31. Aug. 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

WM-Ziel für Belgrad: Olympia-Tickets klar machen

Drei Boote, drei Paris-Tickets? Auf dem Bereich Frauen Skull - hier bei der UWV II in Ratzeburg - ruhen für die WM große Hoffnungen. Foto: DRV/Tollhuysen

Endlich kann es losgehen. Der Großteil des Aufgebots des Deutschen Ruderverbandes ist am Mittwoch mit Flügen aus Frankfurt, Dortmund und München in Belgrad eingetroffen. Nach dem Bezug der Zimmer im Hotel Holiday Inn ging es im Shuttle zum ersten Mal an die Strecke Ada Ciganlija. Auch am Donnerstag wird fleißig trainiert. Bei der am Sonntag beginnenden, acht Tage lang dauernden Weltmeisterschaft wollen die deutschen Athlet:innen in 14 olympischen, drei nichtolympischen und sechs Para-Bootsklassen nun umsetzen, was sie sich in der wochenlangen, harten Vorbereitungsphase auf den Saisonhöhepunkt auch mit intensiver sportwissenschaftlicher Unterstützung erarbeitet haben.

Für die DRV-Flotte, deren Meldeergebnis nur von Italien (24 Boote) übertroffen wird, geht es auf dem drei Kilometer langen Save-See nahe des Zentrums der serbischen Hauptstadt vor allem darum, möglichst viele Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu erreichen. „Ich bin sehr gespannt, was wir mit unserer jungen Mannschaft ausrichten können“, sagt Cheftrainerin Brigitte Bielig. „Für die Spiele 2021 in Tokio hatten wir sechs Boote direkt qualifiziert und eines über die Nachqualifikation. Es ist unser Ziel, das wieder zu erreichen. Wenn wir mit sieben Booten nach Paris gehen könnten, wären wir froh.“ Den unter Umständen nötigen Umweg der Nachqualifikation nächstes Jahr in Luzern bezeichnet Bielig als „schwer und nervenaufreibend, aber machbar“.

Zeidler will seinen Titel verteidigen

Der Medaillensegen wird für den DRV in Belgrad wohl überschaubar bleiben. In den olympischen Bootsklassen ist vorab nur Oliver Zeidler ein eindeutiger Medaillenkandidat. Der überzeugende Weltcup-Gesamtsieger möchte seinen im Vorjahr in Tschechien errungenen Titel erfolgreich verteidigen und würde dann zum dritten Mal Weltmeister werden. Aber selbst Zeidler nennt als sein erstes Ziel, das Olympia-Ticket zu lösen, wofür ihm Platz neun genügen würde. „Das Feld ist sehr stark und umfangreich, deshalb freue ich mich auf die Wettkämpfe“, sagt der 27-Jährige, der einer von sage und schreibe 47 Startern im Männer-Einer ist. Er sieht Belgrad, wo er 2022 schon ein Weltcup-Rennen gewann, auch „als Generalprobe für die Olympischen Spiele. Könnte ich meinen WM-Titel verteidigen, wäre das ein guter Fingerzeig für Paris“.

Medaillen Ziel für nichtolympische Boote

Eine Medaille steuern auch die beiden DRV-Boote in den nichtolympischen Klassen an, die ihre WM-Teilnahme selbst finanzieren. Sowohl der Leichtgewichts-Doppelvierer der Männer mit Max von Bülow, Simon Klüter, Fabio Kress und Joachim Agne, der seine UWV im thüringischen Lobenstein absolvierte, als auch der Leichtgewichts-Zweier der Frauen mit Eva Hohoff und Luise Münch, der sich in Essen mit der U23 und zu Hause in Karlsruhe und Speyer vorbereitete, müsste dazu in einem Drei-Boote-Feld Zweiter werden. Der Drittplatzierte geht nach dem Reglement leer aus. Vor einem Jahr holten beide Boote in anderen Besetzungen bereits Bronze.

