Am heutigen Dienstag steigen auch die Pararuderer in die Rennen der Ruder-Weltmeisterschaft ein. Wir haben mit Bundestrainer Jochen Weber über die Bedingungen vor Ort und die gesteckten Ziele gesprochen.
Hurrikan Irma hat den Zeitplan für die WM im Vorfeld etwas durcheinandergebracht, welche Auswirkungen hatte das für euch?
Wir haben ja unsere ersten Vorläufe erst am Dienstag, so dass ich nach den Erfahrungen von RIO mit neun Tagen Akklimatisierung die Phase eingekürzt habe. Da wir erst am Donnerstag angereist sind und unsere Boote am Freitag da waren, hatte die späte Bootsanlieferung für uns keine negativen Auswirkungen.
Wie ist dein erster Eindruck von der Veranstaltung hier? Die Organisatoren haben ja einiges auf die Beine gestellt, hast du so eine „große“ WM vorher schon einmal miterlebt?
Ja das ist schon beeindruckend. Man hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Die Para's haben eine eigene Strecke, die wir auch immer nutzen dürfen. Das gab es bisher noch nie.
Bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf und der WM-Vorbereitung deiner Athleten zufrieden? Habt ihr irgendwas anders gemacht?
Zunächst einmal haben wir technisch aufgerüstet. Beide Para-Einer haben jetzt von der FES Schalensitze angefertigt bekommen. Die Stabilität, die wir dadurch erreichen konnten, hat sich sofort gezeigt. Der Einsatz der Skinny-Ruder, die uns durch Concept2 Deutschland zur Verfügung gestellt wurden, ist auch ein kleiner Schritt zu höheren Geschwindigkeiten auf der fürs uns neuen 2000 m Strecke. Im Doppelzweier hat sich ja die neu zu den Para's gestoßene Jessica Dietz mit dem erfahrenen Valentin Luz erst recht spät dieses Jahr durchgesetzt und ist jetzt zum ersten Mal auf einer gleich so riesigen Veranstaltung. Das ist auch so ein bisschen die "Wundertüte", denn die Gegner sind so noch nie gegeneinander gerudert.
Wie kommen deine Athleten mit den extremen Bedingungen – Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und starker Wind auf der Strecke – zurecht?
Johannes im Männer-Einer ist ja bereits ein alter Hase mit Temperaturen um die 30 Grad, nach drei bis vier Tagen Eingewöhnungszeit kann es für ihn immer losgehen. Sylvia im Frauen-Einer findet die Hitze OK. Na ja, als Hamburgerin eher ungewöhnlich, aber sie genießt diese Temperaturen wirklich.
Im PR3 2x (bisher LTA) Doppelzweier haben Jessi und Valentin bisher nicht mehr gejammert als alle anderen auch. Da waren uns die Fragen nach Bootseinstellungen und den daraus entstandenen Umbauarbeiten am Anfang wichtiger. Jessi ist sehr leicht und mit 57 Kg leider zu leicht für unser Boot. Zusammen mit Markus Schmitz, an dieser Stelle vielen Dank an diese sehr professionelle Hilfe, haben wir den Zweier "tiefer" gelegt. (Siehe Foto) Der Insider kann sich vorstellen, dass das alles nicht 100% stimmen kann, aber meine Sportlerin sagt mir, dass das jetzt fast so ist wie in unserem Trainingsboot.
Mit welchen Erwartungen geht ihr die Rennen an?
Für Sylvia ist die Teilnahme am Finale schon ein Minimalziel, das sollte sie auch schaffen. Die Konkurrenz im Frauen-Einer hat allerdings eine Finalistin aus RIO dabei, die sie erst noch schlagen muss, um bis in die Medaillenränge zu kommen. Schauen wir mal, was passiert. Im Männer-Einer ist fast alles da, was Rang und Namen hat. Hier ist das große Ziel A-Finale.
Im PR3 2x stehen die Gegner heut noch nicht fest, denn China ist nicht zur Klassifikation erschienen und wird damit vom Wettbewerb ausgeschlossen. Da diese Information noch nicht offiziell ist, muss man das Team-Meeting am Montag noch abwarten. Sonst sind die Beiden sehr gut unterwegs und sollte das Rennen am Freitag ohne Fehler über die Bühne gehen, sollte hier zu einer Medaille gerudert werden.
