27. Juli 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Nur der DRV reist aus Poznan mit zehn Medaillen nach Hause

Mit kluger Strategie zu WM-Silber im Männer-Einer: Oliver Holtz. Foto: meinruderbild
WM-Silber für den deutschen Frauen-Doppelvierer: Lanea Rüter, Lena Gresens, Charlotte Luster und Paula Lutz freuen sich zusammen mit Trainer Alin Irincu. Foto: meinruderbild
Sie konnten sich auf ihren gewaltigen verlassen: Naveen Shah und Maximilian Rühling holten mit dem Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer WM-Silber. Foto: meinruderbild
Jubel über WM-Bronze mit den deutschen Fans: der Männer-Achter mit Steuermann Sadeepa Jagoda, Leon Gronbach, Sven Achterfeld, Paul Martin, Lino Zastrow, Johannes Benien, Noah Anger, Maximilian Pfautsch und Ole Bartenbach. Foto: meinruderbild
Mehr Strahlen geht nicht: Nathalie Sendjuk und Caro Oldenkott holten Bronze im Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen. Foto: meinruderbild
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Drei Silber- und drei Bronzemedaillen holte die deutsche Nationalmannschaft in den acht A-Finals am Schlusstag der U23-Weltmeisterschaften in Poznan. Oliver Holtz im Männer-Einer, der Frauen-Doppelvierer und der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer wurden am Sonntag jeweils Zweite. Der Männer-Doppelvierer, der Männer-Achter und der leichte Doppelzweier der Frauen holten dritte Plätze. Insgesamt gab es damit fünf Silber- und fünf Bronze-Medaillen für das deutsche Team.

Zehn Mal Edelmetall holte keine andere Mannschaft, ein WM-Titel blieb dem DRV-Nachwuchs in diesem Jahr versagt. Jede Menge Gründe zum Feiern gibt es beim Abschlussabend trotzdem, denn die hohe Zahl der Top-Platzierungen zeigten das Potenzial der kommenden Generation.

„Es ist schon eine tolle Sache für sich, wenn man am Schlusstag in allen acht Finals vertreten ist, und dann sechs Medaillen dabei rauskommen. Auch insgesamt haben wir eine sehr gute WM hingelegt“, sagte U23-Bundestrainer Dirk Brockmann. „Klar, wir haben keinen Titel gewonnen und stehen deshalb im Medaillenspiegel nur auf Rang elf. Zehn Medaillen für 17 Boote sprechen jedoch für eine tolle Breite, und die halte ich im Nachwuchsbereich für genauso wichtig wie Titel. In den olympischen Bootsklassen haben wir mit sieben Medaillen sogar eine so gute Bilanz gehabt wie lange nicht mehr.“ 

Cheftrainer Marcus Schwarzrock, der bis zum letzten Jahr selbst den U23-Bereich verantwortet hatte, gratulierte der Mannschaft für eine „ganz starke Teamleistung und ein Top-Ergebnis“ und dankte den Sportlerinnen und Sportlern „für den tollen Einsatz“. Auch er hob die große Leistungsbreite hervor: „Das i-Tüpfelchen hat gefehlt, aber mir ist so ein Ergebnis wichtiger als zwei Mal Gold und sonst nichts.“ Für Schwarzrock war „beeindruckend zu sehen, wie viele unserer Boote am Ende noch groß aufgedreht haben“. Männer Skull habe mit drei Medaillen in drei Bootsklassen positiv herausgestochen. 

Holtz clever zu Silber im Männer-Einer

Taktisch wandelten Oliver Holtz (Rostocker RC) und sein Trainer Eric Johannesen im A-Finale des Männer-Einers auf den Spuren von Olympiasieger Oliver Zeidler: Sich mit einem mächtigen Start vor das Feld setzen und dann das Geschehen kontrollieren. Holtz ging auf Bahn 1 mit hoher Frequenz vom Start weg und überraschte damit den Favoriten Cevdet Ege Muglu aus der Türkei sichtlich. Bei 500 Meter lag Holtz schon in Führung, bei 1000 Metern hatte er seinen Vorsprung mit einer technisch sauberen Fahrt bereits auf zweieinhalb Sekunden geschraubt.  Doch in der zweiten Rennhälfte kam Mutlu und erhöhte das Tempo dank seiner herausragenden Physis enorm. Bei 1500 Meter lag Holtz noch hauchdünn vorne, doch kurz darauf hatte ihn der Türke kassiert und fuhr einem ungefährdeten WM-Titel entgegen. Holtz wurde für seine mutige Flucht nach vorne aber mit Silber belohnt, das der drittplatzierte Portugiese Diogo Goncalves nicht mehr gefährden konnte. Der 22-Jährige wird sich nun wieder auf den Männer-Doppelvierer im A-Bereich konzentrieren, für den bald die WM-Vorbereitung beginnt.

