26. Juli 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Zwei Mal Silber und zwei Mal Bronze lassen deutsche Mannschaft jubeln

Sie kamen langsam, aber gewaltig: Timo Strache und Ole Hohensee mit ihren Silber-Medaillen nach dem Doppelzweier-Finale der U23-WM. Foto meinruderbild
Im Spurt zu WM-Silber: Leonardo Rosenquist und Vinzent Kuhn fuhren ein starkes Finale im Männer-Zweier ohne Steuermann. Foto: meinruderbild
Lohn harten Trainings: Charlotte Burgdorf und Johanna Debus mit ihren Bronze-Medaillen nach dem Finale im Doppelzweier der U23-Frauen. Foto: meinruderbild
Zum zweiten Mal Edelmetall bei einer U23-WM: Ayse Gündüz spurtete zu Bronze im Leichtgewichts-Frauen-Einer.
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Zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze: Der erste Finaltag bei der U23-WM im polnischen Poznan hat der deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaft am Samstag eine gute Medaillenausbeute beschert. Jeweils im Endspurt erkämpften sich der Männer-Doppelzweier und der Männer-Zweier ohne Steuermann in packenden Rennen ihre zweiten Plätze. Über Rang drei freuten sich der Frauen-Doppelzweier und Ayse Gündüz im Leichtgewichts-Einer der Frauen. In ihren Halbfinals qualifizierten sich Oliver Holtz im Männer-Einer (Dritter), der Männer-Doppelvierer (Zweiter) und der Männer-Achter (Sieger) allesamt für die acht weiteren A-Finals am Sonntag, in denen überall DRV-Boote am Start sein werden.

„Wir haben heute sehr gute Rennen gesehen“, sagte U23-Bundestrainer Dirk Brockmann. „Ich hatte meine Zweifel, ob wir überhaupt sprinten können, aber ich bin heute eines Besseren belehrt worden. Das war wichtig, sonst hätte es angesichts der zu beobachtenden Leistungsdichte statt Medaillen vierte, fünfte Plätze gegeben, und kein Hahn hätte danach gekräht.“ Nun hofft Brockmann, dass auch der Sonntag so gute Leistungen bringt – und vielleicht auch ein WM-Titel im deutschen Leistungsverzeichnis stehen wird. 

Kuhn/Rosenquist belohnen sich mit Silber

Nach Platz zwei im Halbfinale startete der Männer-Zweier mit Vinzent Kuhn und Leonardo Rosenquist (RV Münster, RC Allemannia Hamburg) zuversichtlich ins A-Finale. Aber würden die Körner nur 24 Stunden später noch reichen? Sie reichten. Die beiden Deutschen lieferten ein tolles Rennen und behaupteten sich trotz der harten Konkurrenz: Platz zwei nach 500 Metern, Dritter nach 1000 Metern und bei der 1500-Meter-Marke. Doch fast alle Boote lagen noch eng beisammen, vom souveränen Weltmeister Türkei abgesehen, der vom Start vorneweg gefahren war. Auf den letzten 150 Metern zeigten Kuhn und Rosenquist einen begeisternden Endspurt und verwies die Schweiz mit 27 Hundertsel Rückstand auf die Deutschen noch auf den Bronze-Rang. WM-Silber, das konnte sich wahrlich sehen lassen, Auch für Trainerin Larina Wiesen, der ehemaligen Steuerfrau, die damit einen prima Start im Trainer-Metier verbuchen konnte.

Hohensee/Strache stibitzen noch Silber

Noch spannender und knapper als ihre Riemen-Kollegen machten es Ole Hohensee und Timo Strache (Stralsunder RC, Hannoverscher RC) bei ihrer Silber-Fahrt im Männer-Doppelzweier:  6. nach 500 Metern, 5. nach 1000 Metern, wieder 6. nach 1500 Metern – sie kamen nicht recht voran. Doch die Schlussphase der beiden deutschen Hoffnungsträger hatte es in sich. Erst rückten sie auf Rang vier. Die letzten Schläge waren eine pure Willensleistung, aber alle waren überrascht, als die 2 als Endplatzierung aufleuchtete. Der Jubel im deutschen Lager - und auch bei den Trainerin Eric Johannesen und Anne Breitsprecher - war entsprechend groß. Hinter Weltmeister Italien also Silber – und Irland um eine Hundertstelsekunde auf den Bronzerang verwiesen. Eine engere Entscheidung ist kaum machbar, zumal die Boote auf den Plätzen zwei bis fünf innerhalb einer Sekunde über den Zielstrich kamen. Für Strache bedeutet das nach seinem WM-Titel im U23-Einer im letzten Jahr wieder Edelmetall, für den erst 18-jährigen Hohensee nach Bronze im Einer bei der letzten U19 WM ebenfalls.

