08. Sep 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

WM-Tag 6: Zeidler und Deutschland-Achter ins A-Finale

Mit Vollkaracho in den Hoffnungslauf: der Deutschland-Achter überzeugte. Foto: meinruderbild
Auch im Halbfinale stets Herr der Lage, obwohl es nicht sein bestes Rennen war: Oliver Zeidler. Foto: meinruderbild
Zeigten Stehvermögen: Jonas Gelsen und Marc Weber. Foto: meinruderbild
Im Halbfinale auf dem vierten Platz: Alexandra Föster. Foto: meinruderbild
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Zwei Boote aus dem A-Kader des Deutschen Ruderverbandes haben am Freitag die A-Finals der Weltmeisterschaft in Belgrad erreicht. Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) gewann sein Halbfinale und löste damit programmgemäß auch das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Für Gold-Favorit Zeidler war es der dritte Sieg im dritten Rennen. Den Sprung ins A-Finale am Sonntag schaffte zur allgemeinen Erleichterung auch der Deutschland-Achter, der im Hoffnungslauf den nötigen zweiten Platz erreichte. Im Finale am Sonntag muss das DRV-Flaggschiff nun mindestens einen Konkurrenten hinter sich lassen, um den direkten Sprung zu den Spielen zu schaffen. 

Zwei weitere Boote müssen in den B-Finals am Sonntag noch um die Olympia-Qualifizierung kämpfen. Alexandra Föster (RC Meschede) kam in ihrem Halbfinale auf den vierten Platz. Fünfter wurde der Männer-Doppelzweier mit Jonas Gelsen und Marc Weber (RC Nassovia Höchst und RuS Steinmühle Marburg) in seinem Halbfinallauf. In den nichtolympischen Bootsklassen und im Para Rudern gab es die ersten drei Medaillen für den DRV.

Zeidler kontrolliert das Feld

Die WM-Rennen wurde wegen des Windes wiederum gesetzt, die Fahrer mit den besten Vorleistungen starteten in Fahrtrichtung ganz rechts. Oliver Zeidlers Start war keineswegs perfekt, aber es dauerte keine Minute, bis er das korrigiert hatte und vor dem restlichen Feld seines Halbfinales lag. So richtig absetzen konnte sich der Titelverteidiger im weiteren Rennverlauf nicht, aber wenn Olympia-Sieger Stefanos Ntouskos anzog, konterte er das scheinbar mühelos.  Am Ende gewann Zeidler mit über einer Länge vor dem Griechen. „Meine Olympia-Qualifikation ist auch positiv für die gesamte Mannschaft. Ich hatte dieses Mal nicht so einen guten Start, aber ich bin dann relativ schnell an den anderen vorbeigefahren und habe das Feld von vorne kontrolliert“, sagte Oliver Zeidler. „Ich kann mich nicht sehr darüber freuen, dass wir das Paris-Ticket gesichert haben. Das war ja nicht mehr als die Pflicht, meine schlechte Laune über das Gesamtabschneiden der deutschen Mannschaft überwiegt“, sagte Heino Zeidler, der Vater und Trainer.

Da sein Sohn das schnellere Halbfinale fuhr, erhält er im Zweifelsfall auch im Finale die beste Bahn. „Wir gehen es mit Selbstvertrauen an“, sagt Zeidler senior. Als möglicherweise härtester Konkurrent für Sonntag schälte sich der aus dem Doppelvierer in den Einer gewechselte Niederländer Simon van Dorp heraus, der sich im zweiten Halbfinale im Endspurt durchsetzte. Ntouskos, Sverri Nielsen (Dänemark), Thomas Mackintosh (Neuseeland) und Damir Martin (Bulgarien) komplettieren das illustre Feld. Der Niederländer Lennart van Lierup, der bei Zeidlers einziger Saison-Niederlage im EM-Finale völlig überraschend den Titel geholt hatte, rudert mittlerweile wieder im Doppelvierer. 

