05. Sep 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

WM-Tag 3: Deutschland-Achter muss in den Hoffnungslauf

Zur Streckenhälfte war die Messe schon gelesen: der Deutschland-Achter wurde Vorlauf-Dritter und muss in den Hoffnungslauf. Foto: meinruderbild

Eher gemischte Gefühle hinterließ der dritte Tag der Ruder-Weltmeisterschaften in Belgrad im deutschen Lager. Mit dem Doppelvierer der Männer erreichte ein Olympia-Aspirant des DRV über den Hoffnungslauf mit einem Sieg das WM-Halbfinale. Auch der erst in der Saison gebildete Frauen-Vierer hatte endlich einmal Grund zur Freude und mischt nach seinem zweiten Platz im Hoffnungslauf ebenfalls weiter mit. Doch das vorläufige Olympia-Aus für den Männer-Vierer ohne und den Frauen-Zweier ohne schlug am Mittwoch schon etwas aufs Gemüt. Darüber hinaus scheiterte der Deutschland-Achter an der zweifellos schweren Aufgabe, sich direkt für das WM-Finale zu qualifizieren, und muss nun im Hoffnungslauf Farbe bekennen.   

Über acht Sekunden Rückstand

Dass die direkte Olympia-Qualifikation für den Deutschland-Achter durch die Vorgabe, WM-Platz fünf erreichen zu müssen, eine harte Aufgabe sein würde, war schon länger klar. Im mit Spannung erwarteten Vorlauf am Dienstag hat sich dieser Eindruck allerdings verdichtet. Das DRV-Flaggschiff musste dem starken neuen Achter der USA und Luzern-Sieger Australien den direkten Finaleinzug überlassen und hatte als Drittplatzierter über acht Sekunden Rückstand auf den Sieger. Das schmeckte Bundestrainerin Sabine Tschäge und ihren Ruderern nicht.

Nun kommt es für Benedict Eggeling, Jasper Angl, Max John, Torben Johannesen, Olaf Roggensack, Marc Kammann, Wolf Niclas Schroeder, Mattes Schönherr und Steuermann Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, RV Münster, Olympischer RC Rostock, RC Favorite Hammonia, RC Tegel, Der Hamburger und Germania RC, RU Arkona Berlin, RC Potsdam und RG Treis-Karden) auf den Hoffnungslauf am Freitag (12.15 Uhr) an. Nur die ersten beiden Boote ziehen ins A-Finale ein, für das sich im ersten Vorlauf auch Titelverteidiger Großbritannien und die Niederlande schon qualifiziert haben. Deutsche Gegner werden Kanada, Italien, Rumänien, China und Österreich sein. Gerade die Rumänen dürften sich in anderer Verfassung präsentieren als am Dienstag. Da schenkten sie, als sie chancenlos im Kampf um die Spitze waren, den Vorlauf frühzeitig ab, weil vier ihrer Ruderer kurz zuvor bereits einen Vierer-Hoffnungslauf bestritten hatten und es galt, Kräfte zu sparen.

„Der Hoffnungslauf wird eine harte Nummer. Aber wir haben die Chance, uns durchzusetzen, und die werden wir auch nutzen“, gab sich Sabine Tschäge kämpferisch. Man werde die Schlüsse aus dem Vorlauf ziehen und es dann deutlich besser machen.  „Über die Mitte hatten wir einfach zu wenig Tempo. Die anderen sind uns zu einfach weggefahren, sodass wir bei 1000 Metern keine Chance mehr hatten, zu intervenieren“, sagte Steuermann Jonas Wiesen. 