Silber auch für den Frauen-Doppelvierer

Mit WM-Silber für den Frauen-Doppelvierer hatte der letzte Tag in Poznan schon sehr gut begonnen.  Lanea Rüter, Lena Gresens, Charlotte Luster und Paula Lutz (RC Tegel , RC Potsdam, Hallesche RV, Mannheimer RC) steuerten zunächst auf Bronze-Kurs, sagten Polen mit einem Zwischenspurt bei 1300 Metern aber den Kampf um Rang zwei an. Während Großbritannien unangefochten dem WM-Titel entgegenfuhr, lieferten sich die Boote des WM-Gastgebers und des DRV ein hochklassiges Duell, in dem Vorteile ständig wechselten. Dem finalen Endspurt der kampfstarken Mannschaft von Trainer Alin Irincu hatten die Polinnen dann aber nichts mehr entgegenzusetzen.

Shah/Rühling fahren von Rang sechs zu Silber

Nach einem völlig verrückten Rennen ging das dritte deutsche Silber des Sonntags an den Leichtgewichts-Männer-Doppelzweier. Naveen Shah und Maximilian Rühling (RV Kurhessen-Cassel, Mainzer RV) hatten zwar ebenso wie Norwegen ihren Vorlauf gewonnen, beide Boote sahen sich das A-Finale aber zunächst von hinten an. Bei 1500 Metern waren die beiden Deutschen noch Sechster. Dann packten sie ihren enormen, unwiderstehlichen Endspurt aus, der schon im Mannschaftstraining für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Vom letzten Platz im letzten Rennviertel auf Rang zwei, das gibt es nicht alle Tage. Selbst die führenden Italiener mussten angesichts des Stehvermögens von Shah und Rühling noch um ihren WM-Titel zittern, den sie aber mit 0,75 Sekunden auf die beiden Deutschen holten.  Die freuten sich zusammen mit Trainer Julian Weber sehr über ihr Edelmetall.

Bronze für den Männer-Doppelvierer

Für den Männer-Doppelvierer hat es in Poznan nicht zum ganz großen Coup gereicht. Yannik Sens, Lukas Haaser, Paavo Schewe und Jakob Geyer (Berliner RC, Laubegaster RV Dresden, Olympischer RC Rostock, Berliner RC) mussten mit Tschechien und Polen zwei sehr starken Booten den Vortritt lassen, die das Rennen durchgängig dominierten. Beide fuhren im Vergleich zur letzten WM mit fast identischen Besetzungen, dieses Mal drehte Tschechien den Spieß um und verwies Polen auf Rang zwei. Mit Bronze verwirklichte das von Tim Schöneberg trainierte Boot das, was in diesem Finale möglich war. Von Beginn an lagen die Deutschen auf Rang drei und hielten Großbritannien sicher auf Distanz. 

Auch Männer-Achter holt Bronze

Im Männer-Achter, dem letzten Rennen dieser WM, erreichte das deutsche Boot sein Mindestziel und holte sich Bronze. Nach den guten Leistungen in der Vorbereitung und dem Vorlaufsieg hatten sich Leon Gronbach, Sven Achterfeld, Paul Martin, Lino Zastrow, Johannes Benien, Noah Anger, Maximilian Pfautsch, Ole Bartenbach und Steuermann Sadeepa Jagoda (RG Speyer, RRG Mülheim, Kettwiger RC, USV TU Dresden, RV Dorsten, Ulmer RC Donau, Hallesche RV, RG Speyer, Bessel-RC) mehr erhofft, wussten aber auch um die starke Konkurrenz. Australien wollte beim Start gleich ein Zeichen setzen, bei 500 Metern lag der Nachwuchs aus Großbritannien aber schon vorne und war bis zum Zielstrich von keinem Gegner mehr zu gefährden. Bei der 1000-Meter-Marke hatte sich das von Christian Viedt trainierte DRV-Boot auf Rang zwei vorgearbeitet, musste dann aber Neuseeland vorbeiziehen lassen. Den Bronzerang verteidigen Schlagmann Bartenbach und seine Mitstreiter sicher, die Schlussattacke von Australien machte die deutsche Mannschaft nicht mehr nervös.

