21. Mai 2021 | Nationalmannschaft | von Hajo Hollatz

Alles offen im Kampf um die Finalplätze in Luzern

Weber/Krüger hatten Grund zur Freude - der direkte Halbfinaleinzug ist gelungen. Foto: DRV/Seyb

Nur eine Woche nach der Finalen-Olympia-Qualifikation am Rotsee in Luzern, Schweiz, treffen 11 deutsche Boote auf internationale Konkurrenz. Zum ersten Renntag standen am heutigen, verregneten Vormittag, für die Ruderinnen und Ruderer die Vorläufe an und im Anschluss am Nachmittag die Viertelfinals der Männer-Einer. Mit guten Resultaten geht es nun morgen in die Hoffnungs- und Halbfinalläufe. Zwei Booten ist der Platz im A-Finale bereits gesichert, weitere acht Boote werden morgen um die Teilnahme daran kämpfen.

Männer-Zweier ohne muss über den Hoffnungslauf
Maximilian Korge (Berliner Ruder-Club e.V.) und Marc Leske (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) im Männer-Zweier ohne setzten aus deutscher Sicht den Anfang in die Regatta. In ihrem Lauf blieb es ihnen jedoch verwehrt, sich über den ersten Platz direkt für das Finale zu qualifizieren. Zu stark waren die Franzosen, die von Anfang an ein eindrucksvolles Tempo vorlegten und den Lauf mehr als verdient gewannen. Für das deutsche Duo vergrößerte sich der Abstand bereits nach 1000 Metern zu sehr auf die vorderen Plätze, so dass hinten heraus das Tempo herausgenommen wurde, um Kräfte für den morgigen Hoffnungslauf zu sparen.

Weber/Krüger im Halbfinale
Es war eine schwere Aufgabe für Marc Weber (Gießener Ruder-Club 'Hassia' 1906 e.V.) und Stephan Krüger (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.) im Männer-Doppelzweier, sich mit dem Weltmeisterboot aus 2019 aus China im Vorlauf zu messen. Weber/Krüger erwischten jedoch einen guten Start und führten nach 1000 Metern. Dann blitzte die Weltklasse des Duos aus China auf. Innerhalb der nächsten 500 Metern holten sie den Vorsprung des deutschen Boots auf und münzten diesen in eine eigene Führung von vier Sekunden um. Bis zum Schluss setzten sie sich anschließend deutlich ab. Den Deutschen gelang es das Duo aus den Niederlanden hinter sich zu halten und sich auf den zweiten Platz einzureihen, welcher den direkten Halbfinaleinzug für morgen bedeutet.

Leichter Frauen-Einer im Halbfinale
Mit Rückenwind durch die Silbermedaille aus Zagreb fuhr Katrin Thoma (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.) im Leichtgewichts-Frauen-Einer an den Rotsee, mit dem Hintergedanken, dass in Luzern die Konkurrenz besser vertreten ist. Das sollte sich auch bewahrheiten, denn um den Laufsieg konnte Thoma nicht mitrudern. Die Niederländerin Martine Veldhuis zeigte eine zu starke Vorstellung und dominierte diesen Vorlauf. Dahinter folgte Eline Rol aus der Schweiz, Thoma erreichte als Dritte das Ziel. Somit muss Thoma nicht den Umweg über den Hoffnungslauf gehen und ist direkt für das Halbfinale qualifiziert.

Zwei deutsche leichte Männer-Einer im Halbfinale
Joachim Agne (Akademischer Ruderclub Würzburg e.V.) schaffte im Leichtgewichts-Männer-Einer problemlos den Einzug in das Halbfinale am Samstag. Nach 1000 Metern bildete sich ein Dreikampf, bestehend aus Agne und den Vertretern aus Irland und Chile. Der Ire Gary O'donovan bestimmte dabei die Geschwindigkeit, ohne aber weit davonzuziehen. Algerien und Japan konnten das Tempo nicht mitgehen und mussten abreißen lassen. Somit war das Halbfinale für Agne früh gesichert. Mit dem zweiten Rang in seinem Vorlauf bestätigt er seine gute Form aus Zagreb.

Zuvor startete Simon Klüter (Mannheimer Ruder-Verein 'Amicitia' 1876 e.V.) in sein Weltcupdebüt und machte dieses sehr ordentlich. Von Anfang an konnte er das Tempo der Spitze mitgehen. Nach 1000 Metern zog Martino Goretti aus Italien davon, Klüter und der Franzose Ferdinand Ludwig folgten dahinter. Die beiden anderen Boote aus Spanien und den USA waren zu dem Zeitpunkt schon weit abgeschlagen, so dass das Top-Trio die letzten Meter das Tempo sichtbar herausnahm und alle drei Ruderer sich den direkten Weg ins Halbfinale sicherten.