Frauen-Achter zahlt Lehrgeld

Kein Zuckerschlecken war der WM-Einstand für den Frauen-Achter. Das U23-Boot fuhr in seinem Vorlauf komplett hinterher. Rumänien zog als Sieger ein, Zweiter wurde Großbritannien. Und selbst auf den Drittplatzierten Italien hatte die junge Mannschaft am Ende über 14 Sekunden Rückstand. „Die Mädels haben in ihrem ersten Rennen im A-Bereich Lehrgeld bezahlt“, sagte Trainer Karsten Timm ohne Umschweife. Ruderisch und taktisch sei das Rennen in Ordnung gewesen. „Leider waren die Italienerinnen deutlich stärker als erwartet, sodass uns der Kontakt zum Feld frühzeitig verloren ging. Außerdem macht sich bei dem frischen Gegenwind der physiologische Abstand zur Weltspitze deutlicher bemerkbar als bei schnellen Bedingungen.“ Man wisse nun, so Timm, „was uns am Freitag im Hoffnungslauf erwartet“.

Leichtgewichte jeweils auf Rang zwei

In zwei nichtolympischen Klassen hofft der DRV auf Medaillen. Zum Einstand standen für beide Boote die Bahnverteilungsrennen an, die Gegner sind mit Italien und den USA jeweils identisch. Bei drei Booten werden Gold und Silber vergeben, Bronze aber nicht. Der leichte Frauen-Zweier ohne mit Luise Münch und Eva Hohoff (Karlsruher RV Wiking und Ludwigshafener RV) platzierte sich zwischen Sieger Italien und den USA auf Platz zwei. „Die Gangart der Amerikanerinnen kennen wir schon aus letztem Jahr, konnten uns entsprechend orientieren und auch absetzen. Die Italienerinnen gehen ein hohes Tempo. Sie unter Druck zu setzen, wird am Freitag eine Aufgabe werden. Wir haben das gesehen, was wir sehen wollten“, sagte Zweier-Trainer Maximilian Pawlik. Im leichten Doppelvierer der Männer zum Abschluss des Regatta-Programms am Dienstag das gleiche Ergebnis: Italien vor USA und Deutschland. Max von Bülow, Simon Klüter, Fabio Kress und Joachim Agne (RC Allemannia Hamburg, Mannheimer RV Amicitia, beide Akademischer RC Würzburg) konnten gegen die Azzurri nicht ganz mithalten, erwehrten sich aber der Schlussattacke der USA erfolgreich. „Sie haben den Rennplan gut eingehalten und einen soliden Auftritt hingelegt“, fand Trainer Andreas Holz. Die Medaillen werden ebenfalls am Freitag vergeben. 

Diening und Klemp hinter den Favoriten

Den zweiten Platz belegte Marcus Klemp (Olympischer RC Rostock) in seinem Vorlauf des Para-Männer-Einers PR1. Nach der Hälfte der Distanz erkannte Klemp, dass der nach einem Jahr Pause wieder sehr starke Australier Eric Horrie (Silber bei den Paralympics 2021) nicht zu schlagen sein würde und begnügte sich damit, seinen zweiten Rang mit dem nötigsten Aufwand abzusichern. Horrie erreichte das Halbfinale, für Klemp und die anderen Boote geht es bereits im Hoffnungslauf am Mittwoch weiter. „Wie erwartet war der Australier Horrie für uns nicht zu schlagen. Dass Marcus den zweiten Platz erruderte, ist gut, um eine lösbare Aufgabe im Halbfinale zu bekommen“, sagte Trainer Jochen Weber.

Auch Manuela Diening (RV Münster) hatte im Frauen-Einer PR1 im Kampf um den direkten Halbfinal-Platz nicht zu schlagende Konkurrenz. Titelverteidigerin Birgit Skarstein (Norwegen), die dominierende Figur schlechthin, blieb in ihrem Vorlauf unter zehn Minuten. Diening schonte sich nicht, fuhr durch und wurde Zweite vor der Chinesin Lili Wang, die sie über die gesamte Distanz in Schach hielt. Auch für Diening, die EM-Vierte dieses und die WM-Vierte des letzten Jahres, geht es im Hoffnungslauf gleich am Mittwoch weiter.  „Manuela hat einen schnellen Start gefahren, Skarstein hat das Tempo auf den ersten 1000 Metern aber sehr hochgezogen. Jetzt schauen wir gespannt auf den Hoffnungslauf“, sagte Trainer Sebastian Fuchs.