Föster versucht Flucht nach vorne

Mit einer neuen Taktik wartete Alexandra Föster im ersten Halbfinale des Frauen-Einers auf. Die Startprobleme in den beiden Rennen zuvor waren wie weggewischt, Föster kam auf der schwierigen Bahn 5 gut heraus und reihte sich hinter den beiden Ausnahmeruderinnen Karolijn Florin (Niederlande) und Emma Twigg (Neuseeland) auf Rang drei ein. Die Hoffnung auf einen Platz im A-Finale war auch bei der Streckenhälfte noch vorhanden. Dann ließ Föster nach, während die Bulgarin Desislava Angelova ihr Tempo hielt und ebenso schnell wie deutlich an ihr vorbeizog. Die Körner, noch einmal zu kontern, hatte die Deutsche nicht mehr, gab sich mit dem vierten Platz zufrieden und ruderte gemächlich ins Ziel. Nun steht sie erneut im B-Finale einer WM, das sie vor einem Jahr in Tschechien gewinnen konnte. Die Chancen scheinen nicht schlecht zu stehen, dass sich Föster mit einem Platz unter den ersten Drei am Sonntag dann das Einer-Ticket für Paris 2024 holt.

Entschlossener Auftritt von Schönherr & Co. 

Der Deutschland-Achter steht doch im A-Finale der Weltmeisterschaft, dass er im letzten Jahr in Tschechien noch verpasst hatte. Lange sah es im Hoffnungslauf nach einem Start-Ziel-Sieg für das deutsche Paradeboot aus, bis es am Ende noch einmal eng wurde. Rumänien schnappte Benedict Eggeling, Jasper Angl, Max John, Torben Johannesen, Olaf Roggensack, Marc Kammann, Wolf Niclas Schroeder, Mattes Schönherr und Stm. Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, RV Münster, Olympischer RC Rostock, RC Favorite Hammonia, RC Tegel, Der Hamburger und Germania RC, RU Arkona Berlin, RC Potsdam und RG Treis-Karden) mit einem starken Finish auf der Ziellinie noch um 0,60 Sekunden den Sieg weg. Aber der DRV-Crew reichte auch der zweite Platz vor Kanada (+1,32 Sekunden) zum Weiterkommen. Allen Beteiligten fiel ein Stein vom Herzen, dass es mit der nötigen Leistungssteigerung gegenüber dem Vorlauf geklappt hatte. „Dass die Rumänen noch vorbeigegangen sind, ist ein kleiner Wermutstropfen“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge, war aber insgesamt natürlich zufrieden. „Wir haben noch einmal besprochen, dass wir die Chance nicht verstreichen lassen dürfen.“ Das gelang. „Wir wollten zeigen, dass wir noch da sind. Es hat Spaß gemacht, so zu rudern“, sagte Torben Johannesen, der als einer von zwei Ruderern schon bei den Olympischen Spielen 2021 dabei gewesen war. „Es war wichtig, einen Akzent zu setzen. Wir sind mit Vollkaracho raus“, sagte Schlagmann Mattes Schönherr.

Noch ist das Ziel Paris-Qualifikation jedoch nicht erreicht. Platz fünf im Finale muss der Achter dafür erreichen. Es könnte wieder auf ein Duell mit Rumänien hinauslaufen, so überlegen, wie sich Großbritannien, die USA, Australien und die Niederlande in den Vorläufen präsentierten. „Wir fahren nicht auf den fünften Platz, sondern werden es wieder offensiv angehen“, sagt Tschäge. „Wenn wir alles bringen, könnte sogar Platz vier rausspringen“, glaubt Johannesen. Schönherr will am Sonntag einfach „den Deckel draufmachen“.