„Wir waren total aufgeregt und sind die ersten 1000 Meter kaum losgekommen, die Beine waren fest. Dann kam der Punkt, wo ich gemerkt habe, der Körper ist da – und dann ging`s los“, berichtete Hohensee. „Dann konnten wir einen guten Endspurt fahren. Es war echt krass, dass wir noch Silber geholt haben, das hätten wir auch nicht gedacht“, ergänzte Strache.

Bronze Lohn der Arbeit für Debus/Burgdorf 

Ganz so groß war die nervliche Anstrengung für die Außenstehenden nicht, als Johanna Debus und Charlotte Burgdorf (RV Hellas Offenbach, RV Weser Hameln) im Frauen-Doppelzweier WM-Bronze holten. Beide kamen etwas langsam vom Start weg, was sich aber nicht negativ auswirkte. Etwa bei 1300 Metern hatte sich das deutsche Boot bereits auf den dritten Rang hinter Griechenland und Polen vorgearbeitet. Vom Abstand zum Rest des Finalfeldes her schien alles auf eine Bronze-Medaille für den DRV hinauszulaufen. Debus und Burgdorf waren noch frisch, gingen bei rund 1800 Metern sogar an den Polinnen vorbei und schnupperten an Silber. Doch Polen konterte die Attacke und beendete das Rennen auf Rang zwei hinter den souveränen Griechinnen. Debus/Burgdorf und Trainer Ralf Hollmann durften sich über Bronze freuen. „Wir sind überglücklich. Beide haben sich das in den letzten Monaten brutal erarbeitet. Eine Medaille im Doppelzweier ist nicht einfach. Zum ersten Mal haben wir in dieser Saison zwei Spurts setzen können“, sagte Hollmann. 

Ayse Gündüz sprintet zu Bronze

Mit Bronze im Leichtgewichts-Frauen-Einer hat Ayse Gündüz (Ruder-Union Arkona Berlin) ein starkes Rennen beendet. Als Viertplatzierte ging die 21-Jährige auf die letzten 500 Meter, nahm ihr Herz aber in beide Hände und spurtete die Schweizerin Laura Villiger auf den letzten 500 Metern noch nieder. Zu Silber und der Südafrikanerin Chloe Cresswell fehlten der Berliner Landespolizistin nur 17 Hundertstelsekunden. Gündüz und ihr Trainer Paul Habermann durften sich aber trotzdem freuen. Weltmeisterin wurde die Italienerin Melissa Schincariol mit einem Start-Ziel-Sieg. Für Ayse war es schon ihre zweite Medaille bei einer U23-WM: 2022 hatte sie Silber im leichten Frauen-Doppelzweier gewonnen. Für den DRV bedeutete ihr Erfolg das erste Edelmetall bei diesen Titelkämpfen.

Rang fünf für Mats Winkels im Einer-Finale

Im Leichtgewichts-Einer der Männer belegte Mats Winkels (WSV Düsseldorf RG) im A-Finale den fünften Platz. Das Boot aus Argentinien konnte er hinter sich lassen, mit der Entscheidung um die WM-Medaillen hatte er trotz einer soliden Leistung nichts zu tun. Gold ging nach einem turbulenten Rennverlauf in die Türkei, Silber an die USA, Bronze an Italien. Winkels wurde in Poznan von Trainer Rene Modrak betreut.

