20. Dez. 2022 | Verband | von Judith Garbe

Jahresrückblick 2022 - Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch

Moritz Petri, Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes. Foto: Schwier.

Liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden, 
 
in meiner knapp einjährigen Amtszeit habe ich bereits viele Höhen und Tiefen durchlebt. Aber so ist das im Sport. Im Folgenden möchte ich das turbulente Jahr einmal Revue passieren lassen und auf alle wichtigen Themenbereiche kurz eingehen. Weitere Infos findet ihr in den jeweils verlinkten Berichten.

Neue Satzung mit deutlicher Mehrheit verabschiedet 
Beginnen wir mit der wohl richtungsweisendsten Entscheidung, der neuen Satzung, die im Rahmen des 66. Außerordentlichen Rudertages in Hannover verabschiedet wurde. Ich freue mich sehr, dass über 90 % der Delegierten dieser Satzung zugestimmt haben. Knapp ein Jahr hat die Satzungs-AG - bestehend aus dem Vorsitzenden Dr. Lars Koltermann, Eler von Bockelmann, Gunnar Hegger, Dr. Florian Eichner und Christoph Bendel - die neue Satzung inklusive der zahlreichen Änderungsanträge ausgearbeitet. In den zahlreichen Dialog- und Infoforen haben wir gemeinsam über die Zukunft des Verbandes diskutiert und die Satzung in ihrer jetzigen Form auf den Weg gebracht. Vielen Dank an das gesamte Satzungs-Team und an euch für die Mitarbeit. So stell ich mir Demokratie in unserem Verband vor. Vielen Dank auch an Cornelia Stampnik, die als Referentin für Verbandsentwicklung den Strukturreform-Prozess hauptamtlich begleitet. Nun haben wir knapp zwei Jahre Zeit, die Weichen für einen hauptamtlichen Vorstand zu stellen, sodass wir dann 2024 die verabschiedete Satzung umsetzen können. 

Die Kurve im Leistungssport kriegen  
Das nächste große Thema, das uns alle sehr beschäftigt, ist das internationale Abschneiden unserer Nationalmannschaft. Wir liegen deutlich hinter unserem Anspruch zurück, die beste Rudernation der Welt zu sein. Die Ausbeute bei der WM (Gold durch Olli Zeidler) und EM (Bronze durch Alexandra Föster) war mehr als dürftig. Die Podiumsplätze bei den Weltcups können dieses Ergebnis auch nicht schönen. Die Probleme dafür sind vielschichtig und nicht von heute auf morgen zu lösen. Aber eins ist klar: Nur gemeinsam können wir den Abwärtstrend stoppen und es international wieder ganz nach oben schaffen. Ich hoffe natürlich stark, dass uns dies bereits im kommenden Sommer, bei der so wichtigen Olympiaqualifikation gelingt.  

Ganz anders sieht es im Para Bereich aus. Sowohl bei der EM als auch bei der WM standen die Para-Ruder:innen mehrfach auf dem Podium und als Krönung wurde unser Para Mixed Vierer mit Steuerfrau zum Para Team des Jahres gewählt. Eine mehr als verdiente Auszeichnung, an der das gesamte Para Team seinen Anteil hat. So kann es weitergehen. 

Auch auf unseren Nachwuchs ist Verlass. Bei der U23-WM standen unsere Sportler:innen gleich zehnmal auf dem Podest. Die Junior:innen jubelten insgesamt acht Mal über Edelmetall.

Digitalisierung schreitet voran 
Mit hoher Arbeitslast und dichter Treffensfolge ist der Arbeitskreis Digitalisierung unter Leitung von Tobias Weysters und Unterstützung seitens Willi Hummels dabei, unsere Verbands-IT zu modernisieren. Für dieses großartige Engagement möchte ich mich an dieser Stelle schon einmal bedanken. Mit der zeitnahen Einführung von SAMS möchten wir einen großen Datenteich bilden, in dem alle Vereine mit allen Daten angesiedelt sind. Auch das Meldeportal wurde komplett überarbeitet und neu designed. Fortan arbeiten wir in diesem Bereich mit dem niederländischen Unternehmen Time Team zusammen. Um den Übergang vom alten zum neuen Portal so einfach wie möglich zu halten und alle Nutzer im Vorfeld abzuholen, werden in den kommenden Monaten digitale Schulungen angeboten, sodass im Frühjahr, zum Start der neuen Saison, das alte Portal abgelöst werden kann.