Paras sind „sehr optimistisch“

Für die Nationalmannschaft Para geht es in Belgrad ebenfalls um eine Qualifikation – die zu den Paralympics 2024, die kurz nach den Olympischen Spielen ebenfalls in Paris und seinem Umland ausgetragen werden. „Ich bin sehr optimistisch. Wir haben ein gutes Team, in dem wir auch junge Kräfte integrieren konnten. Wir werden Gas geben“, verspricht Marc Stallberg, der Cheftrainer Para. Auf Edelmetall hofft vor allem der gesteuerte Mixed-Vierer PR3 mit Susanne Lackner, Jan Helmich, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Steuerfrau Inga Thöne, der vergangenes Jahr schon Silber holte. „Dieses Jahr konnten wir uns weitaus besser vorbereiten als 2022, weil ich so spät klassifiziert wurde. Aber dennoch wird es angesichts der Konkurrenz nicht einfach, eine Medaille zu holen“, sagt Marchand, die am Schlag sitzt.

„Die Halbfinals sind unsere Finals“

Zurück zum Hauptthema dieser WM aus deutscher Sicht.  „Die Maximierung der Qualifikationsplätze für die Olympischen Spiele steht für uns im Vordergrund“, sagt auch DRV-Sportdirektor Mario Woldt. „Die Halbfinals sind in Belgrad unsere Finals“, bringt es Cheftrainerin Bielig auf den Punkt. Bedeutet: Wer ins Finale rudert, hat – von den beiden Achtern abgesehen – das Olympia-Ticket bereits sicher. Wer ins B-Finale kommt, muss dort noch einmal Gas geben.

Hoffnung auf den Frauen Skull

Welche Boote machen nach dem bisherigen Abschneiden in dieser Saison und den Trainingsergebnissen neben Zeidler besonders Hoffnung, es nach Paris schaffen zu können? Dazu gehört der komplette Bereich Frauen Skull. Alexandra Föster im Frauen-Einer und der Frauen-Doppelvierer mit Sarah Wibberenz, Pia Greiten, Frauke Hundeling und Tabea Schendekehl bilden zwei physisch sehr starke Boote. Föster gewann bei ihrem Comeback nach Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn das Weltcup-Rennen in Varese und müsste mindestens Neunte werden. Der Doppelvierer stand in allen seinen Rennen im A-Finale, müsste für Paris aber schon auch auf Platz sieben kommen. „Was wir in dieser Saison schon geschafft haben, gibt uns Selbstvertrauen“, sagt Schlagfrau Schendekehl. Der Doppelzweier mit Leonie Menzel und Maren Völz müsste Rang elf erreichen, was nach den bisherigen Saisonleistungen durchaus möglich erscheint. Zu den größten Hoffnungsträgern auf ein Paris-Ticket zählt auch der Männer-Doppelvierer mit Anton Finger, Max Appel, Tim-Ole Naske und Moritz Wolff, der sich in diesem Jahr im Wettkampf und in den einzelnen Trainingsparametern stetig gesteigert hat.

Hohe Hürde für den Deutschland-Achter

Besonders hoch ist die Qualifikationshürde für den Deutschland-Achter. Platz fünf müsste das Boot im Zehner-Feld gegen die komplette Weltelite einfahren, einfach wird das nicht. „Als wir keine Krankheitsausfälle mehr hatten, haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Jetzt ist die Vorfreude auf die WM groß; auf die Möglichkeit, uns für Paris zu qualifizieren“, sagt Schlagmann Mattes Schönherr optimistisch. Die Nachqualifikation gelte es „zu umgehen, weil wir die Zeit nach der WM zum langfristigen Aufbau bis zu den Spielen nutzen wollen“.

