01. Okt. 2017 | Nationalmannschaft | von Deutscher Ruderverband

Einschätzung der WM-Ergebnisse

Rückblick:
Die Ruder-Weltmeisterschaften in Sarasota sind Geschichte. „Wir sind natürlich nicht gänzlich zufrieden mit den Ergebnissen, aber auch nicht überrascht. Die Ergebnisse stimmen uns hoffnungsvoll! Den eingeschlagenen Weg können wir guten Gewissens und mit großer Energie Richtung Tokio weiter gehen“, so Sportdirektor Mario Woldt nach den Finals.

Nach Abschluss der Saison mit der Weltmeisterschaft in Sarasota blickt der DRV auf gemischte Resultate zurück. Während die Ergebnisse der U19-EM und U23-EM als sehr positiv eingeschätzt werden können, so besteht doch eine gewisse Ernüchterung bei den U19- und U23-Weltmeisterschaften. Bezüglich der A-WM lässt sich das finale Bild der WM-Mannschaften als hoffnungsvoll beschreiben. Wir werden immer wieder gefragt, ob wir zufrieden sind mit den Leistungen. Zufriedenheit können wir jedoch nicht aufweisen, da es einen gewissen Stillstand impliziert. Und Stillstand bedeutet auch Rückschritt. In den Diskussionen und Überlegungen vor der WM stellte sich bereits ein differenziertes Bild dar. Während wir klare Wege beschreiten wollen, um die Trainingsmethodik und Organisation zu optimieren, werden diese Wege mit lauten Stimmen begleitet, die mitunter das fordern, was entgegen der fachlichen Notwendigkeit mit Ziel Tokio ist.   

Nach den Olympischen Spielen in Rio 2016 gab es einen großen Umbruch in der Mannschaft. Viele Athleten haben ihre Karriere beendet oder ein Pausenjahr eingelegt.

Im Männer-Skull-Bereich sitzen sowohl im Doppelvierer - mit Ausnahme des Schlagmanns - als auch im Doppelzweier jüngere Kaderathleten im Boot, die in diesem Jahr zum ersten Mal die gesamte Saison im A-Bereich fahren. Im Frauen-Skull-Bereich ist der Doppelvierer und Doppelzweier komplett neu besetzt. Alle Athletinnen in diesen Booten sind in dieser Saison aus dem U23-Bereich hochgekommen, haben also noch keine Erfahrung auf Spitzenniveau. Deshalb ist es wichtig, den jungen Ruderinnen die nötige Eingewöhnungszeit zu gewähren, Erfahrungen zu sammeln und sich weiterentwickeln zu können, denn der Sprung aus dem U23- in den A-Bereich ist enorm.

Wenn wir die Nationen im M4x und W4x-Finale als Beispiel heranziehen, stellen wir schnell fest, dass sich die erfahrenen Mannschaften durchsetzten (siehe Kasten):

M4x –                        Athleten & Platzierung Rio                  Ergebnis WM `17 

POL

2/4 (Rio 4. Platz)

5

NED

-

4

LTU

3/4 (Rio 9. Platz)

1

GBR

2/4 (Rio 5. Platz)

2

EST

3/4 (Rio 3. Platz)

3

NOR

-

6

.W4x                        Athleten & Platzierung Rio                     Ergebnis WM `17

POL

2/4 (Rio 3. Platz)

2

NED

2/4 (Rio 2. Platz)

1

GER

0/4 (Rio 1. Platz)

4

GBR

-

3

USA

0/4 (Rio 5. Platz)

5

AUS

0/4 (Rio B Finale)

6

Die Niederlande, die in 2016 keinen M4x für Rio qualifizieren konnte, ging in 2017 zu einem Vollzeitprogramm von neun Skullern in Amsterdam über, welches Athleten zusammenbrachte, die bereits seit Juniorenjahren zusammen rudern. Die Norweger auf der anderen Seite bauen auf eine Mischung aus international sehr erfahrenen Ruderern und jungen Talenten aus dem U23-Bereich. Australien, als Zweitplatzierter M4x in Rio, durchlaufen aktuell einen Neuaufbau über sämtliche Bereiche hinweg, was dazu führte, dass auf die Meldung eines M4x verzichtet wurde

Aus genau diesen Gründen ist eine Teilnahme dieser Bootsklassen im A-Finale (sechs in den olympischen Bootsklassen, zwei in den nicht-olympischen Bootsklassen und zwei in Pararuderbooten) der WM als Erfolg zu werten. Festzuhalten bleibt, dass die sehr jungen Mannschaften eine durchweg positive sportliche Entwicklung im Verlauf der Saison genommen haben. Die Regatta, mit ihren klimatischen Besonderheiten, den hochkarätigen Teilnehmerfeldern, wie auch dem enormen Umfeld der Veranstaltung bedeuteten ungewohnte und erhöhte Herausforderungen für die Athleten. Bemerkenswert waren auch die Windverhältnisse im Laufe der Regatta, die keinerlei Grund für Diskussionen und Rennbeeinflussungen boten.