Nach dem Ausfall des Mixed-Zweiers PR2 startet Paul Umbach (RV Nürtingen) im Einer dieser Klasse. Im Bahnverteilungsrennen belegte er den dritten Platz. „Dafür, dass der Einer nicht gezielt vorbereitet wurde, können wir erst mal zufrieden sein. Bis zum Finale am Freitag wollen wir noch an der Einstellung arbeiten, um dynamischer zu sein“, sagte Cheftrainer Marc Stallberg. Im Zweier ohne PR3, ebenfalls eine nicht paralympische Klasse, sind nur zwei Boote gemeldet. Daniel Müller und Moritz Hagen (RTHC Bayer Leverkusen und RuS Steinmühle Marburg) mussten sich bei ihrem Einstand der Ukraine mit nicht allzu großem Rückstand beugen.

Und so geht es am Mittwoch weiter

Für die deutschen Ruderer stehen sechs Viertelfinals auf dem Programm. Jeweils die ersten drei Boote pro Lauf gelangen ins Halbfinale. Einer-Titelverteidiger Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) setzt in seinem stark besetzten Lauf wieder auf seinen in dieser Saison extrem verbesserten Start. Denn der starke Neuseeländer Thomas Mackintosh, den Zeidler im Endspurt in Luzern förmlich stehen ließ, und der kometenhaft nach oben geschossene Japaner Ryuta Arakawa gelten nicht als die schnellsten auf den ersten Metern. Im Frauen-Einer hat es Alex Föster (RC Meschede) mit der kaum antastbaren Emma Twigg (Neuseeland) zu tun, außerdem ist einmal mehr mit die schon im Vorlauf von ihr bezwungene Olympia-Zweite Anna Prakaten (Usbekistan) die Gegnerin. Klares Ziel der im Vorlauf siegreichen Sauerländerin ist dennoch der Halbfinaleinzug.

Ihren steten Formanstieg seit der UWV in Ratzeburg nutzen wollen Jonas Gelsen und Marc Weber (RC Nassovia Höchst und RuS Steinmühle Marburg) in ihrem Viertelfinale des Männer-Doppelzweiers. Rang eins und zwei scheinen für die Niederländer Twellaar/Broenink und die Iren Lynch/Doyle reserviert, doch die beiden Hessen hoffen, gleich nach Beiden über die Ziellinie zu kommen. Es wäre ein Meilenstein Richtung Olympia-Qualifikation. Eine scheinbar günstige Auslosung erwischten Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV und Crefelder RC) für ihr Viertelfinale im leichten Doppelzweier der Männer. Norwegen und Neuseeland rangierten im B-Finale von Luzern vor den beiden Deutschen, doch die fühlen sich stark genug, um sich für die Hundertstelentscheidung damals revanchieren zu können, und wollen ins Halbfinale.

Der Männer-Zweier ohne mit Jannik Metzger und Julius Christ (Marbacher RV und RTHC Bayer Leverkusen) steht in seinem Viertelfinale vor seiner bisher schwersten Aufgabe. Die beiden wollen jedoch überraschen und im Kampf ums Halbfinale mitmischen. Im leichten Männer-Einer will Arno Gaus (Bonner RG) ins Halbfinale. Dabei trifft er auch auf Luzern-Finalisten aus Spanien und Polen.

Leonie Menzel und Maren Völz (RC Germania Düsseldorf und RC Potsdam) treffen im Hoffnungslauf des Frauen-Doppelzweiers auf Großbritannien, die Niederlande, Kanada und Südafrika. Mit Platz zwei bleiben Menzel/Völz im Olympia-Rennen, und das ist das klare Ziel.

