30. Apr. 2020 | Verband | von Steffen Christgau

Digitales Angebot im DRV-Verwaltungsportal

Regattaergebnisse sind im Verwaltungsportal abrufbar.
5 Bilder

Die Debatte über die Digitalisierung im Rudersport ist in voller Fahrt. Aber wie sieht es im DRV-Boot aus? Der Blick auf eines der wesentlichen Angebote soll bei der Einordnung helfen.

Seit 2010 bietet das DRV-Verwaltungsportal unter verwaltung.rudern.de verschiedene digitale Dienste an, von denen sowohl die Mitglieder, in Form von über 4500 Nutzern, als auch der Verband selbst unmittelbar profitieren.

Wettkampfbereich seit 13 Jahren digital

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Portals liegt, bedingt durch seine Wurzeln, im Wettkampfbereich. Im Gegensatz zum elektronischen Fahrtenbuch, das im Bereich des Wanderruderns schon etabliert gewesen ist, war man seinerzeit im Bereich des Regattawesens schlecht aufgestellt. Die Rufe nach Veränderungen waren mitunter laut. Im Jahr 2007 wurde schließlich das Aktivenpasssystem nach teilweise langwierigen Entscheidungsprozessen in den beteiligten Gremien eingeführt. Damit wurde eine DRV-weite Datenbank der Wettkampfruderer eingeführt. Mittlerweile sind dort über 45.000 Aktive gelistet, deren Daten Veranstalter für die Durchführung ihrer Regatten nutzen können. Einheitliche Datenformate, die technisch definiert und offen einsehbar sind, erlauben die Integration in die jeweiligen Regatta-IT-Systeme – egal ob Neuentwicklung oder anzupassendes Bestandssystem.

Dies gilt auch für Meldungen, die früher oft fehlerbehaftet per Brief, Fax oder E-Mail abgegeben wurden. Im Gegensatz zu diesen Kanälen prüft das Portal bei Abgabe die Einhaltung der Regeln und minimiert so den Aufwand auf Veranstalterseite. Durch den Datenaustausch können Meldeschlüsse für fast alle Regatten im DRV heute in Bruchteilen der Zeit durchgeführt werden, die noch vor zehn Jahren dafür notwendig war.

Nachdem anfänglich 30 bis 60 % der Meldungen pro Veranstaltung über das Portal abgegeben wurden, sind hier seit Jahren Quoten bis zu 100 % bei teilweise über tausend Meldungen Standard. Die Veröffentlichung der Ausschreibung zentral über das Portal ist mittlerweile Pflicht. Damit einher geht seit mehreren Jahren auch die Planung und Auswertung der Wettkampfrichtereinsätze. 

Auch die Rückübertragung der Regattaergebnisse ist seit der vergangenen Saison produktiv möglich und erlaubt sowohl einheitliche Aufbereitung der Daten als auch die Weiterverarbeitung innerhalb des Systems. Vereinsinfos für das schwarze Brett im Bootshaus, die Webseite oder für die Medien sind somit schnell erstellt. Es hapert hier sicherlich noch an der Beteiligung der Veranstalter sowie den Voraussetzungen, aber die Grundlage ist bereits geschaffen. Sowohl kleine als auch große Regattaveranstalter übermitteln ihre Ergebnisse bereits nicht nur als PDF sondern elektronisch verarbeitbar an den DRV. Seit 2019 sind auch Buchungen für “Regatta-Extras” - wie z.B. Verpflegung - über das Portal möglich, auch wenn die erste breite Nutzung in 2020 durch die aktuellen Corona-Gegebenheiten wohl nicht erwartbar ist.

Vereinsdatenverwaltung

Ebenso relevant wie der Wettkampfanteil ist die Verwaltung der Vereinsdaten, wie Anschriften und Zusammensetzung des Vorstands. Seit zwei Jahren werden diese vom Verband über das Portal abgefragt und bilden die Datengrundlage für die Arbeit in der Geschäftsstelle. Die Adressen der Bootshäuser erscheinen auf interaktiven Karten und erlauben (neuen) Ruderern die Suche nach Vereinen. Sie helfen auch beim Auftritt des Verbandes und des Sports in anderen Medien. Gleichzeitig können Ansprechpartner in den Vereinen, wie Vorsitzende oder Kassenwarte, gezielt kontaktiert werden – sowohl im Verband selbst, als auch von seinen Mitgliedern – ohne dafür ein Jahrbuch bemühen zu müssen. 

Die hinterlegten Daten versinken auch nicht in einem Datensee des Portals: Die Women’s Challenge wurde bspw. mit den Daten aus dem Verwaltungsportal gefüttert und auch der Zugang zu ihr wurde über das Portal gesteuert. Ein Modell, das sicherlich auch für andere (neue) digitale Dienste denkbar ist.

Nicht zuletzt unterstützt der Datenbestand auch die Verbandsarbeit: Wie viele Frauen finden sich in den Vorständen der Vereinen, die sich noch mehr engagieren wollen? Wie lauten die E-Mail-Adressen der Regatta-Veranstalter? Wie viele Einsätze nehmen unsere Wettkampfrichter nach Region im Jahr wahr? Lässt sich ein Erfolg neuer Formate im Meisterschaftsrudern durch Zahlen belegen? Fragen, die man mittlerweile nicht mehr in Excel-Listen recherchieren muss.

Quo vadis?
An dieser Stelle ließe sich aber auch eine Liste von vielen wünschenswerten Funktionalitäten aufführen, die man im Verwaltungsportal vermissen mag. Je nach Perspektive könnten diese als unabdingbar oder nachrangig betrachtet werden. Diese Liste gilt es ebenso zu beleuchten wie andere existierende IT-Systeme. Sie bieten augenscheinlich mitunter mehr, vieles ist aber auch gleich oder wenigstens ähnlich, vieles mag auch fehlen – hier wie dort. Es gilt, diese Lücken zu schließen, wo immer es notwendig und angebracht ist und wo realistische Mehrwerte für eine relevante Zielgruppe erwartbar sind. Die Diskussion des “Wie” und “Womit” gilt es aber ergebnisoffen zu führen. Auf dem Weg zu besseren digitalen Angeboten – in welcher Umsetzung auch immer – muss am Anfang jedoch immer die Frage stehen, welche Vorgänge man verbessern will – zunächst unabhängig von Finanzen. Um hier einen Bedarf der Ruderer, um die es letztlich in ihren diversen Ausprägungen gehen muss, zu erfassen, hat der Arbeitskreis Digitalisierung einen Fragebogen erstellt. Dort lässt sich auch die Zufriedenheit mit den vorhandenen Angeboten des DRV, wie dem Verwaltungsportal, bewerten. Für die Weiterentwicklung des Digitalisierungsangebots unseres Ruderverbandes ist die Beantwortung der Fragen ein hilfreicher Baustein.