24. Mai 2024 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Auftakt am Rotsee verläuft nach Plan für Nationalmannschaft

Arno Gaus steht in Luzern im Finale des Leichtgewichts-Einers der Männer. Foto: meinruderbild
Problemlos erreichte Oliver Zeidler das Halbfinale von Luzern, in dem er nun gefordert werden dürfte. Foto: meinruderbild
Alexandra Föster gewann ihren Vorlauf und blieb auch vor Juliane Faralisch, die sie nun im Halbfinale gleich wieder trifft. Foto: meinruderbild
Im Vorrennen einen starken Auftritt legte der Frauen-Doppelvierer mit Platz zwei hin. Foto: meinruderbild
Den vierten Platz belegte der Männer-Doppelvierer im Vorrennen von Luzern, das gibt Zuversicht für das Finale am Sonntag. Foto: meinruderbild
Nicht in Fahrt kam der Deutschland-Achter im Vorrennen. Mehr als Rang fünf wurmte der sehr große Rückstand. Foto: meinruderbild
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Weitgehend nach Plan verlief der Auftakt der Weltcup-Regatta am Luzerner Rotsee für das Aufgebot des Deutschen Ruderverbandes. Einer-Weltmeister Oliver Zeidler steht nach zwei Siegen ebenso im Halbfinale wie Weltcup-Neuling Paul Berghoff. Im Frauen-Einer erreichten Alexandra Föster und Juliane Faralisch ebenfalls das Halbfinale. Die fünfte Halbfinal-Teilnahme sicherten sich Nikita Mohr und Finn Wolter im leichten Männer-Doppelzweier. Arno Gaus hat im Leichtgewichts-Einer der Männer die erste Finalteilnahme für den DRV gelöst.

Aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen gab es in manchen Bootsklassen nur Vorrennen. Dabei setzte sich der Frauen-Doppelvierer mit seinem zweiten Platz besonders gut in Szene, während der Deutschland-Achter nur hinterher fuhr. Starker Wind und heftiger Regen machten eine Verlängerung der Mittagspause nötig, danach waren die Bedingungen aber wieder regulär. 

Ausgezeichneter Start für Para-Boote

Die beiden deutschen Para-Boote starteten ausgezeichnet in die Regatta. Ihre gute Form zeigte Manuela Diening (RV Münster) im Vorlauf des Para-Einers PR1 der Frauen. Als Siegerin nach einem ehrgeizig geführten Rennen mit großem Vorsprung vor der Israelin Moran Samuel zog sie direkt ins Finale am Sonntagvormittag ein. Dabei war die EM-Zweite von Szeged auch schneller als die Norwegerin Birgit Skarstein, die den anderen Vorlauf gewann.

Im Vorrennen des Mixed-Zweiers PR 3 zeigten sich Jan Helmich und Hermine Krumbein (RC Hansa Dortmund, RK Normannia Braunschweig) hoch überlegen. Es sah ruderisch gut aus, wie die beiden nach dem Positionstausch im Boot über die Strecke gingen. Im vier Boote kleinen Feld sind beide nun im Finale am Sonntag die klaren Favoriten.

Gaus nutzt den Hoffnungslauf

Mit dem dritten Platz musste sich Arno Gaus (Bonner RG) im Vorlauf des leichten Männer-Einers begnügen. Die Überraschung auch für ihn war der bisher wenig in Erscheinung getretene Hongkong-Chinese Hin Chun Chiu, der klar gewann und auch den belgischen EM-Zweiten Marlon Colpaert hinter sich ließ. Beide zogen ins Halbfinale ein, Gaus musste schon am Nachmittag im Hoffnungslauf antreten. 500 Meter vor dem Ziel sah es nach einem Dreikampf um die beiden zu vergebenden Finalplätze zwischen Patrik Rocek (Italien), dem Deutschen und Shakzod Nurmatov (Usbekistan) aus. Doch dem Usbeken ging auf den letzten Teilstück der Saft aus, Gaus sicherte sich Rang zwei hinter Rocek und rudert am Samstag im Finale.    

Föster und Faralisch auch im Halbfinale gegeneinander

Im Frauen-Einer wurden die beiden deutschen Starterinnen in den gleichen Vorlauf gelost. Schon kurios, dass das schon beim ersten Weltcup in Varese passiert war. Damals hatte sich Juliane Faralisch, die Ersatzruderin im Skull, vor Alexandra Föster platziert. Dieses Mal revanchierte sich die EM-Zweite und zog als Zweitplatzierte mit Kontakt zur Siegerin Emma Twigg (Neuseeland) direkt ins Halbfinale ein. „Die Aufgabe war, die nationale Konkurrentin auf Distanz zu halten und die internationale zu kitzeln. Das war natürlich aufwändig“, sagte Fösters Trainer Sebastian Kleinsorgen. Seine Athletin hatte viel Laktat gebildet und brauchte deshalb beim Zwischenstopp am Steg eine lange Erholungspause. Faralisch wurde Vorlauf-Vierte, für sie ging es deshalb am Nachmittag im Hoffnungslauf weiter. Nach der Hälfte des Rennens lag sie in Führung, am Ende reichte ihr der dritte Platz hinter Tatsiana Klimovich (Athleten unter neutraler Flagge) und Idema Adoaviciute (Litauen) zum Einzug ins Halbfinale. Dort treffen die beiden Deutschen am Samstag tatsächlich erneut aufeinander.