Ressort Breitensport und Para Rudern nimmt Fahrt auf 
Im Bereich Breitensport geht es deutlich voran. Auf dem vergangenen Rudertag wurde das Ressort Breitensport und Para Rudern unter der Leitung von Axel Eimers geschaffen und die beiden Arbeitskreise Indoor Rowing und Para Rudern berufen. Im Bereich Indoor Rowing schlummert, wie wir wissen, ein großes Potential, das wir definitiv besser ausschöpfen müssen. Die bereits neu entwickelten Wettbewerbsideen stimmen mich diesbezüglich sehr zuversichtlich. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal Werbung für die Deutsche Indoor Rowing Meisterschaft sowie das DRV Indoor Championat im Februar machen. Im Januar findet traditionell die Women’s Rowing Challenge statt. 2023 folgt bereits die sechste Ausgabe, eine Bestätigung für das tolle Format. Ich freue mich zudem sehr, dass die Challenge nach zwei virtuellen Runden, im kommenden Jahr endlich wieder „live“ in euren Bootshäusern durchgeführt werden kann. 

Auch unsere Wanderruder:innen sind sehr aktiv und erkunden die nationalen und internationalen Gewässer. Das diesjährige 56. WRT in Hann Münden hat knapp 170 Teilnehmende angezogen, die bis zu 70 km auf der Oberweser gerudert sind. 

Öffentlichkeitsarbeit 
Im Bereich Kommunikation und Marketing waren wir zuletzt personell leider unterbesetzt, was sich auch in der Außendarstellung widergespiegelt hat. Wir wissen, wie wichtig dieser Bereich ist und haben uns deshalb entschieden, das Personal aufzustocken und mit Luisa Gärtner (Kommunikation & Marketing) und Marie-Charlot Lonnemann (Marketing) zwei weitere Vollzeitkräfte an Bord zu holen, die jetzt gemeinsam mit Judith Garbe (Öffentlichkeitsarbeit) und Niklas Schumann (Marketing) das Boot wieder in ruhigere Gewässer leiten werden. Schon bald wollen wir euch ein neues Marketingkonzept vorstellen. Unser Ziel ist es, neue Unternehmen als Partner zu gewinnen, um so unsere Athlet:innen, insbesondere den Nachwuchs, stärker fördern zu können. Dafür wollen wir unter anderem alte Kontakte aufleben lassen, denn viele ehemalige Leistungsruderer finden sich in Spitzenpositionen großer Unternehmen wieder.  

Mehr Frauen in die Zukunftsgestaltung des Rudersports einbinden  
Mit Martina Schott haben wir im Präsidium nicht nur jemanden, der sich um die Ausarbeitung der neuen Struktur gekümmert hat, sondern, der auch viele andere Themen im Bereich Verbandsentwicklung und Vereinsservice angepackt hat. Insbesondere das Thema Gendermanagement liegt ihr am Herzen. In einer ersten Runde haben engagierte Ruderinnen bereits erste Ideen ausgetauscht und entwickelt. Auf diesem Weg wurde die sogenannte Zukunftswerkstatt ins Leben gerufen. Am 12. Januar und 09. Februar können interessierte Frauen aller Altersklassen sich digital vernetzen und berichten, welche Themen sie aktuell bewegen. Uns als Verband ist es wichtig zu erkennen, was wir in diesem Bereich besser machen und wo wir unterstützen können. Denn auch der Rudertag hat noch einmal gezeigt, dass wir, was die weiblichen Mitglieder angeht, deutlich hinterherhinken. Das möchte ich gerne ändern und dafür sind wir auf euren Input angewiesen. 