Oldenkott/Sendjuk glücklich über Bronze

Ein beherzter Zwischenspurt auf dem dritten Teilstück des A-Finales im Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier brachte Caro Oldenkott und die auch im Coastal aktive Nathalie Sendjuk (Neusser RV, RK am Wannsee) vom fünften auf den dritten Platz vor Italien und Polen – und den gaben sie dann auch nicht mehr her. Die beiden 19-Jährigen freuten sich riesig über ihre Bronze-Medaillen, und Trainer Jonas Hilbert stand ihnen dabei kaum nach: „Der Start ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgenommen hatten, aber im Streckenschlag waren beide dann stark.“ Caro Oldenkott brachte das Geschehen auf den Punkt: „Es war brutal anstrengend, aber wir haben jetzt die Medaille.“ Weltmeister wurde Griechenland vor Frankreich.

Frauen-Achter knapp an Medaille vorbei

Sie griffen nach der Bronze-Medaille im Finale des Frauen-Achters, aber am Ende reichte es doch nicht ganz für Lisa Nagler, Anni Kötitz, Lisa Behrens, Julia Irmler, Sara Grauer, Alina Krüger, Chiara Saccomando, Paula Becher und Steuerfrau Magdalena Hallay (Deutscher RC Hannover, Der Hamburger und Germania RC, RV Münster, RC Witten, RC Potsdam, RV Kappeln, Karlsruher RV Wiking, Breisacher RV, RC Germania Düsseldorf). Hinter Weltmeister Großbritannien, den USA und Kanada belegte das von Karsten Timm trainierte Großboot den vierten Platz. Kurz nach der 1000-Meter-Marke setzte die deutsche Mannschaft zur Attacke auf das kanadische Boot an und ging auch vorbei, doch die Nordamerikanerinnen konterten erfolgreich und waren bei 1500 Metern schon wieder vorne. Beide Booten zeigten einen tollen Endspurt, aber es blieb bei der halben Länge Rückstand für die deutschen Ruderinnen, die somit eine Medaille knapp verpassten.

Lagerpusch auf Rang fünf im Frauen-Einer

Zu einer Demonstration ihrer Überlegenheit gestaltete die für die Schweiz startende Rostockerin Aurelia Maxima Janzen das A-Finale im Frauen-Einer. Sie hatte zeitweise fünf Längen Vorsprung auf die Griechin Eleni Diavati, die hinter der neuen Weltmeisterin Silber holte. Bronze ging an die Australierin Romy Cantwell. Für Rianne Lagerpusch (Frankfurter RG Germania), die in den letzten Jahren im Doppelvierer unterwegs gewesen war, gab es am Sonntag keine Chance auf die Medaillenränge. Sie ruderte nach einem gleichmäßigen Rennen auf Rang fünf.

Vier Mal Gold für Großbritannien

Im Medaillenspiegel der U23-WM lag Großbritannien mit vier Goldmedaillen (4-0-0) vorne. Jeweils drei Titel holten Italien (3-0-2) und überraschend die Türkei (3-0-0). Deutschland belegte mit jeweils fünf Silber- und Bronzemedaillen Rang elf.

Events

Boote

Vorlauf 5 7:01.25 1 . Platz
Viertelfinale 4 6:53.20 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:53.35 3 . Platz
Finale A 6:54.54 2 . Platz

Vorlauf 3 6:31.88 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:30.23 2 . Platz
Finale A 6:26.12 2 . Platz

Vorlauf 4 6:23.73 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:14.90 3 . Platz
Finale A 6:10.78 2 . Platz

Vorlauf 1 6:06.98 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:00.98 3 . Platz
Finale A 6:02.22 6 . Platz

Vorlauf 3 5:49.18 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:46.33 2 . Platz
Finale A 5:53.52 3 . Platz

Vorlauf 3 5:33.57 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:31.15 1 . Platz
Finale A 5:33.52 3 . Platz

Vorlauf 2 7:39.84 4 . Platz
Finale A 8:00.17 5 . Platz

Vorlauf 1 7:24.94 4 . Platz
Finale B 7:16.33 1 . Platz

Vorlauf 3 7:05.77 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:55.89 3 . Platz
Finale A 6:53.51 3 . Platz

Vorlauf 1 6:48.30 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:39.26 4 . Platz
Finale B 6:43.48 5 . Platz

Vorlauf 1 6:29.65 2 . Platz
Finale A 6:33.15 2 . Platz

Vorlauf 2 6:09.22 2 . Platz
Finale A 6:20.64 4 . Platz

Vorlauf 2 7:01.87 3 . Platz
Finale A 7:04.15 5 . Platz

Vorlauf 2 6:33.84 1 . Platz
Finale A 6:35.58 2 . Platz

Vorlauf 2 7:52.91 3 . Platz
Finale A 7:48.63 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:13.78 3 . Platz
Finale A 7:25.62 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:27.10 3 . Platz
Finale A 8:18.67 4 . Platz

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