Das DRV-Programm am Mittwoch: 9.40 Uhr Hoffnungslaufe PR1 W1x, 10.00 Uhr Hoffnungslauf PR1 M1x, 10.57 Uhr Hoffnungslauf PR3 Mixed 2x, 11.19 Uhr Hoffnungslauf W2x, 11.33 Uhr Viertelfinale M1x, 11.54 Uhr Viertelfinale W1x, 12.36 Uhr Viertelfinale LM1x, 13.04 Uhr Viertelfinale LM2x, 13.39 Uhr Viertelfinale M2-, 13.53 Uhr Viertelfinale M2x. 

Events

Boote

Vorlauf 1 7:23.31 1 . Platz
Viertelfinale 1 7:58.16 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:58.35 4 . Platz
Finale B 7:32.44 2 . Platz

Vorlauf 4 7:14.60 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:01.87 3 . Platz
Halbfinale C/D 2 7:21.15 2 . Platz
Finale C 7:00.70 2 . Platz

Vorlauf 2 6:43.51 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:14.14 5 . Platz
Finale B 6:27.26 1 . Platz

Vorlauf 3 6:44.10 1 . Platz
Viertelfinale 2 7:06.01 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:53.47 1 . Platz
Finale A 6:38.08 1 . Platz

Vorlauf 1 6:10.06 2 . Platz
Viertelfinale 2 6:46.11 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:30.01 5 . Platz
Finale B 6:15.48 2 . Platz

Vorlauf 3 6:09.80 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:49.77 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:17.56 3 . Platz
Finale A 6:03.85 6 . Platz

Vorlauf 3 7:22.21 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:11.19 5 . Platz
Halbfinale C/D 1 7:52.95 2 . Platz
Finale C 7:04.85 4 . Platz

Vorlauf 3 7:13.20 4 . Platz
Viertelfinale 3 7:48.83 5 . Platz
Halbfinale C/D 2 8:02.52 2 . Platz
Finale C 7:56.10 4 . Platz

Vorlauf 4 6:17.61 1 . Platz
Viertelfinale 3 6:53.23 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 9:54.74 6 . Platz
Finale B 6:31.08 4 . Platz

Vorlauf 2 7:24.33 4 . Platz
Hoffnungslauf 4 7:23.38 4 . Platz
Halbfinale C/D 2 7:47.08 3 . Platz
Finale C 7:11.28 2 . Platz

Vorlauf 2 6:52.06 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:38.80 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:27.84 6 . Platz
Finale B 6:52.14 5 . Platz

Vorlauf 2 6:39.51 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:39.56 5 . Platz
Finale B 6:20.83 2 . Platz

Vorlauf 2 6:31.05 4 . Platz
Viertelfinale 4 7:06.40 5 . Platz
Halbfinale C/D 1 6:55.66 3 . Platz
Finale C 6:33.08 3 . Platz

Vorlauf 3 6:10.83 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:57.56 4 . Platz
Finale C 6:03.24 4 . Platz

Vorlauf 2 5:46.18 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:40.96 2 . Platz
Finale A 5:28.39 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:23.15 2 . Platz
Finale A 6:37.83 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:37.71 2 . Platz
Finale A 8:40.64 2 . Platz

Vorlauf 2 10:27.91 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 10:36.50 2 . Platz
Finale A 10:51.58 5 . Platz

Vorlauf 3 10:00.77 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 9:35.24 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 9:26.86 2 . Platz
Finale A 9:16.17 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:00.73 3 . Platz
Finale A 10:42.49 3 . Platz

Vorlauf 1 7:13.46 1 . Platz
Finale A 7:29.74 3 . Platz

Vorlauf 2 7:25.90 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:31.19 2 . Platz
Finale A 8:33.80 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:18.54 2 . Platz
Finale A 8:41.50 2 . Platz

Galerien