Die Platzierungen im Überblick

PR1W1x

Bronze

PR3Mix2x

Bronze

M2+

Bronze

LM4-

Bronze

M8+

Gold

„Wir müssen uns eingestehen, dass es keine nach-olympische Saison mehr gibt“, erklärt Woldt. Das internationale Niveau in allen Bootsklassen ist bereits im nach-olympischen Jahr sehr hoch. Andere Nationen entwickeln sich ebenfalls weiter und beginnen bereits auf einem hohen Niveau und konzentrieren sich frühzeitig. Mit Blick nach vorne muss der Fokus geschärft und Mannschaften konsequenter vorbereitet werden. „Deshalb blicken wir auch auf das Ausland und betrachten die dortigen Entwicklungen sehr genau.“ Wir befinden uns auf dem Weg Richtung Tokio2020, auf dem die WM nur ein Zwischenstopp ist. Wir wollen die nächsten zwei Jahren nutzen, die jungen Athleten an die Weltspitze ran zuführen.

Der neu formierte Deutschland-Achter hingegen ist mit Ausnahme eines Sportlers besetzt mit Spitzenathleten, die in den vergangenen Jahren bereits im Achter oder anderen Bootsklassen auf A-Niveau gerudert und an A-WMs und Olympischen Spielen teilgenommen haben. Der Erfolg dieser Mannschaft über die Saison hinweg ist ein weiteres Indiz für die Wichtigkeit, die gemeinsamen Training und sportliche Erfahrung beizumessen ist. Die eindrucksvoll erruderte Goldmedaille in Sarasota kann nicht hoch genug bewertet werden. Hinzu kommen die erfolgreichen Resultate im M2+ und dem M4-, die die Leistungsstärke im Männer-Riemen-Bereich verdeutlicht.

Als Überraschung dieser WM müssen gleichwohl die Ergebnisse der Italiener im Männer-Riemen-Bereich gelten. Drei Medaillen und ein vierter Platz sind ein sehr beachtliches und kompaktes Resultat.

U23 & A WM Doppelstarts:
In den vergangenen Monaten wurde zunehmend der Punkt Doppelstarts bei U23- und A-Weltmeisterschaften, wie in anderen Nationen oftmals praktiziert, aufgebracht. Diese sind vom zeitlichen Ablauf sicherlich in einigen Fällen möglich, aus trainingsmethodischer Sicht sowie der Belastbarkeit und dem Motivationsaufbau haben wir in den vergangenen Jahren allerdings keine positiven Erfahrungen gemacht. Während im U23-Bereich noch Erfolge eingefahren wurden, konnten diese bei den A-Weltmeisterschaften nicht wiederholt werden.

Unser Ziel ist der Erfolg im A-Bereich und auf dem Weg dahin, die Mannschaften relativ groß zu halten, so dass wir eine Breite von Sportlern die Chance zur Entwicklung für die kommenden Jahre geben. Doppelstarts bei Weltmeisterschaften limitieren unserer Meinung nach diese Möglichkeit. Für Nationen mit einem tendenziell kleineren Sportlerpool ist es sicherlich eine Möglichkeit, doch ist für uns als Gesamtverband die Sportlerbreite elementar. Diese bedingt auch eine Möglichkeit der internationalen Erfahrungen und Zielwettkämpfe.  

Duale Karriere:
Mit den Rahmenbedingungen in Deutschland hinsichtlich der Vereinbarung von Sport und Studium in einem freiwilligen und weitestgehend nicht ökonomischen Sportumfeld müssen und haben wir ein System entwickelt und über die Jahre immer wieder angepasst, das dem Rechnung trägt. Bewusst ermöglichen wir nach den Olympischen Spielen Sportlern Pausen und sehen von gemeinsamen Trainingslagern ab, so dass verstärkt der Fokus auf die individuellen Studienanforderungen gelegt werden kann.