Weitere Dominanz von Zeidler
Oliver Zeidler (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.) konnte seinen Vorlauf problemlos für sich entscheiden und sich damit direkt für das Viertelfinale qualifizieren. Bereits nach 500 Metern führte Zeidler mit mehr als fünf Sekunden. Auch im weiteren Rennverlauf kontrollierte er das Rennen und wirkte dabei nahezu unangestrengt. Am Ende waren es vier Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten aus Irland. Im anschließenden Viertelfinale am Nachmittag wurde das Tempo etwas angezogen. Von Beginn an lief es auf einen Zweikampf zwischen Zeidler und Mindaugas Griskonis aus Litauen hinaus. Hartnäckig zeigte sich der Litaue, kam jedoch nicht ernsthaft an den ersten Platz heran. Somit startet Zeidler morgen im Halbfinale, in dem er sich für das A-Finale am Sonntag qualifizieren will.

Trainer Heino Zeidler war nach dem ersten Tag zufrieden mit den Leistungen seines Sohns: „Ich denke das war ein guter Einstieg in die Regatta. Olli ist es immer wichtig auf den ersten 500 Metern der schnellste zu sein, um darüber die Sicherheit für sein Rennen zu erhalten. Das ist ihm in beiden Läufen heute gelungen.“ Heino Zeidler ergänzt: „Morgen im Halbfinale treffen wir auf den Dänen Sverri Nielsen, der sicher mit zu den stärksten Konkurrenten zählt. Natürlich wollen wir auch dort zeigen was wir draufhaben und den Einzug ins Finale für uns sichern.“

Im zweiten deutschen Einer gab es für Stephan Riemekasten (Der Hamburger und Germania Ruder Club e.V.) vor dem Start eine kleine Veränderung in seinem Lauf. Das Boot aus Schweden sagte kurz zuvor ab, sodass nur vier Nationen in diesem Lauf vertreten waren. An den Vorzeichen änderte sich nichts – ein dritter Platz bleibt das sichere Ticket für die Viertelfinals am Nachmittag. Und so sollte es auch kommen, denn früh platzierte sich Riemekasten auf dem dritten Platz. Mit sicherem Abstand auf den vierten, aber wenig Handlungsspielraum auf die Spitzenplätze, sicherte sich Riemekasten den Platz im Viertelfinale.

Dort jedoch sah er mit dem Mitfavoriten Sverri Nielsen aus Dänemark und dem Litauer Saulius Ritter starke Konkurrenten in den anderen Booten sitzen. Nach einem guten Start war nach 1000 Metern für Riemekasten der Weg ins Halbfinale jedoch verbaut. Nur für die Top-drei führt der Weg in die Halbfinals – für den zweiten deutschen Einer jedoch nicht. Dennoch ging es um die Frage, ob es ins C- oder D-Finale gehen sollte. Es lief auf einen Schlussspurt zwischen dem Deutschen und dem Italiener Simone Martini hinaus. Ein dreisekündiger Rückstand nach 1500 Metern wurde im Ziel in einen Vorsprung von einer Sekunde umgewandelt. Durch die starken letzten 500 Meter und den vierten Platz in diesem Lauf, startet Riemekasten morgen im C-Finale.

Osborne/Rommelmann souverän im Halbfinale
Jonathan Rommelmann (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) und Jason Osborne (Mainzer Ruder-Verein 1878 e.V.)  im Leichtgewichts-Doppelzweier erwischten einen guten Start in ihrem Lauf und waren von Anfang an vorne mit dabei. Im Verlauf des Rennens entwickelte sich ein Zweikampf zwischen dem deutschen Duo und Belgien (1). Die Angriffsversuche der Belgier wussten Osborne/Rommelmann jedoch abzuwehren. Im Ziel trennten die beiden Boote leistungsgerecht eine Bootslänge – den Halbfinaleinzug sicherten sich damit dennoch beide. Osborne/Rommelmann bewiesen damit einmal mehr, dass sie an diesem Wochenende zu den Top-Favoriten gehören.

Frauen-Doppelvierer auf Platz zwei im Testrennen
Beim Frauen-Doppelvierer kam es aufgrund der geringen Meldungen nur zu einem Testrennen. Dieses dominierten die Weltmeisterinnen von 2019 aus China, die sich früh absetzen konnten. In einem intensiven Vierkampf zwischen Deutschland, Italien, Polen und den Niederlanden zeigten Frieda Hämmerling, Carlotta Nwajide, Franziska Kampmann und Daniela Schultze (RG Germania e.V. Kiel/DRC Hannover/ RV Waltrop/RC Potsdam) eine starke Vorstellung und konnte drei anderen Boote hinter sich halten und als zweites die Ziellinie überqueren. „Wir haben die Weltmeisterinnen von 2019, die Vizeweltmeisterinnen und die Bronze-Medaillengewinnerinnen dabei. Das sind schon mal die Top-Boote, wo es gilt, mitzufahren.“, sagte Carlotta Nwajide noch am Vortag im Interview. Mit dem heutigen zweiten Platz ist dies zumindest im Testrennen bereits gelungen. Am Sonntag im A-Finale gilt es dann an dieser Leistung anzuknüpfen.