Ruderakademie Ratzeburg soll im kommenden Frühjahr in neuem Glanz erscheinen 
Aktuell ist Ratzeburg eine große Baustelle, denn die komplette Ruderakademie wird für eine zweistellige Millionensumme renoviert. Das Ergebnis, das wir bekommen werden, ist modernster Standard. So baut die FES ein Messbecken nach den allerneuesten Erkenntnissen. Es wird genügend Einzelzimmer für eine komplette Olympiamannschaft geben. Dank einer neu installierten Videoanlage, bei der ein Ergometer rundum mit Bildschirmen verbaut wird, können wir dann virtuell auf jeder Regattastrecke der Welt rudern. Die Kosten dafür werden komplett von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Schleswig-Holstein sowie der Stadt Ratzeburg übernommen. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken.

Schwieriges finanzielles Jahr 
Und damit kommen wir zum Thema Finanzen. Wir haben ein finanziell schwieriges Jahr hinter uns. Die komplette Leistungssportförderung wurde Anfang des Jahres auf die Projektförderung umgestellt. Dies hat zur Folge, dass jede einzelne Maßnahme (Wettkampf, Trainingslager…) im Vorfeld beantragt werden muss. Ein bürokratischer Aufwand, der zu riesigen Löchern in unserem Finanzhaushalt geführt hat. Streckenweise mussten wir 2,8 Millionen Euro aus der Verbandskasse vorfinanzieren, was ein strenges Liquiditätsmanagement bedurfte. Nur so konnten wir alle Gehälter weiterzahlen. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Stellvertreter Torsten Gorski sowie dem Buchhaltungsteam in der Geschäftsstelle, die dies gemeinsam durchgeführt haben, bedanken. Inzwischen haben wir das meiste Geld zurückerhalten, sodass wir finanziell wieder gut dastehen.

Endlich wieder eine normale Regattasaison 
Nach der zweijährigen coronabedingten Pause freue ich mich sehr, dass wir in diesem Jahr wieder alle Regatten – Deutsche Meisterschaften, Ruder-Bundesliga, Bundeswettbewerb - wie geplant durchführen konnten. Die Planungen für das kommende Jahr laufen bereits auf Hochtouren und insbesondere bei der RBL erhoffe ich mir eine deutliche Steigerung bei den teilnehmenden Teams. 

Coastal Rowing auf dem Vormarsch 
Coastal Rowing nimmt auch in unserem Verband Form an. Das auf dem vergangenen Rudertag ins Leben gerufene Fachressort Coastal Rowing unter der Leitung von Lars Koltermann hat bereits einiges auf den Weg gebracht und im November die erste eigene Fortbildung zu diesem Thema durchgeführt. Ob dieses Format olympisch wird, entscheidet sich im kommenden Frühjahr. Vieles spricht dafür. Die Ergebnisse der diesjährigen EM und WM zeigen auf jeden Fall, dass wir vorne mitmischen können, andere Nationen wie Italien oder Spanien dennoch deutlich weiter sind. 

150 Ergometer für unsere Vereine 
Die Deutsche Ruderjugend hat sich sehr für einen Neustart nach Corona stark gemacht. So hat der Vorsitzende Marc Hildebrandt staatliche Mittel für die Anschaffung von 150 Ergometern generieren können. Die Nachfrage war riesig und alle Geräte sind bereits an die Vereine verteilt worden. 

Damit bin ich nun am Ende angekommen. Bitte nehmt es mir nicht übel, wenn ich das ein oder andere Thema hier nicht direkt aufgegriffen habe - dafür passiert bei uns im Verband einfach zu viel.  

Jetzt bleibt mir nur noch, euch eine besinnliche Weihnachtszeit im Kreise eurer Liebsten zu wünschen und gut ins neue Jahr zu rutschen. Ich freue mich darauf, in 2023 mit aufgeladenen Akkus die Themen weiter gemeinsam anzugehen. 

Euer Moritz