetzten Rumänen fuhren kraftsparend zu Ende, als sich Rang eins erledigt hatte. Im zweiten Vorlauf war Großbritannien turmhoch überlegen und steht wie die USA als Finalteilnehmer fest.
„Mit den USA und den Niederlanden hatten wir Gegner, die wir in dieser Saison noch nicht geschlagen haben. Insofern war es klar, dass es schwer wird“, sagte Trainerin Sabine Tschäge. „Wir wollten es offensiv angehen, das ist uns mit dem ersten Schlag nicht gelungen. Danach war es gut, wir haben den Rückstand etwas zugefahren. Uns fehlen aber die Mittel, richtig mitgehen zu können. Wir sind nicht richtig zufrieden, weil wir nicht das gemacht haben, was wir im Training schon richtig gut können.“ Im Hoffnungslauf am Donnerstag (10:20 Uhr) sind nun neben den Niederlanden und Rumänien auch Australien und Italien die Gegner. „Auch wenn vier von fünf Booten ins Finale kommen, müssen wir attackieren und uns nach vorne orientieren, um nicht noch einkassiert werden“, sagte Tschäge.
Mattes Schönherr war nach dem Vorlauf etwas angefressen. „Natürlich bin ich nicht zufrieden. Es geht um die Art und Weise, wie man sich präsentiert, nicht um die reine Platzierung. Wenn man abschätzen kann, dass es mit dem ersten Platz nichts mehr wird und nur der Erste direkt weiterkommt, nimmt die Motivation ab, das Tempo im Team gleichmäßig hoch zu halten. Wir sind aber sind zuversichtlich, dass wir das im Hoffnungslauf besser hinbekommen“, sagte der Schlagmann.
Steuermann Jonas Wiesen versuchte, den Rückstand von zwölf Sekunden auf den Sieger zu erklären: „Im Idealfall wären wir gerne um Platz 1 mitgefahren. Spätestens ab der 1000-Meter-Marke haben wir den Kontakt zu den beiden Booten vorne verloren. Die matchen sich bis zur Ziellinie, wir sind aus dem Kampf heraus, so kommt der große Abstand zustande, der nicht gut ist und uns auch nicht gut tut. Für den Hoffnungslauf ist das Rennen heute nicht repräsentativ.“
Und das bringt der Dienstag
Drei deutsche Boote sind im Einsatz. In den Einern bestreiten Oliver Zeidler und Alex Föster ihre Viertelfinals. Jonas Gelsen und Marc Weber wollen sich im Halbfinale des Doppelzweiers der Männer unter die ersten Drei schieben und das Finale erreichen.
Föster trifft im zweiten Viertelfinale ab 9:40 Uhr auf die Topfavoritin Karolien Florijn (Niederlande) und Tatsiana Klimovich (Neutrale Athleten), die beim Weltcup in Luzern einen Rang vor ihr auf Platz vier eingekommen war. Die anderen Gegnerinnen kommen aus Mexiko, Paraguay und Vietnam. Rang drei brächte Föster ins Halbfinale, eine lösbare Aufgabe für die 22-Jährige.
Im zweiten Viertelfinale des Männer-Einers (10:20 Uhr) trifft Zeidler auf den US-Amerikaner Jacob Plihal, den er vor wenigen Wochen im Finale der Henley Royal Regatta klar distanziert hatte. Bekannt ist auch der Rumäne Mihai Chiruta, der die Olympia-Nachqualifikation gewann. Die restlichen Starter kommen aus Belgien, Algerien und Paraguay. Zeidler ist der klare Favorit, drei Ruderer kommen ins Halbfinale.
Eine extrem spannende Angelegenheit dürfte aus deutscher Sicht dann das zweite Semifinale im Männer-Doppelzweier werden (11:20 Uhr). Gelsen/Weber müssen zu ihrer Bestform finden, um unter die ersten Drei und ins A-Finale vorzustoßen. Leichter Favorit im Top-Feld sind die Iren Daire Lynch und Philip Doyle. Neuseeland mit Weltrekordler Robby Manson, Nachquali-Sieger USA, Norwegen und Frankreichs Lokalmatadoren Boucheron/Androdias, die nach vorne gepeitscht werden dürfen, machen das illustre Gegnerfeld für die beiden Deutschen komplett. Vor allem ein verbesserter Start wird wichtig sein für Weber und Gelsen, um ihr Ziel zu erreichen, um die Medaillen mitzukämpfen.
Events
Boote
Vorlauf 5 | 6:54.72 | 1 . Platz | |
Viertelfinale 2 | 6:45.32 | 1 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:35.77 | 1 . Platz | |
Finale A | 6:37.57 | 1 . Platz |
Vorlauf 5 | 7:36.35 | 1 . Platz | |
Viertelfinale 2 | 7:30.98 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 7:24.63 | 4 . Platz | |
Finale B | 7:23.53 | 1 . Platz |
Vorlauf 3 | 6:25.15 | 4 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 6:34.59 | 2 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:17.69 | 4 . Platz | |
Finale B | 6:17.07 | 3 . Platz |
Vorlauf 1 | 5:46.90 | 3 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 5:52.39 | 1 . Platz | |
Finale A | 5:50.62 | 5 . Platz |
Vorlauf 2 | 6:15.28 | 2 . Platz | |
Finale A | 6:19.70 | 3 . Platz |
Vorlauf 3 | 6:38.86 | 3 . Platz | |
Halbfinale A/B 2 | 6:47.13 | 6 . Platz | |
Finale B | 6:28.61 | 5 . Platz |
Vorlauf 1 | 5:41.63 | 3 . Platz | |
Hoffnungslauf 1 | 5:29.17 | 2 . Platz | |
Finale A | 5:29.80 | 4 . Platz |