Auf der Paris-Rechnung sollte man aber auch den Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer haben. Bei den Relationsrennen zum Abschluss der zweiten UWV am letzten Samstag machten Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann jedenfalls mächtig Eindruck, als sie das Relationsrennen gegen den schweren Zweier mit Jonas Gelsen und Marc Weber nur hauchdünn verloren. Rommelmann möchte nach Silber in Tokio unbedingt noch einmal zu den Olympischen Spielen, nach Paris werden die Leichtgewichte wahrscheinlich aus dem Programm gestrichen. Platz 7 in Belgrad ist keineswegs außer Reichweite, wenn es den beiden gelingt, die hauchdünnen Rückstände beim Weltcup in Luzern in Vorsprünge umzuwandeln. Ähnliches gilt fast für Gelsen/Weber, die in Belgrad Elfte werden müssten, um fix in Paris zu starten, und ihre gestiegene Qualität nachweisen wollen.

Die intensive Trainingsarbeit umsetzen

Auch andere Boote möchten zeigen, dass sie die intensive Trainingsarbeit so weit nach vorne gebracht hat, um in Paris dabei sein können. Das gilt zum Beispiel für den Männer-Vierer ohne mit Theis Hagemeister, Malte Großmann, Mark Hinrichs und Sönke Kruse, der endlich komplett fahren kann und Platz sieben als Ziel hat. Oder für den von Lena Sarassa und Hannah Reif gebildeten Frauen-Zweier, der nach dem Betreuungswechsel weiter an sich gefeilt hat und um den nötigen Platz elf kämpfen will.

Für den Männer-Zweier ohne mit Julius Christ und Jannik Metzger wäre es Rang elf, der für Paris benötigt wird. Beide werden mit großem Ehrgeiz antreten. Gleiches gilt für den Frauen-Vierer ohne mit Lena Osterkamp, Sophie Leupold, Melanie Göldner und Luisa Schade, obwohl die Trauben mit Quali-Rang sieben sehr hoch hängen. Siebte müssten auch die Zwillinge Johanna und Marion Reichardt im leichten Frauen-Doppelzweier werden. An Kampfgeist wird es bei den Beiden wie immer nicht mangeln. 

Groß ist die Freude beim U23-Achter der Frauen, bei der A-WM dabei zu sein. Nach Silber bei der Nachwuchs-WM war das gut eingespielte Boot für Belgrad nachnominiert worden, alle sind nun erkennbar mit Feuereifer dabei. Platz fünf im Achter-Feld würde die Olympia-Qualifikation bedeuten, aber das wäre eine kleine Sensation. Michelle Lebahn, Chiara Saccomando, Ricarda Heuser, Antonia Galland, Emilia Fritz, Olivia Clotten, Lene Mührs, Klara Kerstan und Steuerfrau Annalena Fisch werden einfach versuchen, zum Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit – vier Athletinnen studieren nach der WM in den USA - ihr Bestes zu geben. 

Arno Gaus, der Ersatzmann für den Leichtgewichts-Doppelzweier ist, tritt wie schon zwei Mal in dieser Saison auch bei der WM im leichten Männer-Einer an und hofft auf eine gute Platzierung im 28 Starter starken Feld.

Aussichtsreiche Para-Boote

In der Nationalmannschaft Para gibt es neben dem Mixed-Vierer PR3, der sich mit Rang sechs für die Paralympics qualifizieren würde auch weitere aussichtsreiche Boote. In den Einern PR1 wollen Manuela Diening und Marcus Klemp unbedingt die Quali schaffen, mit der Rang sieben verbunden wäre. Sechste müssten Paul Umbach und Sylvia Pille-Steppat im Mixed-Zweier PR 2 dazu werden, Rang fünf müsste es für Hermine Krumbein und Valentin Luz im neuen Mixed-Zweier PR3 werden. In der nichtolympischen Klasse Zweier ohne PR3 sammeln Daniel Müller und Moritz Hagen erste WM-Erfahrungen.

