20. Dez. 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Trainingslager Lago Azul: Hohe Motivation und Konzentration

Morgennebel auf dem Lago Azul: Die beiden Doppelvierer der Frauen beim Training. Alle Fotos: Nicky Hollaus

Ihren Weihnachtsurlaub, der allerdings mit einem Trainingsplan versehen ist, haben sich die Kader-Athleten des Deutschen Ruderverbandes nun wohlverdient. Nach dem 13-tägigen Auftakt-Trainingslager zur Mannschaftsbildung für die olympische Saison war Cheftrainerin Brigitte Bielig voll des Lobes über die Motivation und die Konzentration, mit der auf dem Lago Azul in Zentral-Portugal gearbeitet worden war. „So habe ich das bisher nicht erlebt. Die Sportler sind sich natürlich bewusst, dass jede Einheit für die Bootsbildung zählt. Wir sind aber auch rudertechnisch mit einem wesentlich höheren Grundniveau eingestiegen als letztes Jahr. Nun sind alle geschafft und froh, unterm Weihnachtsbaum sitzen zu können“, berichtete Bielig. Am Mittwochvormittag flog die Mannschaft zurück nach Deutschland.

Für Bielig ist das Experiment, mit einer großen Mannschaft anzureisen, absolut gelungen. „Männer und Frauen sind fast immer in getrennten Trainingslagern. Dass hier alle zusammen waren, sorgte für gute Stimmung und förderte den Teamgeist.“ Das Hotel direkt am Lago Azul war komplett vom DRV belegt und bot, so Bielig, zum Beispiel durch einen erweiterten Kraftraum „Top-Bedingungen“. Auch das Klima stimmte. Morgens präsentierte sich der tief eingeschnittene Stausee häufig in Nebel gehüllt und es war frisch. Ab der Mittagszeit konnte aber häufig bei angenehmen Temperaturen in der Sonne trainiert werden.

Passfähigkeit testen und den Neuen Chance geben

Im Vordergrund stand, die Passfähigkeit der Athleten in verschiedenen Bootszusammensetzungen zu testen und zudem neu nominierten Ruder:innen eine Chance für die Großboote zu eröffnen. Die von Wissenschaftskoordinator Kay Winkert täglich erhobenen Laborwerte hätten gezeigt, dass Be- und Entlastungsphasen insgesamt gut austariert gewesen seien. Im Männer Riemen ruderten 16 Athleten im Achter und zwei Vierern in wechselnden Besetzungen. Der Frauen Riemen war mit zwölf Ruderinnen zahlenmäßig nicht so stark besetzt und es gab auch krankheitsbedingte Ausfälle, doch die Anpassung im Achter konnte vorgenommen werden. Im Männer Skull war die Gruppe nicht so groß, das Niveau aber gut. Der bisherige Doppelzweier Gelsen/Weber wurde auch im Doppelvierer getestet, ruderte aber überwiegend für sich. Im Frauen Skull waren zwei Doppelvierer auf dem See unterwegs, die sich als sehr gleichwertig präsentierten und einen harten Wettbewerb für alle Boote versprechen.

Bei der Abschlussbelastung am Dienstag seien „alle Boote ganz gut zusammen“ gewesen, berichtete Brigitte Bielig. Gut hätten sich dabei der Männer-Achter und der Männer-Vierer ohne in der Besetzung Eggeling/Breuer/Virnekäs/Angl  mit zwei Neulingen  auf den Positionen zwei und drei präsentiert.

Am freien Nachmittag ging es per Bus in die nahegelegene historische Stadt Tomar. Ein Vortrag von Mannschaftsarzt Uli Kau über Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln und eine Ludum-Schulung von Kay Winkert rundeten das Programm ab. Dass Sportdirektor Mario Woldt und Leistungssportreferent Jannik Möller bei ihrer Stippvisite in Portugal für jeden einen Schoko-Nikolaus mitgebracht hatten, sorgte am dritten Advent für ein wenig vorweihnachtliche Gefühle im harten Trainingsalltag.

Nicht dabei waren in Lago Azul unter anderem die Einer-Fahrer Oliver Zeidler – frischgebackener Dritter der Wahl zu Deutschlands Sportler des Jahres - und Alexandra Föster, die weiter südlich in Avis für sich trainierte. Der leichte Männer-Doppelzweier fuhr in Berlin in wechselnden Besetzungen. 

Die meisten Athleten werden Lago Azul im neuen Jahr noch zwei Mal wiedersehen. Vom 2. bis 16. Januar und vom 31. Januar bis 15. Februar kehren die Männer Riemen und Skull dorthin zurück. Vom 16. bis 31. Januar kommen die Frauen Skull und Riemen wieder. Während die Frauen Skull vom 21. Februar bis zum 8. März in Avis trainieren werden, ist für den Bereich Frauen Riemen zeitgleich ein dezentrales Trainingslager in Breisach angesetzt. Die Riemerinnen werden direkt vor der Weltcup-Saison dann noch ein Trainingslager in Erba (Italien) beziehen.