Zeidler experimentiert auf Weg ins Halbfinale

Oliver Zeidler erreichte mit zwei Siegen das Halbfinale im Männer-Einer. Der Weltmeister stellte sich im Vorlauf die taktische Aufgabe, ganz entgegen seiner Gewohnheit verhalten losfahren und erst bei 1200 Metern Gas zu geben. So lag Zeidler bei 500 und 1000 Metern noch knapp hinter dem Bulgaren Neykov, bei 1500 Metern hatte er ihn dann um sechs Sekunden distanziert. Im Viertelfinale am Nachmittag zeigte Zeidler dann seine bekannten Fähigkeiten am Start. „Wir wollten schnell losfahren und dann gleichmäßig über die Strecke. Das hat Olli 1a umgesetzt, der Sieg war immer ungefährdet“, sagte sein Vater und Trainer Heino Zeidler. Nach 500 Metern lag er schon mit 1,60 Sekunden Vorsprung vor Sverri Nielsen (Dänemark), die beiden Favoriten dominierten das restliche Feld. Am Ende zog Zeidler mit einer Länge Vorsprung auf Nielsen ins Halbfinale am Samstag ein. Dort wird er gefordert werden, denn er trifft auf den WM-Zweiten Simon Van Dorp (Niederlande) und den WM-Dritten Tom Mackintosh (Neuseeland),. „Wir haben jetzt ein Hammer-Halbfinale vor uns, im anderen sind fast nur No Names“, sagt Heino Zeidler. Mitfavorit Stefanos Ntouskos (Griechenland) schied als Letzter seines Viertelfinales überraschend sang- und klanglos aus.   

Berghoff gelingt ein guter Einstieg 

Im Halbfinale steht auch der zweite DRV-Starter Paul Berghoff, der einen erfolgreichen Einstand im Weltcup feierte. Der deutsche Kleinboot-Meister fuhr in seinem stark besetzten Vorlauf gut mit und ließ als Drittplatzierter mit dem Litauer Nemeravicius immerhin den WM-Neunten des Vorjahres hinter sich. Dass Berghoff in langer Hose und T-Shirt unterwegs war, hatte seinen Grund in einem Missgeschick. Seinen Beutel mit dem Renneinteiler hatte er im Hotel vergessen, passender Ersatz war so schnell nicht zu besorgen. Im Viertelfinale war Berghoff dann wieder passend bekleidet. Wieder zeigte er ein solides Rennen und belohnte sich mit Rang drei hinter Yauheny Zalaty (Athleten unter neutraler Flagge) und Thomas Mackintosh (Neuseeland). Im Halbfinale mit Sverri Nielsen ist Berghoff Außenseiter, wird sich aber wieder teuer verkaufen wollen.

Mohr/Wolter erreichen Halbfinale

Auch der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer schaffte den Einzug ins Halbfinale. Nikita Mohr und Finn Wolter (RTHC Bayer Leverkusen, RC Witten)  wurden Dritte in ihrem Vorlauf und schafften bei Hälfte des Rennens den entscheidenden Vorstoß, als sie Chile auf den vierten Rang verdrängten. Für die beiden U23-Weltmeister, die ihren zweiten Weltcup bestreiten, geht es am Samstag weiter.

Frauen-Doppelvierer überrascht mit Rang zwei

Der Frauen-Doppelvierer zeigte in seinem Vorrennen, dass mit ihm zu rechnen ist, wenn am Sonntag die Podestplätze verteilt werden. Platz zwei hinter Welt- und Europameister Großbritannien war eine angenehme Überraschung. Maren Völz, Lisa Gutfleisch, Leonie Menzel und Pia Greiten (RC Potsdam, Heidelberger RK, RC Germania Düsseldorf, Osnabrücker RV) starteten gut und waren in dem illustren Feld stets präsent. Den entscheidenden Zwischenspurt hatte das DRV-Boot rund um die 1500-Meter-Marke, als es von der vierten Position aus zuerst den letztjährigen WM-Dritten China und dann auch den WM-Zweiten Niederlande überflügelte. China fiel noch auf Rang fünf hinter der Schweiz zurück, Sechster wurde Australien. „Unser eigentlicher Plan, die Schweiz auf Distanz zu halten, hat gut funktioniert. Es war ein gutes Rennen, aber im Hinblick auf Sonntag, wenn es wirklich zählt, müssen wir uns noch einmal steigern“, sagte Trainer Marcin Witkowski.      