Gelsen/Weber gut gerüstet für B-Finale

Ein gutes Rennen lieferten Jonas Gelsen und Marc Weber (RC Nassovia Höchst und RuS Steinmühle Marburg) im Doppelzweier der Männer ab, auch wenn sie keine Chance darauf hatten, das Finale zu erreichen. Kroatien, Irland und auch Spanien bewegten sich in einer eigenen Liga und holten sich die drei ersten Plätze. Gelsen und Weber ließen den Rückstand jedoch nicht zu groß werden und kämpften vehement um einen guten Startplatz im B-Finale. An Norwegen zogen sie noch vorbei, Neuseeland schafften sie knapp nicht mehr. „Wir sind mit dem Rennen zufrieden, weil die Jungs zum ersten Mal auch gezeigt haben, dass sie am Ende noch Kapazitäten haben. Auf den letzten 500 Metern waren wir sogar die Schnellsten. Und das auf einer sicher nicht bevorzugten Bahn“, sagte Trainer Ralf Hollmann. „Das gibt uns Hoffnung für das B-Finale. Die Beiden sind jetzt drei gute Rennen gefahren, jetzt müssen sie es noch zu Ende bringen.“ Der fünfte Rang dort würde das Olympia-Ticket bedeuten. 

Steigerung beim Frauen-Achter

Der junge Frauen-Achter zeigte in seinem Hoffnungslauf, dass er sich auf das rauere Klima im A-Bereich schon besser eingestellt hat. Am Ende sprang der fünfte Platz heraus, China konnte das U23-Boot hinter sich lassen. Bundestrainer Karsten Timm war zufrieden, mit seinem Boot, das erneut Michelle Lebahn, Chiara Saccomando, Ricarda Heuser, Antonia Galland, Emilia Fritz, Olivia Clotten, Lene Mührs, Klara Kerstan und Annalena Fisch (RC Potsdam, Breisacher RV, RG München, RK am Baldeneysee, Passauer RV, Neusser RV, Kettwiger RG, RC Favorite Hammonia und RK am Wannsee) bildeten: „Nach dem Vorlauf wussten wir, dass es heute nicht mehr um die Finalteilnahme ging. Die Mädels haben trotzdem gut umgesetzt, was wir zum besseren Umgang mit dem Gegenwind besprochen hatten, und verdient China geschlagen. Das soll nun im B-Finale noch einmal gelingen.“

Gaus Vierter im C-Finale

Großes Pensum für Arno Gaus (Bonner RC): Das C-Finale im Leichtgewichts-Einer der Männer war sein drittes Rennen in drei Tagen. Er belegte den vierten Platz hinter Dänemark, Belgien und Slowenien wurde im Gesamtklassement der WM somit 16. Zufrieden war er damit nicht, zumindest ins B-Finale hätte er schon kommen wollen.

So geht es am Samstag weiter

Um Medaillen geht es für die deutsche Mannschaft am Samstagnachmittag zwei Mal. Der Para-Mixed-Vierer hofft, wie im letzten Jahr mit Silber erneut auf den Siegersteg zu kommen. Und der Männer-Doppelvierer will nach der gelungenen Paris-Qualifikation die Favoriten ärgern. Besonders wichtig, um das DRV-Ziel in Belgrad zu erreichen, sind zwei B-Finals. Sowohl der leichte Doppelzweier der Männer als auch der Doppelvierer der Frauen müssen gewinnen, um sich noch direkt das Olympia-Ticket zu lösen. Auch der Frauen-Vierer ohne steht am vorletzten WM-Tag im B-Finale.

Das DRV-Programm, 9.58 Uhr: Finale C  W2-, 10.05 Uhr Finale C  M2-, 10.12 Uhr Finale C  LW2x, 10.33 Uhr Finale C  M4-, 11.40 Uhr Finale B  LM2x, 11.50 Uhr Finale B  W4-, 12.10 Uhr Finale B  W4x, 13.18 Uhr Finale A  PR3 Mixed 4+, 15.26 Uhr Finale A  M4x.