 

Der Weg nach Paris 2024

Diese WM-Platzierungen müssen die deutschen A-Boote erreichen, um sich direkt für die Olympischen Spiele 2024 zu qualifizieren:

5. Platz: M8+, W8+

7. Platz: W4x, M4x, LW2x, LM2x, W4-, M4-

9. Platz: W1x, M1x

11. Platz: W2x, M2x, W2-, M2-

Zudem besteht die Möglichkeit, sich vom 19. bis 21. Mai 2024 über die Finale Ausscheidung in Luzern zu qualifizieren (jeweils Platz 1 oder 2) 

Diese WM-Platzierungen müssen die deutschen Para-Boote erreichen, um sich direkt für die Paralympics 2024 zu qualifizieren:

5. Platz: PR3 Mixed 2x

6. Platz: PR2 Mixed 2x, PR3 Mixed 4+

7. Platz: PR1 W1x, PR1 M1x

Zudem besteht die Möglichkeit, sich vom 19. bis 21. Mai  2024 über die Finale Ausscheidung in Luzern  zu qualifizieren (ein Boot im PR1 W1x, PR1M1x  und im PR 3 Mixed 2x; zwei Boote im PR2 Mixed 2x und im PR3 Mixed 4+).

Events

Boote

Vorlauf 1 7:23.31 1 . Platz
Viertelfinale 1 7:58.16 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:58.35 4 . Platz
Finale B 7:32.44 2 . Platz

Vorlauf 4 7:14.60 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:01.87 3 . Platz
Halbfinale C/D 2 7:21.15 2 . Platz
Finale C 7:00.70 2 . Platz

Vorlauf 2 6:43.51 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:14.14 5 . Platz
Finale B 6:27.26 1 . Platz

Vorlauf 3 6:44.10 1 . Platz
Viertelfinale 2 7:06.01 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:53.47 1 . Platz
Finale A 6:38.08 1 . Platz

Vorlauf 1 6:10.06 2 . Platz
Viertelfinale 2 6:46.11 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:30.01 5 . Platz
Finale B 6:15.48 2 . Platz

Vorlauf 3 6:09.80 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:49.77 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:17.56 3 . Platz
Finale A 6:03.85 6 . Platz

Vorlauf 3 7:22.21 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:11.19 5 . Platz
Halbfinale C/D 1 7:52.95 2 . Platz
Finale C 7:04.85 4 . Platz

Vorlauf 3 7:13.20 4 . Platz
Viertelfinale 3 7:48.83 5 . Platz
Halbfinale C/D 2 8:02.52 2 . Platz
Finale C 7:56.10 4 . Platz

Vorlauf 4 6:17.61 1 . Platz
Viertelfinale 3 6:53.23 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 9:54.74 6 . Platz
Finale B 6:31.08 4 . Platz

Vorlauf 2 7:24.33 4 . Platz
Hoffnungslauf 4 7:23.38 4 . Platz
Halbfinale C/D 2 7:47.08 3 . Platz
Finale C 7:11.28 2 . Platz

Vorlauf 2 6:52.06 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:38.80 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:27.84 6 . Platz
Finale B 6:52.14 5 . Platz

Vorlauf 2 6:39.51 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:39.56 5 . Platz
Finale B 6:20.83 2 . Platz

Vorlauf 2 6:31.05 4 . Platz
Viertelfinale 4 7:06.40 5 . Platz
Halbfinale C/D 1 6:55.66 3 . Platz
Finale C 6:33.08 3 . Platz

Vorlauf 3 6:10.83 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:57.56 4 . Platz
Finale C 6:03.24 4 . Platz

Vorlauf 2 5:46.18 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:40.96 2 . Platz
Finale A 5:28.39 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:23.15 2 . Platz
Finale A 6:37.83 2 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:37.71 2 . Platz
Finale A 8:40.64 2 . Platz

Vorlauf 2 10:27.91 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 10:36.50 2 . Platz
Finale A 10:51.58 5 . Platz

Vorlauf 3 10:00.77 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 9:35.24 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 9:26.86 2 . Platz
Finale A 9:16.17 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 10:00.73 3 . Platz
Finale A 10:42.49 3 . Platz

Vorlauf 1 7:13.46 1 . Platz
Finale A 7:29.74 3 . Platz

Vorlauf 2 7:25.90 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:31.19 2 . Platz
Finale A 8:33.80 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 8:18.54 2 . Platz
Finale A 8:41.50 2 . Platz

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