Doppelvierer gelingt ein guter Einstieg

Auch in der Konkurrenz der Männer-Doppelvierer gibt es in diesem Jahr nur sechs Meldungen, was der vorangegangenen Olympia-Nachqualifikation an gleicher Stelle geschuldet ist. Dafür gibt es aber das exakte Teilnehmerfeld des letzten WM-Finales. Das DRV-Boot mit Anton Finger (Berliner RC), Max Appel (SC Magdeburg), Tim-Ole Naske (RG Hansa Hamburg) und Julius Rommelmann (RRG Mülheim) ruderte in seinem Vorrennen mit einer konstanten Leistung auf den guten vierten Platz. Zwischen dem Sieger, Weltmeister Niederlande, und den Drittplatzierten Großbritannien schob sich überraschend Polen. Die Schweiz (5.) und Europameister Italien (6.) ließ das in Hamburg trainierende Boot hinter sich. Am Sonntag geht es dann für alle sechs Boote um die Podestplätze und die Weltcup-Punkte. „Unsere ersten 1000 Meter waren gut. Holland und Polen waren drei Sekunden weg, das ist, finde ich, im Rahmen. Hintenraus konnten wir das nicht halten, aber insgesamt war es ein guter Einstand. Am Sonntag wollen wir unbedingt wieder vor der Schweiz bleiben, die bei der WM vor uns war“, sagte Bundestrainer Dirk Brockmann.  

Achter fährt ohne Schönherr hinterher

Nicht in Standardbesetzung kann der Deutschlandachter den Rotsee bestreiten. Mattes Schönherr fiel kurzfristig mit einer Erkrankung aus und flog am Freitag zur weiteren Behandlung zurück nach Berlin. Für ihn rückte Marc Kammann ins Boot, der bereits bei der olympischen Nachqualifikation für ein Rennen im Vierer ohne eingesprungen war. Für Verwirrung sorgte der Weltverband, der am Morgen versehentlich Mark Hinrichs, den zweiten Ersatzmann der Riemer, im Achter angekündigt hatte. Da spielten wohl die fast identischen Vornamen eine Rolle. Der Zweier ohne, den Hinrichs und Kammann bestreiten sollten, musste zurückgezogen werden. Somit treten für den DRV statt zwölf nur noch elf Boote in Luzern an.     

Die umgebaute Besetzung mit Benedict Eggeling, Laurits Follert, Olaf Roggensack, Marc Kammann, Max John, Torben Johannesen, Wolf-Niclas Schröder, Hannes Ocik und Steuermann Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, Crefelder RC, RC Tegel, Hamburger URGC, ORC Rostock, RC Favorite Hammonia, RU Arkona Berlin, Schweriner RG, RG Treis-Karden) kam im Vorrennen ganz zum Schluss eines langen Tages nie in Tritt. Von Beginn an lagen die Deutschen auf dem fünften und letzten Platz, der Rückstand auf Überraschungssieger USA betrug am Ende fast zwölf Sekunden. Die USA nahmen den Schwung der siegreich beendeten Nachqualifikation drei Tage vorher mit und brachten Großbritannien eine seiner ganz seltenen Niederlagen bei. Dritter wurden die Niederlande vor Australien. Am Sonntag werden die Karten im Finale dann neu gemischt.

„Das war nicht zwingend genug. Wir haben zu wenig investiert. Schon nach 400 Meter haben wir den Anschluss verloren, das war viel zu früh – und haben dann kein Mittel mehr gefunden , wieder ranzukommen. Man kann in diesem Feld Fünfter werden, aber es war letztlich zu zahnlos. Sonntag müssen wir besser ins Rennen kommen und uns mehr zutrauen und mehr draufbleiben", sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge.

Events

Boote

Vorlauf 2 7:35.50 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:35.21 3 . Platz
Finale A 7:36.14 5 . Platz

Vorlauf 2 7:45.54 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:48.04 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.80 4 . Platz
Finale B 7:50.90 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:24.28 2 . Platz
Finale A 6:21.24 4 . Platz

Vorlauf 2 7:01.40 1 . Platz
Viertelfinale 1 7:05.59 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.11 1 . Platz
Finale A 6:49.33 2 . Platz

Vorlauf 6 7:09.17 3 . Platz
Viertelfinale 4 7:04.90 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:04.80 4 . Platz
Finale B 7:13.62 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:55.29 4 . Platz
Finale A 5:53.91 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 5:39.76 5 . Platz
Finale A 5:32.70 5 . Platz

Vorlauf 2 7:23.07 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:21.31 2 . Platz
Finale A 7:11.74 6 . Platz

Vorlauf 3 6:49.44 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:32.55 4 . Platz
Finale B 0:00.00 6 . Platz

Vorlauf 2 10:10.15 1 . Platz
Finale A 10:01.03 1 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:24.94 1 . Platz
Finale A 7:23.37 1 . Platz

Galerien