04. Juli 2023 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Weltcup-Abschluss in Luzern als Generalprobe für die WM

Der Rotsee in Luzern: Noch ist die Regattastrecke verlassen. Foto: Yannick Schurwanz

Vier Medaillen holten die deutschen Ruderer vor drei Wochen beim zweiten Weltcup in Varese: Gold im Skiff für Föster und Zeidler, Bronze für den Frauen-Doppelvierer und den Männer-Achter. Es waren vier Medaillen, die der Stimmung in und um die Nationalmannschaft gutgetan haben. Es wäre wunderbar, würde der DRV-Auswahl am kommenden Wochenende beim letzten Weltcup in Luzern Ähnliches gelingen. Doch die Konkurrenz wird so stark sein wie noch nie in dieser Saison. Bis auf die USA und Italien sind alle führenden Ruder-Nationen bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaft im September in Belgrad vertreten. Fast 700 Ruderinnen und Ruderer aus 52 Nationen sorgen in 16 Bootsklassen für absoluten Hochbetrieb auf dem wegen seiner fairen Bedingungen vielgerühmten Rotsee. 46 Meldungen liegen alleine für den Männer-Einer vor – das gab es noch nie. Die Vorläufe in allen Bootsklassen mit mehr als zwölf Booten werden ausnahmsweise als “Time Trials“ ausgefahren – es entscheiden also die Zeiten und nicht die Platzierungen. Ausgenommen davon sind allerdings Frauen-Doppelvierer, Frauen-Vierer und die beiden Achter.

Erreichen der Quotenplätze im Vordergrund

„Wir hoffen natürlich auch auf Medaillen, aber unser Kampf geht in erster Linie darum, die Quotenplätze zu erreichen, die bei der WM das Ticket für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris bringen würden. Das wird teilweise schwer genug“, sagt DRV-Cheftrainerin Brigitte Bielig. Zur Erklärung: Der Deutschland-Achter müsste bei der WM Fünfter werden, um direkt bei Olympia dabei zu sein und nicht in die weitere Qualifikation zu müssen. Alle anderen Boote benötigen WM-Ränge zwischen sieben und elf. „Luzern wird ein guter Test werden, wo wir zwei Monate vor der WM stehen. Bis dahin können wir uns in den unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen, die uns immer viel bringen, noch verbessern“, sagt Bielig. Nicht erfreulich: Wegen krankheitsbedingter Ausfälle sind für Luzern in einigen Booten kurzfristige Umbesetzungen nötig.

Die besten Siegchancen aus deutscher Sicht hat auch in der Schweiz natürlich Oliver Zeidler, der nach seinem dritten Sieg auf der traditionsreichen Henley-Regatta in München nur die Wäsche wechselte, um dann gleich weiter nach Luzern zu reisen. Nach seinen Erfolgen in Zagreb und Varese ist Zeidler selbstbewusst genug, um nun den Weltcup-Hattrick anzupeilen. Das verhindern können in erster Linie der griechische Olympiasieger Stefanos Ntouskos, der Zeidler bei der EM in Bled schon Paroli bot, der Däne Sverri Nielsen und der britische WM-Dritte Graeme Thomas, der sein Saisondebüt gibt.

Föster trifft auf zwei ihrer Vorbilder

Auf dem Rotsee ließ Alexandra Föster vor einem Jahr mit ihrem Überraschungssieg die Frauen-Skull-Szene in Verblüffung zurück. Dennoch fiel es ihr schwer, zu Gunsten des erneuten Starts in Luzern und des Ziels A-WM auf die Teilnahme an der U23-Weltmeisterschaft und die Möglichkeit, in dieser Altersklasse zum dritten Mal Weltmeisterin zu werden, zu verzichten. In Varese gelang Föster mit dem Sieg ein tolles Comeback nach ihrer Verletzungspause zu Beginn des Jahres. Nun wartet ein echter Härtetest auf die ehrgeizige Ruderin, denn sie trifft auf dem Wasser zwei ihrer Vorbilder: die Welt- und Europameisterin Karolien Florijn aus den Niederlanden und die Olympiasiegerin Emma Twiggs aus Neuseeland.

Auch für den Doppelvierer der Frauen um Schlagfrau Tabea Schendekehl, der sich in Varese mit einem Podiumsplatz belohnte, ist die Konkurrenz in Luzern stärker. Europameister Ukraine und der EM-Zweite Niederlande sind neu am Start. China und Großbritannien, die in Varese vor dem drittplatzierten deutschen Boot einkamen, sind wieder dabei. Auch für den vierten deutschen Medaillen-Gewinner von Varese, den Deutschland-Achter, hängen die Trauben in der Schweiz hoch. Die Niederlande und Rumänien sind anders als in Italien am Start und sorgen für ein hochkarätiges Sieben-Boote-Feld, in dem die unveränderte Crew um Schlagmann Mattes Schönherr bestehen will.

Um beim Riemen und dem Stützpunkt Dortmund zu bleiben: Olympia-Silber-Gewinner Hannes Ocik hatte lange auf eine Chance gewartet. In Luzern erhält er sie, zwar nicht im Achter, aber als Bugmann im erneut umbesetzten Vierer ohne Steuermann. Krankheitsbedingt fällt erneut Mark Hinrichs aus, ebenso wie Julius Christ aus dem Zweier. Der wurde gestrichen, und Jannik Metzger rückt ebenfalls neu in den Vierer, der damit in der Besetzung Ocik/Großmann/Metzger/Kruse fahren wird. Theis Hagemeister und Paul Klapperich sind die Ersatzleute.