Hinsichtlich des neuen Leistungssportkonzepts sind wir mit dem Arbeitskreis Leistungssport in Diskussionen und Besprechungen, um am Ende ein für alle Parteien zufriedenstellendes Ergebnis präsentieren zu können. Eins ist aber klar, ohne Veränderungen können wir im internationalen Rudersport nicht weiter bestehen.

Wissenschaft:
Auch das Thema Wissenschaft spielt im DRV eine wichtige Rolle. Die wissenschaftliche Arbeit des DRV konzentriert sich auf sportpraktisch relevante und innovative Projekte. In einem international beachteten Projekt wurden innovative Trainingsmodelle evaluiert und erstmals die körperliche Aktivität außerhalb des Trainings einbezogen. Erkenntnisse dieses Projekts flossen in die aktuelle Trainingsmethodische Grundkonzeption ein und erwiesen sich als wertvoll bei der aktuell laufenden Konzeption eines Online-Tools zur automatisierten Erfassung und Analyse von Trainings- und Leistungsdaten. Ebenfalls technologisch innovativ ist die Neukonzeption des bestehenden Systems zur Leistungsmessung im Rennboot, das bereits jetzt eins der weltweit exaktesten Systeme ist. 

Zusatzinfos:
Die Auswertungen der U23- und A-Bereiche finden im Oktober und November statt. (U23: 10./11.10.2017, A-Team: 22./23.11.2017).

Marcus Schwarzrock, DRV-Cheftrainer

Events

Boote

Vorlauf 7:42.89 3 . Platz
Hoffnungslauf 7:39.35 2 . Platz
Halbfinale A/B 7:39.39 5 . Platz
Finale B 7:43.90 4 . Platz

Vorlauf 7:08.09 1 . Platz
Viertelfinale 6:48.23 1 . Platz
Halbfinale A/B 6:51.94 3 . Platz
Finale A 6:55.90 6 . Platz

Vorlauf 8:03.34 4 . Platz
Hoffnungslauf 7:56.52 1 . Platz
Halbfinale A/B 8:00.87 5 . Platz
Finale B 8:06.14 4 . Platz

Vorlauf 7:00.31 1 . Platz
Hoffnungslauf 7:01.74 2 . Platz
Halbfinale A/B 6:57.11 3 . Platz
Finale A 7:02.25 5 . Platz

Vorlauf 11:45.72 1 . Platz
Finale A 11:55.75 3 . Platz

Vorlauf 11:10.81 4 . Platz
Hoffnungslauf 11:24.08 2 . Platz
Halbfinale A/B 10:56.84 4 . Platz
Finale B 10:45.28 1 . Platz

Vorlauf 7:17.70 5 . Platz
Hoffnungslauf 7:05.02 3 . Platz
Halbfinale A/B 7:02.92 5 . Platz
Finale B 7:13.10 4 . Platz

Vorlauf 6:25.89 3 . Platz
Hoffnungslauf 6:28.16 6 . Platz
Halbfinale C/D 6:26.61 2 . Platz
Finale C 6:16.52 3 . Platz

Vorlauf 7:17.36 3 . Platz
Hoffnungslauf 7:06.32 2 . Platz
Halbfinale A/B 7:23.24 6 . Platz
Finale B 7:04.06 3 . Platz

Vorlauf 6:44.86 3 . Platz
Hoffnungslauf 6:29.60 2 . Platz
Halbfinale A/B 6:22.31 3 . Platz
Finale A 6:19.52 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:06.36 3 . Platz
Finale A 7:40.72 3 . Platz

Vorlauf 6:33.68 4 . Platz
Hoffnungslauf 6:21.64 2 . Platz
Finale A 6:21.56 4 . Platz

Vorlauf 5:50.27 2 . Platz
Halbfinale A/B 6:01.48 6 . Platz
Finale B 5:48.29 2 . Platz

Vorlauf 6:09.98 4 . Platz
Hoffnungslauf 6:02.03 2 . Platz
Halbfinale A/B 6:01.43 4 . Platz
Finale B 6:06.39 1 . Platz

Vorlauf 7:29.26 4 . Platz
Hoffnungslauf 7:32.34 2 . Platz
Finale A 7:30.95 6 . Platz

Vorlauf 6:59.88 2 . Platz
Finale A 6:58.37 3 . Platz

Vorlauf 6:04.68 2 . Platz
Halbfinale A/B 5:58.16 3 . Platz
Finale A 6:10.26 6 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:09.27 3 . Platz
Finale A 6:03.37 3 . Platz

Vorlauf 5:29.36 1 . Platz
Finale A 5:26.85 1 . Platz