11. Dez. 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Peter-Michael Kolbe: Medien würdigen einen großen Sportler

Ein großer Sportler: Peter-Michael Kolbe, der am vergangenen Freitag verstorben ist. Foto: Imago

Die große Popularität von Peter-Michael Kolbe äußerte sich in vielen wertschätzenden Nachrufen, die nach seinem Tod erschienen sind. Der dreifache Silbermedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele, fünffache Einer-Weltmeister und Deutschlands Sportler des Jahres von 1975 war am vergangenen Freitag im Alter von 70 Jahren verstorben. Eine Auswahl von Medien-Stimmen (zur Würdigung des DRV geht es hier):

„Der Größte, der niemals Olympiasieger wurde“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe ihre Würdigung. „Peter-Michael Kolbe war der beste Ruderer seiner Zeit. Er gewann fünf WM-Titel und keine olympische Goldmedaille, aber faszinierte das Publikum als Verlierer umso mehr.“ Dreimal war Kolbe als amtierender Weltmeister im Einer, als Favorit, Zweiter bei den Olympischen Spielen geworden. 1976 und 1984 unterlag er jeweils dem Finnen Pertti Karppinen, 1988 war DDR-Ruderer Thomas Lange etwas schneller. Für seinen „abrupten Kräfteabbau“ im Finale von Montreal 1976 hatte Kolbe eine vermeintliche Vitaminspritze verantwortlich gemacht, die ihm vor dem Finale verabreicht worden war. „Kolbe machte den Vorfall wenige Stunden nach dem Rennen publik – und sah sich später zu Unrecht in Doping-Debatten verstrickt“, schreibt Barbara Klimke. Die sogenannte Kolbe-Spritze, wie sie umgangssprachlich genannt wurde, sei in Montreal in großem Umfang auch anderen westdeutschen Sportlern injiziert worden. Der Inhalt hatte nach damaligen Regeln nicht auf der Verbotsliste gestanden.  „Die Schönheit des Scheiterns“ habe die „Schwäbische Zeitung“ einst Kolbes olympische Geschichte genannt. Dem hält die Süddeutsche entgegen: „Schön ist das Scheitern allerdings höchstens für jene, die es mit der emotionalen Distanz des Zuschauers verfolgen können. Der `Mann im Skiff` wäre gerne Olympiasieger geworden.“ 

Ähnlich wie die SZ formuliert es Der Spiegel in seiner Online-Ausgabe. „Man muss kein Olympiasieger sein, um der Größte zu werden“, lautete die Überschrift. „Was ist der zweite Platz im Sport? Zählt nur Gold, nur der Sieg? Das ist so etwas wie die Lebensfrage des Ruderers Peter-Michael Kolbe gewesen“, schreibt Peter Ahrens. Es sei ungerecht, dass Kolbes Geschichte als eine „Geschichte des Tragischen“ erzählt worden sei. Frank Busemann werde als Sportheld gefeiert, seit er bei den Olympischen Spielen 1996 Silber im Zehnkampf errungen habe. „Das wäre die Sichtweise, die der dreifache olympische Silbermedaillengewinner Peter-Michael Kolbe verdient hätte.“   

„Als das Fernsehen nur drei Programme bot (…), gab es zu Olympia einen Krimi zu sehen. Kolbe gegen Karppinen, das Duell der besten Skuller über 2000 Meter hielt über mehr als ein Jahrzehnt die Welt der Ruderer in Atem“, erinnert die Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es habe zur „typischen Kategorisierung dort, wo nachgezählt wird“, geführt. „Zwei olympische Finale gegen Karppinen, zweimal Gold für den Finnen vor Kolbe.“ Weil er sich beim dritten Anlauf Thomas Lange geschlagen geben musste, habe ihm die Öffentlichkeit den Titel des „ewigen Zweiten“ verliehen. Kolbe habe öffentlich „nie darüber geklagt“. Als Namensgeber einer Spritze in Erinnerung zu bleiben, habe ihn aber genervt. „Ewiger Zweiter, Kolbe-Spritze – zwei Schlagwörtern stehen drei Dramen bei Olympia gegenüber, die selbst fünf WM-Titel für Kolbe überstrahlen“, heißt es als Fazit.