Aus dem Frauen-Achter wird ein Vierer

Einen deutschen Frauen-Achter wird es in dieser Saison nicht mehr geben. Die Ruderinnen und die Verantwortlichen haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Viele Gespräche wurden unter Mitwirkung von Cheftrainerin Bielig in Berlin geführt, bis das Ergebnis feststand: Aus dem Achter wird wegen der personellen Nöte ein Vierer mit zwei passenden Ersatzruderinnen, der in Luzern gegen harte Konkurrenz sein Debüt gibt. Lena Osterkamp, Melanie Göldner, Luisa Schade und Sophie Leupold auf Schlag sollten zunächst im Boot sitzen, Nora Peuser und Katarina Tkachenko ihre Chance suchen. Doch Schade ist erkrankt und kann nicht mit in die Schweiz reisen. Das Problem auf der Steuerbord-Seite löst nun Alyssa Meyer, die nach einer monatelangen Zwangspause zuletzt stabil trainierte, einen guten Ergo-Test absolvierte, und so einspringen darf.  Nicht mehr dabei sind Achter-Steuerfrau Larina Hillemann, die ihren Rücktritt als Steuerfrau und Aktivensprecherin erklärte, Tabea Kuhnert (Rippenbruch), die zur U23 zurückgekehrte und dort für die WM im Doppelvierer nominierte Judith Guhse, Lisa Holbrook (Studiengründe) und Anna Härtl (Pause).

Beim Frauen-Zweier hat sich die Betreuung verändert. Hannah Reif und Lena Sarassa trainieren statt in Frankfurt jetzt in München bei Heino Zeidler, der damit neben seinem Sohn Oliver ein zweites Boot unter seine Fittiche nimmt. 

In der Konkurrenz der Frauen-Doppelzweier startet neben Leonie Menzel/Maren Völz ein zweites Boot, das Sophia Krause und Katrin Volk bilden. Beide sollen Wettkampfpraxis sammeln, haben aber auch Ambitionen, bei der WM im Leichtgewichts-Doppelzweier die deutschen Farben zu vertreten, falls sie das Gewichtslimit schaffen und einen nationalen Ausscheid Mitte August gewinnen. Damit würden sie in Konkurrenz zu Marion und Johanna Reichardt treten, die in Luzern wieder antreten.

Erstmals Para-Rudern auf dem Rotsee

Erstmals wird auch Para-Rudern auf dem Rotsee ausgetragen. Im Mai 2024 wird dort die finale Olympia-Qualifikation stattfinden. „Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse und der sensiblen Umwelt am Rotsee“ seien dafür „Anpassungen im Betriebsablauf und Logistikkonzept“ erforderlich, heißt es auf der Webseite des Luzerner Rudervereins. Beim nötigen Probelauf in den Wettbewerben der PR1-Einer sind die Deutschen Manuela Diening und Marcus Klemp dabei.

Die Rennen in Luzern beginnen am Freitag. Am Samstag stehen die Finals der internationalen Bootsklassen an, am Sonntag die für alle olympischen Bootsklassen. Streams von allen A-Finals sind auf www.worldrowing.com zu sehen.

Events

Boote

Vorlauf 3 7:41.36 2 . Platz
Viertelfinale 1 7:23.94 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.70 2 . Platz
Finale A 7:42.43 6 . Platz

Vorlauf 5 7:52.01 4 . Platz
Finale E 7:51.40 1 . Platz

Vorlauf 6 6:53.38 2 . Platz
Viertelfinale 1 6:47.05 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.43 1 . Platz
Finale A 6:42.60 1 . Platz

Vorlauf 8 6:56.01 4 . Platz
Finale E 7:14.43 6 . Platz

Vorlauf 3 7:07.81 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:53.85 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:17.12 4 . Platz
Finale B 7:05.99 2 . Platz

Vorlauf 2 7:07.92 3 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:53.82 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:17.44 5 . Platz
Finale B 6:55.39 1 . Platz

Vorlauf 3 7:09.80 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:00.60 4 . Platz
Finale C 7:07.04 1 . Platz

Vorlauf 2 6:34.60 5 . Platz
Hoffnungslauf 3 6:17.31 3 . Platz
Finale C 6:23.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.65 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:54.21 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:22.81 6 . Platz
Finale B 7:06.33 6 . Platz

Vorlauf 2 6:17.70 2 . Platz
Hoffnungslauf 3 6:15.97 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:31.04 6 . Platz
Finale B 6:21.22 6 . Platz

Vorlauf 1 6:20.76 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:19.16 2 . Platz
Finale A 6:33.83 6 . Platz

Vorlauf 2 5:42.17 2 . Platz
Hoffnungslauf 2 5:45.76 2 . Platz
Finale A 5:41.42 5 . Platz

Vorlauf 1 7:51.71 6 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:19.98 5 . Platz
Finale C 0:00.00 3 . Platz

Vorlauf 1 6:53.62 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:00.60 5 . Platz
Finale B 6:42.29 3 . Platz

Vorlauf 1 6:02.58 5 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:55.46 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:17.21 5 . Platz
Finale B 6:01.09 5 . Platz

Vorlauf 1 5:31.65 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 5:30.04 2 . Platz
Finale A 5:29.67 5 . Platz

Galerien