Männer-Doppelvierer muss in den Hoffnungslauf
Das Boot aus Italien erwischte den besten Start bei den Männer-Doppelvierern, in deren Vorlauf lediglich der Erstplatzierte das Anrecht auf einen Platz im A-Finale hatte. Das deutsche Quartett um Tim Ole Naske, Karl Schulze, Hans Gruhne und Max Appel (Ruder-Gesellschaft HANSA e.V/Berliner Ruder-Club e.V/Ruder-Club Potsdam e.V./SC Magdeburg e.V.) hielt lange Zeit gut mit und ruderten bis 1500 Metern auf Position zwei. Dann vergrößerte sich jedoch die Lücke zu den Italiener nach vorne vermehrt. Auch die Briten gingen in der zweiten Rennhälfte ein sehr hohes Tempo – die Konsequenz: die deutsche Crew nahm das Tempo heraus und teilte sich die Kräfte ein für den morgigen Hoffnungslauf.

Männer-Achter zurück
Nach dem enttäuschenden vierten Platz bei der EM in Varese gab es für den Deutschlandachter heute nur eine Devise: Alles geben, um ganz vorne zu landen. Nach kurzfristiger Absage der Niederländer für den Testlauf, kam es heute zum prestigeträchtigen Duell zwischen Deutschland und Großbritannien.

Die Crew um Johannes Weißenfeld, Laurits Follert, Olaf Roggensack, Torben Johannesen, Jakob Schneider, Malte Jakschik, Richard Schmidt, Hannes Ocik und Martin Sauer (Ruderclub 'Westfalen' 1929 e.V. Herdecke/Crefelder Ruder-Club 1883 e.V./Ruder-Club Tegel 1886 e.V./Ruder-Club Favorite Hammonia/Ruderklub am Baldeneysee e.V./Ruderverein Rauxel von 1922 e.V./Ruderverein 'Treviris 1921' e.V. Trier/Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V./Berliner Ruder-Club e.V.) lieferte sich mit Europameister Großbritannien einen harten Zweikampf, der Vorgeschmack auf den Finaltag machte. Beide Boote schenkten sich nichts und ruderten die gesamte Strecke nebeneinander mit hoher Geschwindigkeit. Zu keinem Zeitpunkt konnte sich eines der Großboote absetzen. Selbst auf den letzten Metern zeigten beide Nationen, was sie können und lieferten ein packendes Finish. Im Ziel hatte der Deutschlandachter mit 19 Hundertsteln jedoch knapp die Nase vor den Briten. Bei der EM in Varese betrug der Rückstand auf die Briten noch 2,4 Sekunden.

„Wir haben gezeigt, dass wir jetzt ein besserer Achter sind als noch in Varese.“, sagte Bundestrainer Uwe Bender zufrieden nach dem Rennen. Am Sonntag wird das Boot aus den Niederlanden aller Voraussicht nach dabei sein - ein spannendes Rennen ist demnach vorprogrammiert.

Ausblick auf den zweiten Renntag
Morgen stehen für die deutschen Teams neben weiteren Hoffnungsläufen auch die ersten Halbfinalrennen auf dem Plan. Los geht der Renntag aus deutscher Sicht um 10:12 Uhr. Am Nachmittag kann sich dann gegebenenfalls bereits über Medaillen gefreut werden, bei den leichten Frauen- und Männer-Einern.

Die Ergebnisse des morgigen Tages findet ihr wieder wie gewohnt auf rudern.de oder auf worldrowing.com. Ab Sonntag wird der Weltverband einen Live-Video-Stream anbieten.

Events

Boote

Vorlauf 2 7:09.97 1 . Platz
Viertelfinale 4 7:03.29 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:09.09 1 . Platz
Finale A 6:48.26 1 . Platz

Vorlauf 1 7:11.12 3 . Platz
Viertelfinale 2 7:18.83 4 . Platz
Finale C 7:50.06 1 . Platz

Vorlauf 1 8:04.61 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 8:49.65 6 . Platz
Finale B 8:23.44 2 . Platz

Vorlauf 3 7:11.80 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:39.21 3 . Platz
Finale A 7:28.33 5 . Platz

Vorlauf 2 7:20.22 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:40.70 4 . Platz
Finale B 7:31.95 2 . Platz

Vorlauf 1 7:04.48 6 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:12.86 4 . Platz
Finale B 6:54.25 4 . Platz

Vorlauf 1 6:42.09 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:29.74 4 . Platz
Finale B 6:31.02 3 . Platz

Vorlauf 3 6:29.32 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:38.52 1 . Platz
Finale A 6:18.54 3 . Platz

Vorlauf 1 6:02.30 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:58.12 2 . Platz
Finale A 6:00.90 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:29.05 2 . Platz
Finale A 6:29.73 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:32.33 1 . Platz
Finale A 5:24.29 2 . Platz

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