Männer-Vierer auf WM-Rang sechs 

Der Männer-Vierer ohne Steuermann ging eher als Außenseiter in das letzte A-Finale des Samstags. Keno Salzmann, Alvar Flöter, Lars Trampert und Maximilian Brill (beide Frankfurter RG Germania, Karlsruher RV Wiking, RG Speyer) verkauften sich so gut wie möglich, mehr als der sechste Platz mit rund neun Sekunden Rückstand auf den Bronze-Rang war aber nicht drin. Bei der Hälfte der Distanz hatte das Boot von Trainer Maximilian Pawlik noch vor Rumänien auf Rang fünf gelegen, am Ende schafften es die Osteuropäer sogar noch auf den Bronzeplatz. Weltmeister wurden die USA, Silber ging an Spanien. 

Rothländer sammelt Erfahrung im Para-Finale

Den Reigen der A-Finals am Samstag eröffnete der Para PR3-Einer, der erstmals bei einer U23-WM ausgefahren wurde. Für Jan Rothländer (RC Bergedorf) ging es darum, Erfahrung zu sammeln. Mehr als der vierte Platz unter vier Startern war für den von Alex Vollmer trainierten Studenten nicht drin, zu stark war die Konkurrenz. Der Australier Sam Stunnel gewann den Titel, Silber ging an die Ukraine und Bronze an Italien. Den Italiener hatte Rothländer im Bahnverteilungsrennen noch hinter sich lassen können, aber schon beim Start wurde klar, dass der wohl gepokert hatte.

Holtz mit Maßarbeit ins Einer-Finale

Der Einzug ins A-Finale des Männer-Einers wurde Oliver Holtz (Rostocker Ruder-Club) nicht leicht gemacht. In einem spannenden Rennen zeigte er eine gleichmäßig gute Vorstellung und war stets unter den Top-Drei, musste aber bis zum Zielstrich höllisch aufpassen, nicht doch noch aus den Qualifikationsrängen zu rutschen. Platz drei reichte Holtz, mit gerade 14 Hundertstelsekunden Vorsprung auf den viertplatzierten Italiener. Der Sieg ging an den Schweden Erik Kallström, Platz zwei an Nikolaos Cholopoulos und Griechenland. Unter den Ausgeschiedenen war überraschend auch der Belgier Aaron Andries, der Holtz im Viertelfinale noch geschlagen hatte. Im A-Finale am Sonntag (11:58 Uhr) will der Rostocker nun alle Reserven mobilisieren und sich den Traum von einer Einzelmedaille erfüllen. 

Souveräne Vorstellung des Männer-Doppelvierers

Souverän meisterte der Männer-Doppelvierer B seine Aufgabe im Halbfinale. Yannik Sens, Lukas Haaser, Paavo Schewe und Jakob Geyer (Berliner Ruder-Club, Laubegaster Ruderverein Dresden, Olympischer Ruder-Club Rostock, Berliner Ruder-Club) waren vom Start weg hellwach und behaupteten den zweiten Platz hinter Polen bis ins Ziel. Das starke Boot der Gastgeber hatte schon eine Länge Vorsprung auf die Deutschen, die aber auf dem letzten Rennabschnitt Druck machten und den Rückstand im Ziel auf 0:40 Sekunden verkürzt hatten. Als Dritter ruderten die Individuellen Neutralen Athleten ebenfalls ins A-Finale am Sonntag (11:15 Uhr).  Ein Platz auf dem Siegerpodest ist für Schlagmann Geyer und Co. sicher nicht unmöglich.

Männer-Achter ist bereit für ein großes Finale

Einen starken Auftritt legte der deutsche Männer-Achter in seinem Halbfinale hin. Er kontrollierte das Rennen vom Start bis ins Ziel und gewann mit einer knappen Länge vor den ebenfalls stark eingeschätzten USA. Dritter wurde dank einer guten zweiten Rennhälfte Italien, das damit Rumänien ins B-Finale verwies.  Leon Gronbach, Sven Achterfeld, Paul Martin, Lino Zastrow, Johannes Benien, Noah Anger, Maximilian Pfautsch, Ole Bartenbach und  Steuermann Sadeepa Jagoda (RG Speyer, RRG Mülheim, Kettwiger RC, USV TU Dresden, RV Dorsten, Ulmer RC Donau, Hallesche RV, RG Speyer, Bessel-Ruder-Club) harmonierten so gut, dass sie auch dem A-Finale am Sonntag (12:43 Uhr), dem letzten Rennen dieser WM, mit Zuversicht entgegenschauen können. Neben den USA und Italien werden Großbritannien, Australien (beide im anderen Halbfinale schneller) und Neuseeland die weiteren Gegner sein.

Frauen-Zweier gewinnt das B-Finale

Es war ein mehr als versöhnlicher WM-Abschluss für Malou Wollenhaupt und Antonia Labonde (beide Frankfurter RG Germania) nach dem verkorksten Vorlauf. Im Frauen-Zweier gewannen sie das B-Finale dank einer furiosen zweiten Rennhälfte und wurden damit Gesamt-Siebte. Mehr als der dritte Rang schien bei der 1000-Meter-Marke nicht mehr möglich zu sein, zu weit schienen Großbritannien und Australien schon enteilt. Doch die beiden führenden Boote hatten sich die Kräfte offenbar schlecht eingeteilt, während Wollenhaupt/Labonde mit einem 39er-Schlag energisch auf Aufholjagd gingen. Im Ziel hatten beide fast eine Länge Vorsprung auf den Zweitplatzierten Großbritannien herausgefahren. Dritter wurde Italien, nachdem Australien hatte aufgeben müssen. Das Kopfnicken von Wollenhaupt im Ziel sollte sagen: Wir können es doch.

Rang elf für den Frauen-Vierer

Im zweiten B-Finale mit deutscher Beteiligung stand der Frauen-Vierer mit Raphaela Werner, Elena Carius, Nike Utesch und Helena Wegener (Mainzer RV, SC Magdeburg, Der Hamburger und Germania RC, RK am Wannsee). Nach dem knapp verpassten A-Finale bemühte sich die deutsche Crew nach Kräften, mehr als der fünfte Platz und damit Rang elf in der WM-Gesamtwertung war aber nicht drin. Polen, die auf den zweiten 1000 Meter starken Österreicherinnen, die Schweiz und Chile kamen vor dem deutschen Boot über die Ziellinie.

Sonntag alle acht Finals mit deutschen Booten

Den Reigen der acht A-Finals – alle mit deutschen Booten - eröffnen am Sonntag die beiden Doppelvierer der Frauen (11:05 Uhr) und der Männer (11:15 Uhr). Danach folgen die Doppelzweier der Leichtgewichte: erst die Frauen (11:29 Uhr), dann die Männer (11:44 Uhr). Männer-Einer (11:58 Uhr), Frauen-Achter (12:12 Uhr), Frauen-Einer (12:26 Uhr) und Männer-Achter (12:43 Uhr) bilden den großen Abschluss in Poznan.

Events

Boote

Vorlauf 5 7:01.25 1 . Platz
Viertelfinale 4 6:53.20 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:53.35 3 . Platz
Finale A 6:54.54 2 . Platz

Vorlauf 3 6:31.88 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:30.23 2 . Platz
Finale A 6:26.12 2 . Platz

Vorlauf 4 6:23.73 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:14.90 3 . Platz
Finale A 6:10.78 2 . Platz

Vorlauf 1 6:06.98 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:00.98 3 . Platz
Finale A 6:02.22 6 . Platz

Vorlauf 3 5:49.18 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:46.33 2 . Platz
Finale A 5:53.52 3 . Platz

Vorlauf 3 5:33.57 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:31.15 1 . Platz
Finale A 5:33.52 3 . Platz

Vorlauf 2 7:39.84 4 . Platz
Finale A 8:00.17 5 . Platz

Vorlauf 1 7:24.94 4 . Platz
Finale B 7:16.33 1 . Platz

Vorlauf 3 7:05.77 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:55.89 3 . Platz
Finale A 6:53.51 3 . Platz

Vorlauf 1 6:48.30 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:39.26 4 . Platz
Finale B 6:43.48 5 . Platz

Vorlauf 1 6:29.65 2 . Platz
Finale A 6:33.15 2 . Platz

Vorlauf 2 6:09.22 2 . Platz
Finale A 6:20.64 4 . Platz

Vorlauf 2 7:01.87 3 . Platz
Finale A 7:04.15 5 . Platz

Vorlauf 2 6:33.84 1 . Platz
Finale A 6:35.58 2 . Platz

Vorlauf 2 7:52.91 3 . Platz
Finale A 7:48.63 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:13.78 3 . Platz
Finale A 7:25.62 3 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:27.10 3 . Platz
Finale A 8:18.67 4 . Platz

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